Kanarentörn

Fahrtgebiet

Kanarische Inseln

Fahrzeit

15.-21.1.2022

Fahrtroute

Las Gallettas (Teneriffa) – San Sebastian (La Gomera) – Estaca (El Hierro) –Santa Cruz (La Palma) – San Sebastian (La Gomera) – Las Gallettas (Teneriffa)

Gesamtstrecke

216,3sm

Schiffsname

Pina Colada

Schiffstyp

Elan Impression 434

Skipper

Rolf

Crew

3 Crew

Als im Sommer 2021 die Corona-Pandemie in Deutschland abnehmende Inzidenz aufwies, die Impfungen Fahrt aufnahmen und man auf ein Ende der Pandemie hoffen konnte, kam die Idee eines Kanarentörns 2022 auf. Die Preise für Charter und Flüge waren günstig und so fand sich schnell eine Crew zusammen. Man konnte ja nicht ahnen, dass im November 2021 eine neue Virusmutante Omikron die Situation noch einmal ändern sollte. Spanien wurde wieder ein Hochrisikogebiet und vor nicht notwendigen touristischen Reisen wurde vom Auswärtigen Amt gewarnt. Zumindest für Staatsbedienstete kann eine Reise in ein Land mit entsprechender Reisewarnung erhebliche Folgen nach sich ziehen. Nur interessiert eine solche Reisewarnung einen spanischen Vercharterer und auch die Fluggesellschaft nicht, denn die Reise ist ja prinzipiell möglich und die gebuchte Leistung wird erbracht. Also gab es nur die Alternativen „Kanarentörn fahren“ oder „ Absagen und trotzdem bezahlen“. Die Mehrheit entschied sich dann für die erste Variante und bereits am Flughafen und insbesondere im Flugzeug konnte man feststellen, dass es offensichtlich nur wenige Personen gab, die sich von der Reisewarnung abschrecken ließen. Immerhin konnte man schon eine Booster-Impfung bekommen und erste Meldungen, dass Omikron deutlich harmloser ist als Delta, wurden bereits veröffentlicht. Trotz gemischter Gefühle wollten wir den Törn fahren und genießen.

Bereits beim Anflug auf den Flughafen Teneriffa Sur konnten wir den Hafen von Las Gallettas sehen. Der Steg des Vercharterers liegt in der Nähe der bescheidenen Sanitäranlagen. Durch den Südostwind stand einigermaßen Schwell im Hafen, so dass man bereits auf dem Schwimmsteg seekrank werden konnte.

kanaren22anflugBlick aus dem Flugzeug mit Hafen Las Gallettas und Liegeplatz der Segelyacht

Die Wettervorhersage war bereits einige Tage vor dem Törn relativ stabil. Durch ein Tief westlich der Kanaren sollte der Wind maßgeblich aus Südost kommen. Dieser Wind wird auf den Kanaren auch Calima genannt, der die Temperaturen steigen und die Sichtweite durch den mitgeführten Wüstensand der Sahara sinken lässt. Die Windstärke sollte dabei von 6-8Bft am Sonntag und Montag im Verlauf der Woche auf 1-2Bft am Freitag abnehmen. Da am Montag zusätzlich starker Regen mit Gewitterneigung vorhergesagt war, wollten wir am Sonntag auf jeden Fall noch bis nach La Gomera fahren, um dann am Montag ggf. einen Hafentag einzulegen. Die erforderliche Reservierungsanfrage hatten wir schon am Sonnabend an den Hafen von San Sebastian de la Gomera gesendet und eine Bestätigung erhalten.

kanaren22routeGeplante und gefahrene Route des Törns bei untypischer Wetterlage mit SE-Wind

Die Segelyacht war für eine Charteryacht alt (Baujahr 2005), aber dennoch relativ gut erhalten. Die Rollgenua und das Lattengroß mit zwei Reffs waren in sehr gutem Zustand. Es fehlten lediglich die Motoranzeigen, was aber durch problemlosen Start des Motors kompensiert wurde. Bei dem Alter des Schiffes waren natürlich einige Kratzer am und im Schiff sowie leichte Dellen im Relingzaun/Bugkorb vorhanden, wobei die Delle am Großbaum etwas unschöner war. Und es stand etwas Wasser in der Bilge, welches aber nur bei schwerem Seegang durch die teilweise etwas undichten Fenster am Bug stieg. Insgesamt waren wir vom allgemeinen Zustand des Schiffes aber positiv überrascht, auch wenn der Tank bei der Übergabe gerne hätte voll sein dürfen.

kanaren22schiffSegelyacht Pina Colada (mit gleichnamigen Törn-Song von Rupert Holmes)

Nach der Ankunft und dem etwas überteuerten Einkauf, der aber immerhin ans Schiff geliefert wurde, stand das obligatorische Tappas-Abendessen an der Strandpromenade auf dem Programm. Somit konnten wir am nächsten Tag gestärkt die relativ kurze Überfahrt nach La Gomera in Angriff nehmen. Vorausgesagt war eine Windstärke von bis zu 30kn vor La Gomera, die dann wie üblich um über 10kn übertroffen wurde. Mit achterlichem Wind und Welle von 2,5m war die Überfahrt sicherlich angenehmer als eine Fahrt hoch am Wind. Eine zum Badehandtuch eingereffte Genua reichte als Besegelung vollkommen aus, um das Schiff auf über 7kn Fahrt zu bringen. Dabei bewegte sich das Schiff mit der Welle auf und ab und die Rudergänger mussten aufpassen, dass es im Wellensurf nicht querschlug. Normalerweise rauschen dabei die Wellen von hinten an und verschwinden durch das Auf des Schiffes hinter dessen Heck. Nur zweimal reichte es nicht ganz und die Welle stieg von achtern ins Cockpit ein. Wenn das nur so selten passiert ist es ein Spaß, aber bei noch mehr Wind und Welle wäre es irgendwann unangenehm geworden.

Der Hafen von San Sebastian de la Gomera weist zum Glück einen großen Vorhafen für Fähren auf, der durch eine massive Mole vor Wind und Welle gut geschützt ist. Somit war der Wind in der Einfahrt des Yachthafens auf 20kn abgeflaut und ein Anlegen am Fingersteg problemlos.

kanaren22hafensansebastianHafen von San Sebastian de la Gomera und Liegeplatz

Nach einem Spaziergang durch die Stadt aßen wir in einer empfehlenswerten Pizzeria in der Fußgängerzone. Da sich die Wettervorhersage für Montag nicht geändert hatte, mieteten wir uns kurzerhand ein Auto und erkundeten so die Insel. Durch die Wetterlage waren die Berge jedoch in den Wolken verschwunden, so dass die Aussichtspunkte (Mirador) im Nebel nur selten sehenswert waren. Lediglich das Valle Gran Rey lag im Lee der Insel in der Sonne.

kanaren22ausblickgomeraImpressionen der Inselrundfahrt: Regenwald und Valle Gran Rey

Nach ausgiebiger Besichtigung des Hafenortes Vueltas (eine Yacht war infolge des Sturms gestrandet, der Schwell im Hafen war beachtlich und nur zwei Yachten lagen schwankend an der Kaimauer, der Cortado in der Hafenbar war wieder empfehlenswert, auch wenn dieser durch den starken Wind bereits Wellen im Glas bildete) fuhren wir über Agulo zurück. Durch den starken Regen und Wind gab es auf der Straße einen beachtlichen Steinschlag, sodass wir häufiger nach einer Kurve der Serpentinenstraße den fußballgroßen Steinen ausweichen mussten. Am Ende der Rundfahrt kauften wir im preiswerten Supermarkt Suma ein, da der nächste Hafen Estaca auf El Hierro keine Versorgung in der Nähe bietet.

Die Überfahrt von La Gomera nach El Hierro bei Halbwindkurs mit Windstärke 6Bft im zweiten Reff bei ca. 2m Welle war bei einer Fahrt mit einer Geschwindigkeit von 7-8kn ein Segelspaß im Starkwindsegeln. Zeitweise begleiteten uns sogar einige Delphine. Bei der Ankunft im Hafen Estaca durften wir feststellen, dass der Hafen sich weiterentwickelt hat und neue Sanitäranlagen in Betrieb genommen wurden. Diese befinden sich allerdings am Weststeg, so dass unser Anleger am Oststeg nicht mehr ganz so günstig gelegen war.

Da die Wetterlage weiterhin stabil war, wollten wir am nächsten Tag mit La Palma die vierte Insel ansteuern. Zwar wäre dabei der Hafen Tazacorte auf der Westseite der Insel mit Sicht auf die Auswirkungen des Vulkanausbruchs interessant gewesen, aber bei Südostwind hätte das für die Rückfahrt ein langes Kreuzen gegen Wind und Welle bedeutet. Also entschieden wir uns für den Alternativhafen von Santa Cruz de la Palma auf der Ostseite der Insel, der mit der Hauptstadt auch ein attraktives Ziel bot. Da eine Strecke von ca. 60sm anstand, starteten wir schon um 8:00 Uhr. Bei konservativer Planung mit 6kn Fahrt sollten wir somit vor Sonnenuntergang ankommen und noch ausreichend Zeit für einen Abendspaziergang haben. Während wir zunächst wenig Wind vor El Hierro hatten, steigerten sich Wind und Welle durch die Düse zwischen El Hierro und La Gomera kontinuierlich auf 30kn und 2,5m. Durch den Einfluss von La Gomera kam die relativ kurze und leicht kabbelige Welle allerdings überwiegend querab zum Raumschotskurs, sodass zunehmend ein Aussteuern der Welle erforderlich wurde. Obwohl wir mittlerweile das 3. Reff in die Genua und das 2. Reff im Groß eingebunden hatten, führen wir immer noch 8-9kn. Erfreulicherweise sollte somit die Dauer der Überfahrt kürzer und der Abendspaziergang länger ausfallen. Durch das permanente Aussteuern der Wellen war natürlich zeitweise etwas Druck im Ruder, was dann nach etwa der Hälfte der Überfahrt zum Riss des Steuerseils führte. Da der Skipper das zum vierten Mal erlebte, war bereits etwas Routine vorhanden. Daher war die Notpinne von der erfahrenen Crew schnell aufgesetzt, und die Fahrt wurde mit Autopilot fortgesetzt.

kanaren22ruderNotpinne und Stellzylinder des Autopiloten am Ruderquadranten

Positiv anzumerken ist, dass auf dem Schiff zahlreiche Ersatzteile in der Nähe des Einbauortes vorhanden waren, so dass auch ein Ersatzsteuerseil in der Nähe des Ruderquadranten zu finden war. Allerding zeugten Scheuerspuren am Klappsitz des Hecks davon, dass wir nicht die erste Crew waren, die auf diesem Schiff die Notpinne im Einsatz hatte. Wirklich negativ war jedoch, dass im Bordwerkzeug der erforderliche 17er Ring- oder Maulschlüssel fehlte. Somit verschoben wir die Reparatur auf die Zeit nach dem Anlegen. Nach Kontakt mit dem Vercharterer versprach dieser einen Techniker für die Reparatur zu organisieren.

Den Industriehafen von Santa Cruz erreichten wir trotz des Handicaps bereits um 17:00 Uhr. Nach vorheriger Anmeldung per Funk durften wir nach Ausfahrt der Fähre diesen auch passieren. Der eigentliche Yachthafen liegt am Ende des Industriehafens. Die Einfahrt ist durch ein Hubtor geschützt, welches gemäß Hafenhandbuch erst in den letzten Jahren gebaut wurde, um Schwell im Yachthafen zu reduzieren.

kanaren22palmaAnsteuerung des Hafens von Santa Cruz de la Palma nach Ausfahrt der Fähre

Zwar war das Hubtor bereits geöffnet, aber die roten Lichter signalisierten ein Einfahrverbot. Also hatten wir im Industriehafen noch etwas Zeit das Steuern mit Notpinne und die Koordination zwischen Steuermann und Bediener des Gas-/Getriebehebels bei 20kn Wind und ordentlich Schwell im Hafen zu üben. Wir konnten ja nicht ahnen, dass das Warten am Ende über eine Stunde dauern sollte. Und wie wir später im Heimathafen von einer benachbarten Crew erfuhren, hatten wir dabei noch Glück. Einen Tag vorher warteten sie vergeblich vier Stunden, um dann aufgrund des defekten Tores im Fischereihafen festmachen zu dürfen. Als das Einfahrsignal endlich grün zeigte und wir zusammen mit den anderen wartenden drei Yachten einfahren wollten, meldete der Hafenmeister per Funk, es solle immer nur ein Schiff einfahren und die anderen sollten vor dem Tor warten. Da waren wir allerdings schon als zweites Boot durch das Tor gefahren. Mit dem Hinweis auf unser defektes Ruder fuhren wir weiter und legten problemlos längsseits am Rezeptionssteg an. Danach folgte, die langwierigste Anmeldung, die wir je erlebt haben. Und dabei hatten wir uns bereits im Internet angemeldet und auch eine Bestätigung erhalten. Glücklicherweise waren in der Zwischenzeit zwei Techniker im Auftrag des Vercharterers gekommen, die das Ruder reparierten. Bevor wir dann unseren endgültigen Liegeplatz gegen 20:00 Uhr anfahren konnten, mussten wir uns erst wieder per Funk beim Hafenmeister melden, der uns dann die Erlaubnis erteilte. Immerhin war dann auch ein Marinero am Liegeplatz, der die Festmacherleinen annahm. Leider musste somit der Abendspaziergang durch Santa Cruz deutlich kürzer ausfallen. Wir suchten nur noch etwas zu essen und fanden mit der Tasca Luis ein sehr empfehlenswertes Restaurant, in dem schmackhafte lokale Gerichte zu günstigen Preisen angeboten werden. Bemerkenswert ist auch der sehr gute Orujo Blanco, wenngleich dieser in einer gewöhnungsbedürftigen Verpackung serviert wurde.

kanaren22hubtorAusfahrt aus dem Yachthafen durch das neue aber fehleranfällige Hubtor

Nach einer unruhigen Nacht durch Wind und Welle im Hafen sowie dem Fährverkehr in der Nähe, fiel der Abschied von Santa Cruz nicht sonderlich schwer. Wieder musste man sich beim Hafenmeister vor dem Ablegen per Funk melden. Immerhin öffnete das Hubtor ohne weitere Probleme, sodass wir nach der Öffnung die Freigabe zum Verlassen des Liegeplatzes erhielten. Durch den Einfluss von La Gomera kam der Wind mit 5Bft aus Süd. Somit konnten wir hoch am Wind direkten Kurs auf La Gomera nehmen und der Alternativhafen Garachico entfiel. Diese Alternative hätte für die Rückfahrt zum Ausgangshafen am letzten Tag des Törns eine deutlich längere Strecke und eine Unsicherheit über Kapeffekte im Nordwesten von Teneriffa bedeutet. Nach etwa einem Drittel der Strecke kamen wir in die Windabdeckung von La Gomera. Dabei fühlt es sich so an, als habe Rasmus den Wind plötzlich abgeschaltet. Diese Windabdeckung wurde von keiner Windvorhersage korrekt berechnet, vermutlich fehlt es dazu an ausreichend Daten für die ungewohnte Wetterlage. Da auch die Wellen in der Windabdeckung weniger wurden, konnten wir unter Motor die Nordküste von La Gomera entspannt ansteuern. Im Normalfall ist durch den Nordostpassat ein dichtes Passieren der Insel im Norden nicht empfehlenswert. Aber bei dieser Wetterlage konnten wir die wildromantische und grüne Nordküste aus nächster Nähe genießen, wo wir drei Tage zuvor noch mit dem Auto entlanggefahren sind.

kanaren22gomeraküsteKüstennahe Fahrt entlang der wildromantischen und grünen Nordküste von La Gomera

Lediglich kurz vor dem Ostkap der Insel wehte der Wind wieder mit ca. 20kn genau gegenan, und auch die Wellen wurden größer, sodass wir noch einen Eindruck davon bekommen konnten, was Fahren unter Motor bei frischem Wind und 2m hoher und kurzer Welle bedeuten kann. Wir waren gezwungen den Kurs den Wellen anzupassen, sollte das Schiff nicht nach jeder Welle krachend ins Wellental fallen und durchgeschüttelt werden. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir dann den schützenden Hafen von San Sebastian. Da der Skipper die ruhige Überfahrt in der Abdeckung genutzt hatte, um ein Skippermeal vorzubereiten, genossen wir gleich nach dem Anlegerbier ein „ Thaicurry mit Reis ohne Curry“ und ließen den Tag langsam ausklingen.

Am letzten Tag des Törns war der Wind tatsächlich, wie bereits eine Woche zuvor vorhergesagt, auf 1-2Bft abgeklungen. Somit traten wir nach einem kurzen Stadtspaziergang die Rückreise nach Teneriffa unter Motor an. Endlich hatten sich Wüstensand und Wolken aufgeklart, und wir hatten wieder gute Sicht. So konnten wir den schneebedeckten Teide von Teneriffa sehen und für die Navigation nutzen.

kanaren22teideTeneriffa mit dem schneebedeckten Teide

Durch die ruhige See war sogar eine gedeckte Kaffeetafel mit Kuchen im Cockpit möglich. Für Abwechslung sorgten die beobachteten Delphine und Wale sowie eine Regenfront, die am Ende aber nur wenige Tropfen Regen brachte. Nach kurzem Tankstopp legten wir gegen 15:00 Uhr wieder im Heimathafen an. Die Rückgabe der Yacht verlief ohne Probleme. Zum Abschluss gingen wir dann noch einmal an der Strandpromenade essen.

Der Rückflug sollte am nächsten Tag erst um 16:50 Uhr starten, und die Fahrt zum Flughafen dauert nur ca. 20 Minuten. Somit hatten wir nach dem Frühstück noch ausreichend Zeit für einen Stadtbummel, bevor wir uns wieder auf die Heimreise machten.

An diesen erlebnisreichen Starkwindtörn mit ungewöhnlicher Wetterlage, bei dem wir trotz eines Hafentages mit Inselrundfahrt wie geplant vier Kanareninseln ansteuern konnten und zur Abwechslung neben Delphinen und Wale auch noch einen Ruderbruch erlebten, werden wir uns sicherlich noch lange erinnern. Beigetragen zum Gelingen hat aber insbesondere die erfahrene und harmonische Crew, die den herausfordernden Törn gemeistert hat.

Und trotz einer Inzidenz von deutlich über 1000 hatte die Crew zum Glück keine Bekanntschaft mit der Omikron-Mutante gemacht. Die dann erforderliche Quarantäne hätte uns einige Probleme bereitet, da die spezielle Versicherung für Quarantänekosten, die die Kanarische Regierung freundlicherweise für alle Touristen abgeschlossen hatte, Seereisen explizit ausschloss. Hoffen wir also, dass das Corona-Virus bald endemisch wird und durch Impfung oder Medikamente Einschränkungen zur Vermeidung einer Überlast des Gesundheitswesens nicht mehr erforderlich sind. Erst dann könnte der nächste Kanarentörn ohne größere Corona-Unsicherheiten wieder gebucht werden.

kanaren22abschiedAbend- und Abschiedsstimmung in Las Gallettas

 

SKS-Törn A

Fahrtgebiet

Westliche Ostsee

Fahrzeit

6.-19.8.2022

Fahrtroute

Heiligenhafen - Spodsbjerg - Nyborg - Svendborg - Söby - Sonderborg -Marina Minde - Kappeln - Schilksee - Bagenkop - Lemkenhafen – Burgtiefe - Heiligenhafen

Gesamtstrecke

410,3

Schiffsname

Piet

Schiffstyp

Oceanis 38.1

Skipper

Ralf

Crew

1 Schülerin, 3 Alumni, 1 Gast

Bericht:

Nachdem die Baltic Fun der vergangenen Jahre als zu dick, zu tief und zu hoch befunden wurde, fällt dieses Jahr die Wahl auf die Piet, eine Oceanis 38.1 mit Bimini und mit allen gewünschten Maßen. Am Anreisetag ist das Wetter noch mäßig, beim Einräumen regnet es, doch die Laune ist hervorragend, es erwarten uns 2 tolle Wochen. Und so wird es dann auch. Samstag früh um 08 Uhr Übernahme des Bootes, frühes Auslaufen bei 4 Windstärken, Wind und Welle zunehmend. Zugegeben, der erste Segeltag ist nicht für alle ideal, bringt uns aber im ersten Schlag bis zum familiären Hafen Spodsbjerg. Die Besatzung der Piet fängt gleich an zu Grillen und hält die Kohle für die später einlaufende Lioba heiß. Der letzte Tag mit Jacke und Bimini gegen einsetzenden Regen folgt am Sonntag nach Nyborg, wo wir im Stadthafen auch An- und Ablegen üben. Noch ist es kühl, die langen Hosen überwiegen. crewpiet22

Nyborg mit seiner Burg und deren Befestigungsanlagen werden ausgiebig erkundet. Abends folgen die ersten Spieleabende. Montag gehts mangels Wind im Norden Richtung Süden nach Svendborg - und da passiert es: Ein scharfes Rettungsmanöver. Was schwimmt denn da? "Es sieht aus wie ein Schwein!" Es ist ein Schwein. Der Steuermann reißt unter Motor das Steuer herum und stoppt auf. Das weiße Kuschelschwein mit goldener Krone wird zum Trocknen gehisst.

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Irgendwie warten wir die nächsten Tage immer noch auf den Ausruf eines kleinen Kindes beim Anblick seines Kuscheltieres. Der Ruf bleibt aus. In Svendborg empfängt uns eine junge Dänin im Schlauchboot mit Funkverbindung zum Hafenmeister. Wir dürfen neben den Dalben festmachen und üben uns an diesem Tag noch mit der Lioba zusammen im Leinenwerfen zum einzigen Dalben, der uns bleibt. Nebenbei werden wir im Hafen von Schweinswalen begrüßt, die uns viel Freude bereiten. Das Eis ist typisch dänisch gewaltig, der Skipper nimmt ein mittleres, alle anderen staunen und wählen kleine. Auf einer aus Stein gehauenen Schulbank versuchen sich alle in die Pennälerolle zu versetzen. Akrobatik ist gefragt. Weiter gehts nach Söby. Ein toller Segeltag, Wind und Kurs stimmen, die Sonne lacht, allerdings ist der Hafen schon ordentlich gefüllt und es wird eng. Die anderen Crews staunen über unser Anlegemanöver. Inzwischen ist das Training so weit gediehen, dass auch Schülerin Julia am nächsten Tag Anlegemanöver in die Box fährt. Weiter gehts nach Sönderborg, wo wir vor der Brücke mit einem Katamaran ins Päckchen gehen. Abends gehen wir wieder in unser Stammlokal und ein Großteil bestellt die Shootingstars mit Meeresdelikatessen. Wieder am Boot stellen wir fest, dass betrunkene Jugendliche an unserer Vorleine rumgefummelt haben. Zum Glück konnte die Besatzung der Charlotte eingreifen. Die Sonne überwiegt inzwischen seit Tagen, so gehen wir am folgenden Tag bei einer Bullenhitze in den 16. Stock des Steigenberger Alsik. Die Aussicht ist grandios.

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Bestens gelaunt starten wir nach Marina Minde, dem Hafen Dänemarks 2021, es ist auch wirklich der schönste Hafen.  Mit dem SUP erkunden wir Hafen und Strand und haben zu viert einen Riesenspaß. Zugegeben, das Board war überladen. Das kühle Wasser lässt uns bei der Hitze wieder regenerieren. Freitag geht es bei noch mehr Sonne und leider weniger Wind nach Kappeln.

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Der Hafen ist überraschend leer, alle drei Boote finden problemlos eine Box. Es ist so leer, dass wir es uns leisten,  Anlegemanöver zu üben, ohne Angst um unsere Box genau gegenüber dem Klo zu haben. Abends wechseln die Crews jeweils eine Person aus. Eine gute Gelegenheit, die Einweisungsprozedur zu üben. Der kurze Weg zum Klo ist morgens nach dem Frühstück allerdings kein Vorteil mehr: Alle sind verstopft. Nichts geht mehr. Mit ordentlich Wind und schönstem Sonnenschein brettern wir nach Schilksee, stellen dort fest, dass dort Regattatime anlässlich 50 Jahre Olympiahafen ist. Wir schlängeln uns so durch und finden unsere per Telefon zugewiesene Box zwischen zwei riesigen Motorbooten. Es gibt viel zu sehen in Schilksee. Von der Angst getrieben, in Bagenkop keinen Platz zu bekommen, verlassen wir den Hafen in aller Frühe und frühstücken auf See. Das ist schöööön.... .  Klasse Wind und viel Sonne begleiten uns nach Bagenkop, wir kommen früh an, üben Rettungsmanöver und stellen fest, dass es viel besser ist, wenn die Dänen keine Ferien mehr haben. Der Hafen hat ausreichend Kapazitäten. Baden, Ausruhen und Spielen stehen auf dem Programm. Der schönste Segeltag folgt nach Lemkenhafen, Wind und Kurs passen gut zusammen. Wir haben eine ganze Portion Glück, nicht in die Flauten zu fahren und sind schnell unterwegs. In Lemkenhafen lernen wir die Vertretung des Hafenmeisters kennen, die uns bei allem, was wir machen, drangsaliert und sich viel Mühe gibt, uns im teuersten Hafen zu ärgern. Dienstag geht es nun nach Burgtiefe, der Wind nimmt ab, wir üben noch ein paar Anlegemanöver und gehen Eis essen. Kaum im Cafe Sorgenfrei angekommen, lassen die dunklen Wolken dem Unwetter freien Lauf, es schüttet wie aus Eimern. Gut, dass wir im Hafen sind. Mit Einsetzen der Dunkelheit begeben wir uns zur Nachtfahrt. Es ist ruhig. Und so tuckern wir in der Sternschnuppennacht die Lichtzeichen suchend und bewertend nach Heiligenhafen. Die beiden verbleibenden Tage üben wir in Heilgenhafen alle Manöver und lernen für die SKS Prüfung, die Julia dann am Freitag mit Bravour besteht. Mit der Prüfung ändert sich auch das Wetter. Die Wolken weinen ordentlich offenbar der Tatsache geschuldet, dass sich die Zeit dem Ende zuneigt. Es war eine richtig tolle Zeit mit vielen Erlebnissen. 

SKS-Törn B

Fahrtgebiet

Westliche Ostsee

Fahrzeit

6.-19.8.2022

Fahrtroute

Heiligenhafen – Spodsbjerg – Nyborg – Svendborg – Søby – Sonderborg – Minde – Kappeln – Schilksee – Bagenkop – Lemkenhafen – Burgtiefe - Heiligenhafen

Gesamtstrecke

 

Schiffsname

Lioba

Schiffstyp

Sun Odyssey 389

Skipper

Jürgen

Crew

1 Co-Skipperin (Anna-Katharina)

3 Schüler*innen, 1 Praktikant

Bericht:

Sonnenschein, Wind, „Eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ und los ging es mit der Lioba durch die westliche Ostsee, Belte und Sund auf dem diesjährigen SKS-Segeltörn 2022. Als ursprüngliche Reiseroute war wieder rund Fünen angedacht, die sich durch die zwischenzeitlich angekündigte Flaute in den südlichen Bereich Fünens und Dänemarks sowie Fehmarn geändert hat. So konnten wir in diesem Gebiet viele neue Erlebnisse sammeln und neue Häfen entdecken.

Unsere Crew bestand dieses Jahr Corona bedingt aus 6 Teilnehmenden mit drei SKS-Prüfungen und so haben wir uns bei zunächst bedecktem Wetter auf den Weg nach Heiligenhafen für unseren Segeltörn begeben. Glücklicherweise hat sich die Regenvorhersage jedoch nicht im angekündigten Ausmaß bewahrheitet, sodass wir bis auf kurze Schauer, die wir geschützt unter Deck oder an Land verbringen konnten, sehr viel Sonnenschein und gutes Wetter genießen konnten. – Glück gehabt ;-)

Hier der chronologische Bericht … vielen Dank an die Co-Skipperin Anna-Katharina!

routej22

Tag 1 Heiligenhafen

Gestartet sind wir nach der Vorabendanreise mit leckerem Pizzaessen und mit einer Blitzübergabe der Lioba bei leicht bewölktem Wetter in Heiligenhafen – mit leichter Verspätung: beim Ablegen haben wir festgestellt, dass das Bugstrahlruder wie auch bereits bei der Vorgängercrew nicht funktioniert hat. Glücklicherweise konnte das Team des Vercharterers das Bugstrahlruder recht zügig reparieren, sodass wir uns gegen Mittag auf den Weg in Richtung Spodsbjerg in Dänemark machen konnten.

Tag 2 Spodsbjerg

Unser erster Hafen in Dänemark! Entsprechend hat sich unsere Ankunft nach der Reparatur des Bugstrahlruders bis in den späten Nachmittag verzögert. Das Team der „Piet“ hatte uns bereits in Spodsbjerg erwartet und uns mit einer Runde leckerer Verpflegung vom Grill gerettet ;)

Am nächsten Morgen haben wir uns dann in Richtung Nyborg auf den Weg gemacht und konnten unsere Seefestigkeit bei ordentlich Wind und Seegang testen.

Tag 3 Nyborg

Nach unserer Ankunft in Nyborg haben wir die Gelegenheit für ein erstes Training der Seitenanleger und –ableger mit guten Fortschritten genutzt und anschließend den Abend mit einem entspannten Essen ausklingen lassen. Für den nächsten Tag haben wir uns durch den angekündigten Windrückgang für die folgenden Tage für die Route in Richtung Svendborg entschieden.

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Tag 4 Svendborg

In Svendborg stand zunächst das dänische Super-Eis auf dem Plan, das wir bei einem Rundgang durch die Innenstadt genossen haben. Zusätzlich konnten wir noch einige Besorgungen für die Gerichte der kommenden Tage erledigen und uns auf unser nächstes Etappenziel einstellen: Søby.

Tag 5 Søby

In Søby angekommen sind wir vom bekannten Hafenmeister begrüßt worden und haben die Möglichkeit bekommen, von der Spundwand noch einmal an einen besseren Platz am Steg umzulegen, obwohl der Hafen bereits sehr gut gefüllt war. Darüber haben wir uns sehr gefreut und konnten den Abend in gemütlicher Runde ausklingen lassen.

Tag 6 Sonderborg

In Sonderborg, unserem nächsten Hafen, wurde es ebenfalls ziemlich schnell voll. Nachdem wir durch leichtes Verholen unserer Nachbarn noch einen guten Liegeplatz im Stadthafen von Sonderborg bekommen haben, gab es schnell Gesellschaft im Päckchen. Abends wurden wir von unseren Skippern in Sonderborg zum Essen eingeladen. Den Abend konnten wir so in großer Runde mit der Crew der „Piet“ ausklingen lassen und mit einem kleinen Stadtrundgang abschließen.

Tag 7 Minde

Auf dem Weg nach Minde hatten wir gutes Wetter und konnten einige Manöver unter Segel für die Prüfungsvorbereitung üben. Anschließend haben wir die Anfahrt in Richtung einer der besonders herausragend schönen Häfen auf unserer Route genommen: Minde. Allerdings ist bei der Anfahrt auf den Hafen Acht zu geben: Dort steht die berühmt berüchtigte „ Schwiegermuttertonne“ ...‘Wer sie schneidet, den lässt sie auflaufen‘! –denn dort liegt eine sehr weit reichende Flachwasserstelle… Insgesamt hatten wir sehr gutes Wetter und ordentlich Wind, sodass wir auf dem Weg in Richtung Kappeln noch einige Manöver und Rettungsmanöver üben konnten.

Tag 8 Kappeln

In Kappeln stand dann schon unser Crew-Wechsel an sowie das Nachbunkern von Proviant. Und so haben wir im Hafen von Kappeln zunächst einiges ein- und umgeräumt, Crew-Fotos gemacht und uns für die zweite Woche organisiert. Abschließend ging es zum Pizzaessen in die Innenstadt. Abschließend konnten wir den Abend mit einer spendierten Eiskugel ausklingen lassen.

Tag 9 Kiel-Schilksee

Auf dem Weg nach Kiel-Schilksee sind wir auf sehr viele keine Boote aufmerksam geworden, die einfach überall waren – eine Regatta: 50 Jahre Olympische Segelwettbewerbe in Kiel-Schilksee! Entsprechend mussten wir einen kleinen Umweg fahren und konnten dann in Kiel-Schilksee nach einem Anleger in die Box die Tacos genießen, die für diesen Abend auf der Speisekarte standen. Abschließend konnten wir uns noch ein wenig mit der Theorie für die nun langsam näher rückende SKS-Prüfung befassen.

Tag 10 Bagenkop

Ziel für den nächsten Tag war Bagenkop mit seinen markanten hübschen Häusern und dem schönen Sandstrand zum Baden. Auch im Souvenirladen konnte man ein kleines Andenken erwerben oder noch eine kleine Runde zum Joggen am Abend oder am nächsten Morgen integrieren.

Tag 11 Lemkenhafen

Törnziel am nächsten Tag war Lemkenhafen. Wieder konnten wir die Zeit gut zur Prüfungsvorbereitung nutzen und die schöne Landschaft genießen. In Lemkenhafen angekommen konnten wir den Abend bei leichtem Regenschauer mit Kartoffeln, Kräuterquark, Rührei und Salat ausklingen lassen. Über Nacht wurden wir von weiteren Regenschauern überrascht. Am nächsten Tag hatten wir dann beim Auslaufen reichlich Seegang und deutlichen Seitenwind beim Ablegen aus der Box. So konnten wir uns einer neuen Herausforderung stellen und weitere Erfahrungen sammeln. Wettertechnisch hatten wir Glück und konnten uns weitgehend trocken auf den Weg zu unserem nächsten Hafen machen: Burgtiefe auf Fehmarn.

Tag 12 Burgtiefe

Auf dem Weg nach Burgtiefe auf Fehmarn sind wir durch die Fehmarn-Sund-Brücke gefahren und konnten dabei wieder wunderschöne Aufnahmen von der Lioba im Schmetterling machen. Angestrebt war in Burgtiefe allerdings nur ein kurzer Aufenthalt, mit Auslaufen bis 24 Uhr, um mit einer Nachtfahrt nach Heiligenhafen zurückzukehren. Die Zwischenzeit haben wir zum Eisessen im Café genutzt und konnten damit den sturzflutartigen Regengüssen, die sich in der Zwischenzeit auf Burgtiefe ergossen haben, entrinnen. Anschließend konnten wir vom Aussichtsturm aus den Sonnenuntergang über Fehmarn beobachten. Gegen 23:30Uhr haben wir uns dann nach ausführlicher Vorbereitung auf den Weg in Richtung Heiligenhafen gemacht. Die Nachtanfahrt auf Heiligenhafen war dabei definitiv eines der Highlights des Segeltörns und hat die Möglichkeit geboten die Navigation bei Nacht praktisch umzusetzen und zu üben. Angekommen sind wir in Heiligenhafen gegen 01:30Uhr und waren damit wieder im Heimathafen zur abschließenden Vorbereitung im Prüfungsgebiet angekommen.

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Tag 13 Heiligenhafen

Nach unserer Rückkehr nach Heiligenhafen ist der Wind weitgehend eingeschlafen. Zunächst haben wir noch einige Segelmanöver zur Prüfungsvorbereitung wiederholt und uns die Theorie angesehen, sowie das An- und Ablegen geübt. Anschließend haben wir uns noch einem weiteren theoretisch möglichen Manöver für die Praxisprüfung gewidmet: dem Ankermanöver. In der Bucht vor Heiligenhafen haben wir dann diese Gelegenheit ebenfalls zum Testen der Badeplattform genutzt. Zum Abend gab es einen besonders leckeren Gemüseauflauf mit Lachs.

Tag 14 Heiligenhafen

Und schon war er da: der letzte Tag vor der Prüfung. – mit ziemlicher Flaute. Und so haben wir die Zeit zunächst genutzt, um noch einmal die Theorie zu wiederholen und anschließend auch bei wenig Wind noch einmal alle Prüfungsmanöver durchzugehen. Zum Essen gab es Nudeln mit Spinatsauce. Abschließend haben wir einen Spaziergang durch die Stadt mit Livemusik vor Ort gemacht sowie die Seebrücke in Heiligenhafen als Ausflugsziel genutzt. Rechtzeitig vor dem Gewitter waren wir dann wieder an Bord.

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Tag 15 Heiligenhafen

Der Prüfungstag: Schneller gekommen als gedacht, aber Glück gehabt mit dem Wetter: genug Wind und der Regen kam erst nachdem wir nach der bestandenen Prüfung wieder zurück im Hafen angekommen waren. Alle haben bestanden! – Glückwunsch!

Abschließend standen dann nur noch die Bootsübergabe und die Rückreise an, die sich durch den Stau etwas ausgeweitet hat. Insgesamt konnten wir einen wunderschönen Törn erleben, wofür wir uns bei unserem Skipper Jürgen sehr herzlich bedanken. Wir hatten super Wetter auf dem Törn, freuen uns über die bestandenen SKS-Prüfungen und werden die vielen schönen Erinnerungen und neuen Erfahrungen sicher noch lange in Erinnerung behalten.

Alumnitörn

Fahrtgebiet

Westliche Ostsee

Fahrzeit

6.-19.8.2022

Fahrtroute

Heiligenhafen - Spodsbjerg - Kerteminde - Lundeborg - Søby - Sønderborg - Marina Minde - Kappeln - Schilksee - Bagenkop - Lemkenhafen - Burgtiefe -  Grömitz - Heiligenhafen

Gesamtstrecke

 401 sm

Schiffsname

Charlotte

Schiffstyp

Bavaria 39 cruiser

Skipper

Hendrik

Crew

1 Co-Skipper, 4 Crewmitglieder*innen

Bericht:

Nachdem unsere Crew in 2021 die Segelausbildung bei Jürgen und Rolf gemacht hat, wollten wir eigentlich als Alumni und Co-Skipper mitsegeln, aber direkt 5 Leute auf die Schulschiffe zu verteilen wäre dann doch vielleicht etwas viel. Also haben wir unsere Führerscheine im ersten Halbjahr 2022 noch um den SRC (Funkschein) und den FKN (Pyroschein für Seenotsignale) erweitert, um selbst chartern zu können. 

Wir haben dann parallel zur Crew von Ralf auf der Piet und zur Crew von Jürgen auf der Lioba noch eine weitere Yacht gechartert - die Charlotte, eine Bavaria 39 cruiser.

bild charlote

Die Übergabe konnten wir schon am Freitagabend mit dem Eigner der Yacht machen und somit konnten wir Samstag direkt lossegeln - erstes Etappenziel: Spodsbjerg auf der Insel Langeland in Dänemark. Bei schönem am Wind Kurs und Windstärke 4 sind wir gegenüber den anderen beiden Yachten gut vorangekommen und haben  direkt am ersten Tag deutlich über 8 kn auf der Logge sehen dürfen. Kleiner Schäden, die wir am Schiff am ersten Segeltag gefunden haben wurden dem Eigner direkt mitgeteilt und alle Crewmitglieder waren nach diesem ersten Tag auch gut eingeschaukelt.

 Die folgenden Tage sind wir dann erst bis nach Kerteminde gefahren, während die Piet und die Lioba Nyborg angelaufen haben und dann Lundeborg auf Fyn. Am Dienstag sind wir dann von Lundeborg durch den schönen Svendborgsund bis nach Søby gesegelt, wo wir die anderen Crews dann wieder eingeholt hatten. Es gab an diesem Abend also einiges zu erzählen und wir haben uns mit den anderen Crews bei uns an Bord auf ein paar Getränke getroffen.

Ab dann sind wir wieder zusammen unterwegs gewesen, haben uns Sønderborg angesehen, sind in die Flensburger Förde gesegelt und haben in Marina Minde festgemacht. Dort liegt nämlich das private Boot von Ralf, die Helga. Eine Besichtigungstour 

  sonderborg

Nach der ersten Segelwoche sind wir dann in Kappeln, Deutschland angekommen, wo erstmal ein kleiner Crewwechsel auf allen Schiffen anstand und diverse Einkäufe erledigt werden konnten.

Auf dem Weg nach Schilksee in den Olympiahafen sind wir an diversen Regattafeldern vorbeigesegelt. Unser Liegeplatz war zwar etwa 10 Minuten Fußweg vom Waschhaus entfernt, aber dafür hatten wir einen guten Blick auf alle einlaufenden Regattateilnehmer von Opti über Laser und 29er bis zu den 49er-Booten.

Von Schilksee nach Bagenkop und von Bagenkop nach Lemkenhafen hatten wir wieder tollen Wind und etwas Dünung. Danach waren die Tage nur sehr schwachwindig. Also haben wir vor Fehmarns Südstrand den Anker fallen lassen und haben einen Badenachmittag eingelegt. Am nächsten Tag sind wir dann Raumschots nach Grömitz gedümpelt und am Donnerstag wieder zurück in Charlottes Heimathafen Heiligenhafen.

unter segeln mit sup 

Ein rundum gelungener Törn mit toller Crew schönen Abenden und dem Bedürfnis einen solchen Törn zu wiederholen.

SKS-Törn C

Fahrtgebiet

Westliche Ostsee

Fahrzeit

20.8. - 2.9.2022

Fahrtroute

Heiligenhafen, Burgtiefe, Bagenkop, Marstal-Rudköbing, Nyborg, Kerteminde, Middelfart, Faborg, Aerosköbing, Soby, Bagenkop, Heiligenhafen, Burgtiefe, Heiligenhafen

Gesamtstrecke

441,4sm

Schiffsname

Charlotte

Schiffstyp

Bavaria 39

Skipper

Rolf

Crew

4 SchülerInnen, 1 Alumni

Bericht:

Ich war seit Monaten auf See

und fast so lange nicht an Land

und ich hatte ganz vergessen,

dass das Land ja gar nicht schwankt!

Lied von Mr. Hurley & die Pulveraffen

Das als kurze Beschreibung unseres Gefühls nach zwei Wochen auf der SY Charlotte!

Nachdem wir die Charlotte glücklicherweise heil und auch einige andere Vorräte von der Alumni-Crew übernehmen konnten, ging auch unser Segelabenteuer los. Gleich am 2. Tag dann der erste Schock: Wir vernahmen ein Piepen am Motor und der Verdacht fiel auf einen Fehler im Kühlwasserdurchlauf. Zum Glück konnten wir nach kurzer Rücksprache mit dem Eigner ohne Bedenken weiterfahren. Und so führte uns unsere Reise durch die Ostsee von Heiligenhafen über Burgtiefe und Bagenkop, dann mit einem kurzen Zwischenhalt in Marstal, um das Anlegen zu üben nach Rudkøbing. Weiter ging es über Nyborg, Kerteminde, Juelsminde, Middelfart, Fåborg, Ærøskøbing, Bagenkop und Burgtiefe zurück nach Heiligenhafen.

Wer braucht schon das Mittelmeer, wenn wir auf der Ostsee genauso gutes Wetter haben? In praller Sonne und bei herrlichsten Temperaturen konnten wir den Segeltörn so richtig genießen! Auf der Suche nach Schatten saßen und lagen wir auf der Yacht in den witzigsten Positionen. Natürlich mussten wir bei den zahlreichen Übungsmanövern aber auch ordentlich mit anpacken! Zum Glück konnten wir Rasmus fast immer so besänftigen, dass er uns guten Wind geschenkt hat!

Es kam trotzdem auch mal eine Windflaute auf. Aber wir wären ja kein Segelschiff, wenn wir unter Motor fahren würden! Also tuckerten wir mit teilweise 1-2 kn auf der Ostsee umher, immer auf der Suche nach dem nächsten Windfeld. In einer solchen Situation war die Challenge, den gemütlichsten Platz am Steuer zu finden. Oft wurde dazu der Kugelfender als Lehne etwas zweckentfremdet.

Wenn der Skipper und die Charlotte ungeduldig wurden, weil wir mal wieder zu lange gebraucht haben, um uns zum Auslaufen fertig zu machen, hat Rolf ganz getreu unserem Theme Song das Meer simuliert.

Dann musst du tanzen, um das Meer zu simulier'n!

 

Ich lots' dich locker ohne Kompass

von Singapur bis nach Hawaii.

Doch auf dem Festland weiß ich nichtmal:

„Wo ist die nächste Bäckerei?“

Da unsere Verwalterin der Bordkasse glücklicherweise überhaupt keinen Orientierungssinn besitzt, passen diese Zeilen einfach perfekt zu dem Gefühl, wenn es in neuen Häfen darum ging, morgens Brötchen zu holen. Darum musste sie häufig auf ihrem teilweise langen und beschwerlichen Weg von weiteren Crewmitgliedern begleitet werden.

Zu unser aller Vergnügen konnten wir trotz der Verspätung beim Brötchen holen häufig dennoch vor dem zweiten Schiff des SKS-Törns, der Merlisto, auslaufen. Da kam es auch gleich am Anfang dazu, dass wir aufgereiht, wie die Matrosen am Rivalen vorbeigefahren sind, um zu zeigen, dass wir schon fertig sind.

Eine Nachtfahrt war auch auf unserem Törn fest eingeplant. Am Abend sind wir von Ærøskøbing ausgelaufen und in den Sonnenuntergang gesegelt, bis es komplett dunkel war. Wir wurden im Folgenden Zeugen von einem wahren Naturspektakel, das sich am Himmel in Form eines Gewitters in den Wolken abspielte. Leider führte dies auch dazu, dass wir unsere Nachtfahrt vorzeitig abbrechen und in unseren Starthafen zurückfahren mussten. Es war trotzdem eine einmalige Erfahrung in die schwarze Nacht zu segeln.

An dieser Stelle noch einmal ein ganz großes Dankeschön an unseren Skipper Rapper Rolf und unseren Co-Skipper Holger für die tolle Ausbildung und die Geduld mit uns! Außerdem ein großes Dankeschön für die Offenheit, mit uns neue Spiele, wie Busfahrer, zu erlernen!

Und nach der bestandenen Prüfung hatten alle ein Lächeln auf dem Gesicht. Damit haben auch wir dafür gesorgt, dass die Bestehensquote bei Skipper Rolf weiterhin bei 100% liegt.

Die Regatta ist erst gewonnen, wenn die Elektrospring liegt und ein kühles Anlegerbier in der Hand zischt.

Und zum Schluss: „Einfach mal den Fender raushängen lassen!“

sks22rolfSchmetterling

 

sks22rolfMask

 

sks22rolfSunset

 

sks22rolfSunsetHafen

SKS-Törn D

Fahrtgebiet

Westliche Ostsee

Fahrzeit

20.8. - 2.9.2022

Fahrtroute

Heiligenhafen – Bagenkop – Rudköbing – Nyborg – Kerteminde – Juelsminde – Middelfart – Faaborg – Svendborg – Bagenkop – Heiligenhafen – Burgtiefe - Heiligenhafen

Gesamtstrecke

328 sm

Schiffsname

Merlisto

Schiffstyp

Bavaria 38

Skipper

Alex

Crew

1 Schülerinnen, 1 Alumni, 3 Gäste

Bericht:

Der diesjährige Törn führte uns rund Fünen, sodass die dänische Gastlandflagge die meiste Zeit unter der Steuerbord-Saling wehte. Die Sonne meinte es zwei Wochen lang gut mit uns – Sonnencreme war Pflicht – und die Schlechtwetterkleidung musste lediglich einmalig für etwas Nieselregen und eine damit verbundene Abkühlung herausgeholt werden. Zum Frühstück gab es stets frische Brötchen, da eine Lerche unter den Crewmitgliedern noch vor dem Aufstehen aller anderen zum Schwimmen ging und beim Bäcker einkaufte. Anlässlich eines Geburtstags konnte sogar ein Kuchenfrühstück mit einer dänischen Backspezialität veranstaltet werden.

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Nach der Ankunft in Heiligenhafen am Samstagmittag hatten wir genügend Zeit, um den geplanten Großeinkauf zu machen, während Skipper Alex sich um die Bootsübergabe kümmerte. Unsere Fahrt startete dann am Sonntag in Richtung Langeland, wo wir als ersten Hafen Bagenkop anliefen. Der ehemalige Fähranleger wurde dort zu einem Schwimmbereich samt Sprungturm umgebaut. Beides nutzten wir jedoch erst bei unserem zweiten Besuch nach der Umrundung von Fünen richtig aus. Über Marstal auf der Insel Arrö, wo wir die ersten Längsseitsanleger bewältigten, ging es dann am nächsten Tag weiter nach Rudköbing und nach einer Übernachtung weiter nach Nyborg. Vor dem endgültigen Anlegen wurde dort das längsseitige Anlegen nochmals ausgiebig geübt. Die Charlotte traf kurze Zeit nach uns ein und hatte die gleiche Idee, sodass der Anleger im Wechsel belegt wurde. Anschließend gab es dänisches Softeis für alle und es bot sich auch noch die Gelegenheit für ein Gruppenfoto und einen Stadtbummel. Am nächsten Tag fuhren wir zunächst auf Amwindkurs den gesamten Ostteil der Großer-Belt-Brücke entlang, da erst der Westteil eine ausreichende Durchfahrtshöhe besitzt, um dann über Kerteminde nach Juelsminde zu segeln.

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Nahezu auf der gesamten Reise fuhren wir abends die selben Zielhäfen an wie die Charlotte, mit der Skipper Rolf im gleichen Zeitraum unterwegs war, sodass wir am Horizont immer wieder ein bekanntes Boot erspähen konnten. Im Kleinen Belt, den wir bei der Anfahrt von Middelfahrt befuhren, befanden wir uns in Rufweite auf gleichem Kurs und konnten durch die gefahrene Schräglage sogar eine kleine Inspektion des Unterwasserschiffs der Charlotte durchführen – Ergebnis: Grundfarbe Schwarz mit blauen Akzenten. Weiterhin war festzustellen, dass beim Dippen der Flagge niemand eine so gute Figur macht wie die Crew der Charlotte!

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Auf dem Weg nach Faaborg gerieten wir zunächst in eine Flaute, von der die Charlotte allerdings verschont blieb, da sie nahe der KüsteWind gefunden hatte. Eine Zeit lang ließ sich der Mangel an Wind mit Snacks ertragen, aber auch in der Hängematte, die mittels Spifall am Want befestigt und zum Baumnock gespannt wurde, heizte die Sonne ordentlich ein, sodass dann doch der Dieselmotor für Vortrieb und Fahrtwind sorgen musste – weiterhin wollte das Tagesziel auch irgendwie errreicht werden und mit der Charlotte war für den Abend ein gemeinsames Grillen verabredet.

Für den nächsten Tag stand ein Ankermanöver auf dem Plan, wofür eine Bucht östlich der Insel Avernakö angedacht war. Obwohl er sich oberhalb der Wasserlinie noch hoch motiviert zeigte, gelang es dem Anker nicht, das Boot an Ort und Stelle zu halten. Der Charlotte erging es nicht besser. Sicherlich aufgrund seines Versagens zierte sich der Anker vor dem Lichten und konnte leider auch nicht mittels elektrischer Ankerwinsch wieder an Bord geholt werden –-die Merlisto besaß nämlich keine –, sodass er höflich, aber bestimmt von zwei starken Herren unter vollem Körpereinsatz zu einer Rückkehr an Bord bewegt werden musste. Später wurden wir aufgrund einer schlechten Wetterprognose von der Charlotte getrennt. Während es die Charlotte in Richtung Arrö verschlug, segelten wir bei teils kräftigem Wind nach Svendborg, wo wir in der Hafeneinfahrt von einem Delfin empfangen wurden. Dessen dargebotenen Kunststücke half uns dann auch über die Trennung von der Charlotte hinweg. Ebenfalls aufgrund des zu erwartenden Wetters fiel die für diese Nacht geplante Beleuchtungsfahrt aus.

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Die meisten Begegnungen auf dem Wasser hatten wir mit Sportbooten und Frachtern, aber auch ein paar größere, zweimastige Segelschiffe kreuzten unseren Weg.

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Kurz vor dem Ende unseres Törns fuhren wir bei wenig Wind nach Burgtiefe auf Fehmarn, wo wir gemeinsam mit der Crew der Charlotte zu Abend aßen. Auf dem Rückweg nach Heiligenhafen am nächsten Tag machten wir noch einen Abstecher zum Eisessen nach Orth und am nächsten Tag stand dann die SKS-Prüfung für die einzige Schülerin an Bord an, die sie auch bestand.

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Yachtmaster

Fahrtgebiet

Firth of Clyde

Fahrzeit

10.-14.10.2022

Fahrtroute

Largs, Rhu, Rothesay, Largs

Gesamtstrecke

112,5sm

Schiffsname

Solvay Adventurer

Schiffstyp

Bavaria 38

Skipper

David (Yachtmaster Instructor)

Crew

2 Crew, 2 Schüler

Bericht von Rolf:

Nachdem ich die Segelausbildung in Deutschland in allen Varianten kennen gelernt hatte, begann ich mich für die internationale Ausbildung zu interessieren. Dabei kommt man unweigerlich mit der Ausbildung zum Yachtmaster der Royal Yachting Association (RYA) des Vereinigten Königreichs in Kontakt. Diese Ausbildung wird weltweit angeboten und genießt die höchste Reputation. Mein Plan war es, in einem Auslandssemester in Schottland die englische Segelausbildung zu absolvieren. Leider war der Zeitraum ungünstig gewählt, denn zu Beginn des Auslandssemesters 2020 begann die Corona-Pandemie und sämtliche Segeltörns wurden abgesagt. Also bekam ich eine Gutschrift und konnte diese erst im Herbst 2022 einlösen. Die Vorbereitungstörns zur Prüfung, die sogenannte „ Prep(aration)-Week“, werden ausschließlich im Frühjahr oder Herbst angeboten, um den Teilnehmenden auch ein entsprechendes Wettererlebnis zu garantieren. Als positiver Nebeneffekt waren die Kosten für den Hin- und Rückflug mit 125 Euro inkl. Gepäck günstig.

Anfang 2020 hatte ich mich intensiv mit den englischen Begriffen der Segeltheorie und den speziellen Anforderungen des Yachtmasters (gemäß Exam Syllabus: COLREG, Safety, Boat Handling, Seamanship, Responsability as Skipper, Navigation, Metrology) beschäftigt und mir kleine DIN A6 Lernblöcke in englischer Sprache beschrieben. Da ich regelmäßig die Segeltheorie unterrichte, waren zwar die Inhalte kein Problem, dafür musste ich aber die englischen Fachbegriffe lernen. Leider ging meine Lernmotivation nach Ausbruch der Corona-Pandemie schlagartig gegen Null und erreichte auch später nie wieder das ursprüngliche Niveau. Zudem fehlte mir vor der Prep-Week die Zeit zum Lernen, so dass ich mich mit gemischten Gefühlen nach Schottland aufmachte.

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Bereits beim Anflug auf Glasgow bekam ich eine Vorstellung von den Wetterbedingungen im Herbst in Schottland. Der Himmel war wolkenverhangen mit ausreichend Regen und Wind bei Temperaturen um die 10°C. Die Wettervorhersage für die Woche versprach wenig Wetterbesserung und am Prüfungstag sogar Sturm mit 8Bft, was sich aber im Laufe der Woche zu einer leichten Briese zurück entwickelte. Obwohl die Bahngewerkschaft wieder einmal Streiks angekündigt hatte, war der Transfer vom Flughafen nach Largs per Bahn problemlos in einer Stunde zu schaffen. Somit hatte ich noch ausreichen Zeit, um im Pub „The last Post“ in Paisley einen Zwischenstopp einzulegen und einen Hamburger zu Mittag zu essen.

Die Segelschule „Go West“ bietet die Prep-Week als „all inclusive Paket“ an, d.h. es muss keine Bordkasse eingerichtet oder ein größerer Einkauf zu Beginn organisiert werden. Die Verpflegung ist bereits an Bord, so dass man sich von Beginn an auf die Ausbildung konzentrieren kann. Und auch die Hafengebühren sowie das Tanken werden vom Skipper organisiert und bezahlt. Zusätzlich war die Charter der Segelyacht für die Prüfung im Preis enthalten, so dass die Kosten von 699 GBP im Vergleich zu anderen Anbietern günstig sind.

Der erste Tag startete nach einer Theorieeinheit zur Sicherheitseinweisung (3F: Fire – Flooding – Falling over board – Prevention and Action) und Motoreinweisung (wobbled: water, oil, bilge, belts, leaks, electric, diesel) mit einem Kennenlernen des Bootes und dessen Segeleigenschaften. Aber auch mit der ersten Reviererfahrung und der alten Weisheit: „wenn Du über Reffen nachdenkst, tue es“. Ich hatte die Wolkenfront nicht so dramatisch eingeschätzt und auf das Reffen verzichtet. Folglich mussten wir dann in den heftigen Böen reffen, sodass wir durch die plötzliche Luvgierigkeit auf die grüne Tonne getrieben wurden. Auch war die Kommunikation mit der Crew in englischer Sprache noch nicht wie gewohnt, so dass nur ein beherzter Einsatz des Motors eine Kollision verhinderte. Auf jeden Fall war dadurch der Respekt vor den im Revier herrschenden Wetterbedingungen deutlich gestiegen.

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Eine Besonderheit der englischen Ausbildung sind die speziellen Manöver unter Segel. Hierzu zählen das Ankern und das An-/Ablegen an einer Boje unter Segel. Gleich am ersten Tag übten wir diese Manöver, sodass wir zwischendurch ein Lunch vor Anker genießen konnten. Aber auch das Rettungsmanöver unter Segel wird in der Ausbildung der RYA anders gelehrt als in Deutschland. Während es beim DSV eher um die Demonstration eines einstudierten Rettungsmanövers mit Q-Wende und Aufschießer geht, ist beim Rettungsmanöver der RYA echter Praxisbezug gefordert. Die Person soll so schnell und sicher wie möglich wieder an Bord kommen, so dass der Motor zwingend eingesetzt werden muss. Eine Q-Wende verbietet sich schon deshalb, da diese viel zu lang dauert. Es wird ein Crash-Stop Manöver gefahren, das Vorsegel nach Möglichkeit geborgen und dann sehr hoch am Wind mit Motorunterstützung auf die Boje in Lee gedriftet. Das Boje über Bord Manöver wird auch „ bucket-fender“ genannt, da als Rettungsobjekt ein Fender mit festgemachter Pütz als Treibanker verwendet wird.

Der zweite Tag startete nach etwas Theorie mit einem ausgiebigen Hafenmanövertraining am Fingersteg. Anschließend wurde zur Entspannung etwas gesegelt bevor wir am Nachmittag vor Anker gingen und uns auf die Nachtfahrt vorbereiteten. Jeder Teilnehmer bekam einen speziellen Abschnitt zugeteilt, der ohne GPS durch einige Hindernisse im Dunkeln gefahren werden sollte. Diese Aufgabe wird auch als Blind-Navigation gewertet. Hier erwies sich eine ordentliche Vorbereitung, die sowohl Kurse und Entfernungen als auch zu erwartende Lichter aufgelistet hatte, sowie ein Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten der Navigation als hilfreich, da die erwarteten Lichter teilweise durch andere Schiffe verdeckt bzw. erst sehr spät sichtbar wurden. So navigierte ich uns in der Nacht in die sehenswerte James Watt Marina.

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Deutlich nach Mitternacht erreichten wir dann den eigentlichen Zielhafen Rhu Marina. Nach einer zu kurzen Nacht ging es am nächsten Tag bei bestem, aber etwas kühlem Segelwetter wieder zurück. Dabei mussten wir einen größeren Teil der Strecke gegen den Wind unter Motor zurücklegen, so dass wenig Zeit zum Üben blieb. Lediglich einige „Bucket-Fender“ Manöver fuhren wir vor dem Zielhafen Rothesay.

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Rothesay ist ein uriger und kleiner Stadthafen, der nur durch eine enge Brücke erreicht werden kann. Obwohl es keine sanitären Anlagen im Hafen gibt, ist der Hafen für Ausbildungsfahrten aufgrund der schwierigen Anfahrt sehr beliebt. In unserem Fall war die Einfahrt durch den abgeflauten Wind jedoch kein Problem. Zur Belohnung gab es dann traditionelles „ Fish and Chips“. Sehr schmackhaft, aber leider auch etwas fetthaltig. Nach dem Essen gab es noch eine Theorieeinheit „Wetter“, die ich beinahe selbst gegeben hätte.

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Am letzten Tag der Ausbildung sollten wir nach der Hafenausfahrt zunächst vorgegebene Punkte auf der Karte ohne GPS ansteuern. Hierbei werden gerne Objekte in Deckpeilung (englisch: transit) gewählt. Bei mir erhöhte sich der Schwierigkeitsgrad dadurch, dass ich neben der Ansteuerung einer flacheren Stelle mit 9.2m Kartentiefe auch die tidenabhängige Wassertiefe zum aktuellen Zeitpunkt bestimmen sollte. Der Tiefenmesser war dabei selbstverständlich verdeckt. Dabei konnte ich die Stelle über eine Deckpeilung während der Anfahrt und einer zusätzlichen Peilung zu einer Kirche relativ gut ansteuern, so dass die von mir ermittelte Wassertiefe von 11,2m nur um 0,6m von der tatsächlichen Wassertiefe abwich. Am Nachmittag übten wir dann noch einmal das An-/Ablegen an einer Boje unter Segel, wobei wir feststellen mussten, dass die Segelyacht nur unter Großsegel (die Genua wird zum Aufnehmen der Boje eingerollt) bei einem Wind ab 5Bft am Wind kaum noch steuerbar ist, so dass die Ansteuerung fast auf Halbwindkurs erfolgen musste.

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Am Ende der Ausbildung gab es vom Instructor ein Feedback, welches bei uns beiden Schülern positiv ausfiel, so dass er uns für den Yachtmaster offshore beim Prüfer empfahl. Abschließend gab es noch eine kurze Theorieeinheit zum Passage Plan. Vom Prüfer, der am nächsten Tag gegen Mittag an Bord kommen sollte, hatte unser Instructor die Aufgabe zum Passage Plan erhalten. Stephen sollte einen Törn von Largs nach Oban und ich den Törn in umgekehrter Richtung planen. Um die Tidenaufgabe unterschiedlich zu gestalten, sollte der Törn jeweils am Geburtstag stattfinden, wobei das Wetter für das nächste Wochenende berücksichtigt werden sollte. Die detaillierte Ausarbeitung des Passage Plans startete dann nach dem Abendessen um 21 Uhr und dauerte bei mir bis weit nach Mitternacht. Für die Strecke mit einer Länge von 122sm mussten 2 „ Tidal Gates“ in den „Sounds of Luing“ und beim „Mull of Kintyre“ berücksichtigt werden, wobei das Wetter am Wochenende mit 5-6Bft Wind aus West bis Süd eine weitere Herausforderung darstellte. Die Planung umfasst eine detaillierte Zeitplanung in Abhängigkeit der zu erwartenden Tidenströmung, die zu erwartenden Wegepunkte, eine Auflistung der erforderlichen Karten und See-/Hafenhandbüchern, in Abhängigkeit vom Sonnenunter- bis -aufgang die zu erwartenden Leuchtfeuer, das Wachsystem, die Verpflegung, der zu erwartende Seegang mit Einschätzung der Zumutbarkeit für Boot und Besatzung, eine Liste von Ausweichhäfen mit Daten zur Kommunikation sowie eine Liste besonderer Gefahrenpunkte.

Am nächsten Morgen konnten wir zum Glück ausschlafen. Zwar hätten wir am Vormittag noch einmal Manöver üben können, aber wir wollten es lieber ruhig angehen lassen. Da unsere beiden Mitsegler private Termine hatten und nicht bei der Prüfung dabei sein konnten, kamen noch zwei neue Crewmitglieder an Bord. Beide hatten schon erste Segelerfahrung als „Competent Crew“, aber ihre genauen Kenntnisse kannten wir nicht. Beide machten aber einen erfahrenen Eindruck und wir freuten uns über die Unterstützung zur Prüfung.

Gegen Mittag kam dann unser Prüfer an Bord. Nach den Formalien (Nachweis Seemeilen, Foto, Anmeldeformular) musste Stephen eine Motoreinweisung und ich eine Sicherheitseinweisung im Umfang von ca. 15 Minuten geben. Anschließend folgten die Hafenmanöver, von denen man sich das erste selbst aussuchen durfte, das zweite vom Prüfer mit einer gewissen Herausforderung (Rückwärts mit Seitenwind) vorgegeben wurde. Eine weitere Herausforderung war die Vorgabe des Prüfers, dass nur die Crew eingesetzt werden durfte, nicht aber der jeweils andere Prüfungskandidat. Nach der Hafenausfahrt durfte Stephen Segel setzen und zunächst das Ansteuern und Festmachen an einer Muringboje unter Segel demonstrieren. Da der Wind danach mit 1Bft zu gering war, durfte er das Ablegen dann unter Motor durchführen. Anschließend sollte eine Ankerbucht angesteuert werden. Allerdings ging zwischendurch ein Fender über Bord mit der Ansage, dass die simulierte Person bewusstlos ist. Die Bergung mit Spifall und anschließender Bergung von Bord mit dem Hubschrauber wurde komplett durchgespielt. Dabei kreuzte uns ein Hegelschauer mit heftigen Böen und fast waagerecht ankommenden Hagelkörnern. Nach dem Erlebnis waren wir froh einen kurzen Ankerstopp zum Trocknen und Aufwärmen (ich hatte zwischenzeitlich Tee gekocht und Sandwich vorbereitet) einlegen zu können.

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Nach der kurzen Pause durfte ich dann den Ankerplatz aufgrund des fehlenden Windes unter Motor verlassen und Fahrt bis zum Durchgang der beiden Cumbrae Inseln aufnehmen, da wir dort außerhalb der Inselabdeckung wieder Wind erwarteten. Allerdings war der Wind mit 1-2Bft sehr schwach. Der Prüfer ging dann vom Motorschaden aus, so dass ich das Schiff unter Ausnutzung des wenigen Winds in Fahrt bringen sollte, um ein Abdriften auf die Insel durch den Tidenstrom zu verhindern. Die durch den Seegang flatternden Segel habe ich dann durch Festbinden des Groß und Ausbaumen der Genua mit dem Bootshaken soweit stabilisieren können, dass das Boot ganz langsam Fahrt aufnahm. Mit 1kn Fahrt entkamen wird langsam dem Leegerwall. Anschließend durfte ich unter Segel zwischen zwei Untiefen fahren und unter Segel an einer Muringboje festmachen. Die Weiterfahrt erfolgte dann wieder wegen fehlendem Wind unter Motor, wobei ein festgelegter Weg ohne GPS entlang der Küste gefolgt werden sollte. Auf dem Weg zur nächsten Ankerbucht ging dann auch bei mir der Fender über Bord. Diesmal sollte die simulierte Person jedoch noch volles Bewusstsein haben, sodass ich nach dem Manöver eine Rettung über die Heckleiter mit einer angeleinten Person zur Unterstützung wählte. Das anschließende Ankern auf einer vorgegebenen Position durfte ebenfalls aufgrund des fehlenden Windes unter Motor aber ohne GPS vorgenommen werden, wobei es etwas schwierig war bei Nacht und wenig Lichtern festzustellen, ob der Anker hielt. Als zusätzliche Aufgabe durfte ich berechnen, welcher Sicherheitsabstand der Ankerplatz für die Nacht bei Ebbe aufwies.

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Nach dem Dinner vor Anker wurden wir nacheinander zur Theorie (COLREG und Wetter) befragt und mussten unseren vorbereiteten „Passage Plan“ verteidigen. In der Zwischenzeit konnte der Andere die Nachtfahrt vorbereiten, die ohne GPS als „Blind Navigation“ durchgeführt werden sollte. Mit den zahlreich zur Verfügung stehenden Leuchtfeuern war die Vorbereitung jedoch kein Problem. Zum Glück frischte der Wind wieder auf, so dass die Nachtfahrt unter Segeln langsam anfing Spaß zu machen. Zuerst musste Stephen den Skipper übernehmen und ich genoss die freie Zeit. Das muss der Prüfer bemerkt haben, so dass er von mir noch eine Positionsbestimmung per Peilung der Leuchtfeuer sehen wollte. Auf der Hälfte der Strecke durfte ich dann den Skipper übernehmen. Da unsere neuen Crewmitglieder gut steuern konnten, konzentrierte ich mich lediglich auf die Navigation. Da das letzte Stück zurück zum Hafen ein Kreuzen gegen den Wind bedeutete und der Wind mittlerweile wieder ordentlich wehte, ließ ich die Genua noch etwas einrollen, um bei Nacht nicht zu viel Schräglage zu bekommen. Auch fuhr ich die Kreuz nicht bis zum Ufer aus, da ich dort Fischernetzte vermutete. Lediglich beim letzten Kreuzschlag wollte ich dann noch einmal selbst ans Steuer, um die letzten Seemeilen der Prüfung und letztlich auch der Segelsaison genießen zu können. Nach dem Anlegen im Hafen bestätigte uns dann der Prüfer, dass auf seinem Zettel mit positiven und negativen Punkten er lediglich positive Punkte vermerkt hatte, so dass das Feedback sehr kurz ausfiel: wir hatten beide die Prüfung bestanden.

Tatsächlich konnte ich bei diesem Ausbildungstörn selbst als erfahrener Skipper noch viele Dinge lernen. Und auch die englischen Sprachkenntnisse werden bei einem einwöchigen Törn in Schottland erheblich verbessert. Daher kann ich die Ausbildung zum Yachtmaster jedem interessierten Segler nur empfehlen. 

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