12. Uelzener Forum

  • 25.11.21 16:01
  • Vera Huber
  •   Suderburg

„Gefahr! Rechtsextremismus“ - so brachte das 12. Uelzener Forum, ausgerichtet vom Präventionsrat Uelzen und der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fakultät Handel und Soziale Arbeit in Suderburg sowie dem Paritätischen in Uelzen gesellschaftliche Entwicklungen auf den Punkt.

Über einen neuen Teilnahmerekord konnte sich Hans Lepel, Vorsitzender des Präventionsrates Uelzen, bei dieser Online-Veranstaltung am 19.11. freuen. Rund 345 Teilnehmer*innen, darunter auch mehrere Schulklassen verschiedener Schulen aus Uelzen, bekamen Informationen, diskutierten Anregungen und entwickelten Ideen. In diesem Jahr fand das Forum erstmals online statt. „So konnten wir auch vielen interessierten Menschen aus der gesamten Bundesrepublik Einblicke in dieses hochaktuelle Thema bieten, die sonst auf Grund räumlicher Distanz nicht hätten teilnehmen können“, so Lepel.

Das Spektrum der Vorträge und Workshops reichte von Erkenntnissen der Psychologie, Kriminologie, Politik- und Medienwissenschaften bis zu Orientierungen, Handlungsempfehlungen und Erfahrungsaustauschen aus Nachbarschaftsinitiativen. Prof. Dr. Detlef Gaus, Prodekan der Fakultät Handel und Soziale Arbeit der Ostfalia Hochschule, betonte in seiner Abschlussmoderation, wie wichtig die nachhaltige Vernetzung der verschiedenen Institutionen kreis- und länderübergreifend ist. „Präventions- und politische Bildungsarbeit ist ein Dauerlauf, der immer wieder an bestimmten Stationen vorbeiführt“, so fasste er die Ergebnisse der Diskussionen zusammen. Hierbei gilt es, persönliche Haltung und Stärke nachhaltig und intelligent mit belastbaren Strukturen zu vernetzen.

Durch den Tag führte Prof. Stefan Müller-Teusler für den Paritätischen.
Aus entwicklungspsychologischer Sicht führte Prof. Dr. Andreas Beelmann, Lehrstuhlinhaber an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, in die Forschungslage ein. Beelmann betonte langfristige, lange latent bleibende Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung in wechselseitiger Abhängigkeit mit sozialen Strukturen für die Entwicklung rechtsextremer Einstellungen.
Ihm folgte für das Kriminologische Forschungsinstitut Yvonne Krieg. Seit 2013 führt das Institut Längsschnittstudien eine Dunkelfeldbefragung in den neunten Jahrgangsstufen durch, um die Entwicklung rechtsextremistischer Einstellungen unter Pubertierenden zu beobachten. In Kriegs Vortrag wurde deutlich, dass manifeste rechtsextreme Einstellungen eher gering ausgeprägt sind, dass aber gerade Verschwörungsmythen gerade für Unentschiedene einen Verbindungsknoten in rechte Szenen hinein darstellen.

In den darauf folgenden Workshops waren die Beiträge aller Teilnehmenden. Teils prominente Paten wie der ZEIT-Autor Bastian Berbner, teils hochrangige Expert*innen für unterschiedliche Handlungsfelder leiteten ihre jeweiligen Arbeitsgruppen an. In diesen ging es um konkrete Ansatzpunkte und Handlungsmöglichkeiten für zivilgesellschaftliche Akteure wie für pädagogische Profis.

Das Uelzener Forum ist eine zweijährig durchgeführte regionale Vernetzungs- und Weiterbildungsveranstaltung. Es wird seit 1999 im zweijährigen Rhythmus durchgeführt. Sein Zweck ist es, auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen aufmerksam zu machen und zivilgesellschaftliche Akteure, Fachleute, Betroffene und Interessierte miteinander in Kontakt zu bringen. Die derzeitige Form der Kooperation von Uelzener Präventionsrat, Ostfalia, Fakultät Handel und Soziale Arbeit, sowie Paritätischem Uelzen besteht so seit 2014.

Die Erkenntnisse des 12. Uelzener Forums werden an der Ostfalia Hochschule auch weitergehend genutzt. So verwenden Prof. Dr. Gaus und Prof. Dr. Henning van den Brink die Ergebnisse der Workshops für die Module der erziehungs- und sozialwissenschaftlichen Grundlagen sowie für verschiedene Projektarbeiten im Studium der Sozialen Arbeit. Für die Nachnutzung der erarbeiteten Inhalte ist zudem ein Tagungsband geplant, der gezielt für die Praxis erarbeitet wird und so Orientierungen ermöglichen soll.

Text: Gaus/vh

 

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