Internationaler Workshop zur Sozialen Arbeit mit Geflüchteten

  • 10.12.18 14:17
  • Vera Huber
  •   Wolfenbüttel / Am Exer

Studierende aus Russland, Polen, England und Deutschland infomierten sich in Braunschweig und Wolfenbüttel gemeinsam über die Arbeit mit geflüchteten Menschen.

Internationaler Austausch hat in der Sozialen Arbeit lange Tradition. Getragen von der Einsicht, dass Menschen überall auf der Welt immer wieder vor vergleichbaren soziaIen Herausforderungen stehen, suchen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im grenzüberschreitenden Austausch nach gemeinsamen Lösungsansätzen. Wo wenn nicht in der Arbeit mit Flüchtlingen könnten dieses Selbstverständnis und diese Notwendigkeit klarer zu Tage treten?

Die Fakultät Soziale Arbeit bekennt sicht zu dieser Tradition internationaler Solidarität, was nicht zuletzt in der Förderung vielfältiger Austauschaktvitäten seinen Ausdruck findet. Die Planung und Durchführung internationaler Begegnungen sind fester Bestandteil des Hochschulalltages. So fand zuletzt in der Woche vom 3.12. bis 7.12.2018 der dritte internationale Workshop mit Studierenden aus den Partnerhochschulen in Wologda (RUS), Lodz (Polen) und Preston (UK) statt.

Unter Leitung von Elina Tiutiunnikova (RUS), Jagoda Przybysz (PL) sowie Phil O’Hare und Deborah Ford (beide UK) haben Studierende aus Russland, Polen und England an einem trinationalen Seminar zum Themenfeld „Ruhe nach dem Sturm – aktuelle Herausforderungen in der Flüchtlingshilfe“ teilgenommen. Das Programm führte die Gruppe in unterschiedliche soziale Einrichtungen in Wolfenbüttel, Braunschweig und Hannover.

Der Besuch im Bildungszentrum der Volkshochschule des Landkreises Wolfenbüttel hatte die Möglichkeiten der sprachlichen bzw. beruflichen Förderung von Flüchtlingen bzw. neu im Landkreis ankommenden Migrantinnen und Migranten im Fokus. Ohne Netzwerkarbeit lässt sich dabei wenig erreichen, erläuterteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort. Eine Einsicht, die auch im Bürgertreff Salewo der Arbeiterwohlfahrt erkannt und mit Leben erfüllt wird. Zugleich wurde deutlich, wie wichtig der direkte, zwischenmenschliche Kontakt für den Abbau von Vorurteilen und das gegenseitige Kennenlernen sind. Um etwas zu bewegen bedarf dabei of gar nicht so großer Anstrengungen. Ein wenig Zeit und die Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen, genügen oft schon.

In Braunschweig galt das Interesse der (Lebens-)Situation von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, mithin einer Gruppe, die besonderen Schutzbedarf hat. Die Mitarbeiterinnen der Abteilung 51.21 des Jugendamtes der Stadt Branschweig gaben eine tiefen, berührenden Einblick in die Lebensgeschichten der jungen Flüchtlinge, die in Braunschweig Schutz gefunden haben. Psychologische und sozialarbeiterische Hilfen müssen bedarfsorientiert angeboten werden, um den jungen Menschen, die häufig verstörende bzw. traumatisierende Erfahrungen gemacht haben, ein möglichst normales Leben in ihrer neuen Heimat zu ermöglichen.

Ein besonders bewegender Moment war der Besuch in der Mahn- und Gedenkstätte Bergen-Belsen. An einem Ort, an dem zehntausende Menschen Opfer von Mord, Gewalt, Folter und Verfolgung wurden, wurde den Studierenden überdeutlich, dass auch heute der Schutz menschlichen Lebens oberstes Gebot einer solidarischen Völkergemeinschaft sein sollte. Wegschauen, Vergessen und Verdrängen töten – auch heute noch bzw. wieder! 

In gemeinsamen Reflexionsrunden an der Hochschule wurden die erlebten Erfahrungen ausgetauscht und vertieft. „Ziele derartiger Exkursionen sind das wechselseitige Kennenlernen und der Abbau von Vorurteilen. Wir sind deshalb sehr froh, dass es uns nunmehr schon zum dritten Mal gelungen ist, Studierende aus unseren Partnerhochschulen zu einem gemeinsamen Seminar zusammenzuführen“, so Prof. Dr. Jürgen Boeckh, der das Seminar auf deutscher Seite organisiert hat. „Die Studierenden erleben, dass sich - so unterschiedlich die Welten, aus denen sie selbst kommen auch sein mögen - die sozialen Herausforderungen ähneln und Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession über Grenzen hinweg gefordert ist“, so Boeckh weiter.

Text und Foto:  Jürgen Boeckh

 

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