...Christian Kipp (M.Eng.)

 

Christian Kipp ist Absolvent und auch ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fakultät Versorgungstechnik. Heute ist er Teamleiter im Testfeld bei der Fa. Möhlenhoff und testet dort die Produkte des Unternehmens auf Herz und Nieren. Wir wollten von Christian erfahren, wie für ihn der Berufseinstieg abgelaufen ist und wie er sich an seinem neuen Arbeitsplatz eingelebt hat. 


Das Interview führte Dekanatsreferentin Katrin Peukert im April 2014.

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Peukert (Pe): Hallo Christian. Vielen Dank, dass du dir heute die Zeit für ein kurzes Interview nimmst! Wie bist du eigentlich dazu gekommen, Energie- und Gebäudetechnik zu studieren?

Kipp (Ki): Hallo Katrin. Ich habe während meiner Ausbildung zum Technischen Zeichner in einem Planungsbüro bereits das Aufgabengebiet der Ingenieure kennengelernt. Die Mischung aus Planungsarbeit im Büro und Bauleitung vor Ort fand ich einfach interessant. Daraus hat sich dann mein Berufswunsch „Planungsingenieur“ im Bereich technische Gebäudeausrüstung entwickelt. Mein damaliger Chef und ein Kollege haben mir empfohlen, Energie- und Gebäudetechnik an der Ostfalia zu studieren. Beide haben auch dort studiert.

Pe: Du konntest ja nicht sofort mit dem Studium loslegen und musstest noch einen kleinen Umweg gehen, oder?

Ki: Ja, richtig. Aber der „Umweg“ hat sich auch gelohnt! Ich musste zunächst noch die Fachhochschulreife an der Fachoberschule erwerben, bevor ich dann im WS 2007/08 tatsächlich mit dem Studium anfangen konnte. Allerdings hat sich dabei die Vorbereitung auf das Studium als sehr hilfreich herausgestellt, da insbesondere der Einstieg in die Fächer Mechanik und Mathematik deutlich leichter fiel. An die Geschwindigkeit, mit der neuer Stoff auf einen zukam, musste ich mich aber erst einmal gewöhnen. Besonders die erste Prüfungsphase, mit der parallelen Vorbereitung auf mehrere Klausuren, war sehr anstrengend. In meinen „Problemfächern“ Mathematik und Thermodynamik konnte ich die Prüfungen dann aber auch wegen der Tutorien im ersten Anlauf bestehen.

 

Tutorien und Lerngruppen als beste Klausurvorbereitung

Pe: Rückblickend wird die aktive Teilnahme an Tutorien immer wieder als sinnvoll beschrieben. Wo hast du noch weitere Unterstützung gefunden?

Ki: Neben den Tutorien habe ich mich auch immer in einer Lerngruppe auf die Klausuren oder Laborveranstaltungen vorbereitet. Dabei war es am Anfang gar nicht so leicht, Kommilitonen zu finden, mit denen das Lernen auch wirklich effektiv war und auch Spaß gemacht hat. Die Ausgangssituationen der Kommilitonen sind doch recht unterschiedlich und man muss erst mal eine Gruppe finden, mit der es einfach passt. Ich hatte das Glück, mit vier anderen Kommilitonen mein Bachelor-Studium in der Regelstudienzeit absolvieren zu können.

Pe: Das klingt nach einem reibungslosen Studienverlauf. War das so?

Ki: Ehrlich gesagt, durch die ersten drei Semester musste ich mich ein wenig durchquälen, da die Grundlagenfächer schon manchmal recht trocken waren. Die Laborveranstaltungen waren immer eine angenehme Auflockerung, bei denen man schnell den Bezug zur Praxis erkennen konnte. Nach den ersten drei Semestern wurde das Studium dann deutlich interessanter, da nun die fachliche Spezialisierung begann.

Pe: Welche Vertiefungsrichtung hast du als fachliche Spezialisierung ausgewählt?

Ki: Ich habe mich damals für die Vertiefungsrichtung „Technische Gebäudeausrüstung“ entschieden, da ich ja eigentlich vorhatte, später wieder im Planungsbüro zu arbeiten. Besonders interessant fand ich das Fach „Energie- und Kältetechnik“, da man die in der Thermodynamik erlernten Grundlagen an praxisnahen Beispielen anwenden konnte, wie zum Beispiel die Berechnung von Kältemaschinen und Dampfkraftwerken. Außerdem haben mich die Vorlesungen in der Regelungstechnik besonders interessiert, da viele andere Fächer Berührungspunkte damit hatten.

Pe: Was hat dich schlussendlich von deinem ursprünglichen Berufswunsch „Planungsingenieur“ abgebracht?

Ki: Während meines Bachelor-Studiums habe ich regelmäßig in den Semesterferien in einem Planungsbüro in Braunschweig gearbeitet, um weitere Erfahrungen sammeln zu können und mir das Studium zu finanzieren. Dabei konnte ich einige der erlernten Dinge gleich in der Praxis anwenden und somit noch deutlich vertiefen. So habe ich damals z.B. eine Kühllastberechnung für ein Bürogebäude durchgeführt und dabei sehr vom Wissen aus der Vorlesung profitiert. Neben den Planungsarbeiten an Bauvorhaben lernte ich bei diesen Praktika auch eine der wesentlichen Arbeiten eines Ingenieurs im Planungsbüro kennen, nämlich die Ausschreibung und Abrechnung von Bauvorhaben. Da ich dies als sehr langweilig empfunden habe und eigentlich immer mehr mit der Technik zu tun haben wollte, habe ich mich so langsam aber sicher von meinem ursprünglichen Berufswunsch verabschiedet. Einen neuen Plan hatte ich damals allerdings noch nicht.

 

Der Einstieg in das Masterstudium

Pe: Und wie ging es dann weiter? Du musstest dich ja für irgendetwas entscheiden.

Ki: Ich wollte nach dem Bachelorabschluss gerne noch meinen Master berufsbegleitend machen und war auf der Suche nach einer geeigneten Teilzeitstelle. Da ich meine Bachelorarbeit bei Professor Heiser im Labor für Regelungstechnik und Gebäudeautomation angefertigt hatte und dort eine Stelle in einem Forschungsprojekt mit dem Schwerpunkt Gebäudeautomation zu vergeben war, lag ich mit meiner Bewerbung richtig und wurde als wissenschaftlicher Mitarbeiter eingestellt. Bei dem Forschungsprojekt ging es um die Erprobung von Regelungsstrategien, die die Wärmezufuhr eines Raumes an den tatsächlichen Bedarf anpassen. Dadurch sollten Energieeinsparungen bei der Wärmeerzeugung und Wärmeverteilung realisiert werden. Außerdem wurde untersucht, welche Bussysteme sich eignen, um Regelsysteme mit möglichst geringem Aufwand in Bestandsgebäude zu integrieren.

Pe: Arbeiten und parallel den Masterstudiengang Energiesystemtechnik studieren - das klingt nach einer anstrengenden Zeit. War das organisatorisch machbar?

Ki: Das hat alles gut geklappt. Das Masterstudium habe ich insgesamt als sehr angenehm empfunden. Besonders die Atmosphäre in den kleinen Gruppen war gut. Schön ist es auch, dass man auf Studierende trifft, die ihren Bachelor an einer anderen Hochschule oder in einem völlig anderen Themengebiet gemacht haben. Dadurch hat man die Gelegenheit, auch mal über den Tellerrand hinaus zu schauen.

Pe: Auch im Masterstudiengang müssen sich die Studierenden für eine Vertiefungsrichtung entscheiden und daher vorab über ihre berufliche Zukunft nachdenken. Was hat dich bei der Wahl beeinflusst?

Ki: Ich habe mich für die Vertiefungsrichtung „Öffentliche Energieversorgung“ entschieden, da es mir während meines Studiums immer wichtig war, mich mit meinem Wissen möglichst breit aufstellen zu können. Meiner Meinung nach, findet eine Spezialisierung auf bestimmte Themen später im Berufsleben automatisch statt. Aus diesem Grund habe ich mich bei meiner Masterarbeit dazu entschieden, ein Thema aus dem Bereich numerische Strömungssimulation zu bearbeiten. Es ging dabei darum, Abgaskonzentrationen in einer KFZ-Schleuse zu bestimmen, da der Betreiber wissen wollte, ob eine Frischluftversorgung notwendig sei, um schädliche Abgaskonzentrationen zu vermeiden.

 

Vom Forschungsprojekt zum Jobangebot

Nachdem ich im Sommer 2012 meine Masterarbeit abgeschlossen hatte, wurde mir von unserem Partnerunternehmen im Forschungsprojekt, der Firma Möhlenhoff GmbH, ein Job angeboten. Möhlenhoff war auf der Suche nach einem Ingenieur für das Testfeld, der dort die Bereiche Unterflurkonvektoren und kontrollierte Wohnraumlüftung bearbeiten sollte. Da ich mich während meines Studiums inzwischen entschieden hatte, in der Industrie arbeiten zu wollen, habe ich den Job angenommen.

Christian Kipp bei der Strömungsuntersuchung an einem Unterflurkonvektor.

 

Christians Berufseinstieg: „Bei den meisten Themen konnte ich auf mein Wissen aus dem Studium zurückgreifen.“

Pe: Wie war dein Berufseinstieg? Hast du dich vorher auf deine neue Tätigkeit vorbereitet?

Ki: Fachlich fiel mir der Einstieg bei Möhlenhoff nicht schwer, da ich bei den meisten Themen auf mein Wissen aus dem Studium zurückgreifen konnte. Bei Dingen mit denen ich mich noch nicht so gut auskannte, z.B. unsere thermischen Stellantriebe, konnte ich dank der guten Einarbeitungsphase und der Unterstützung meiner Kollegen schnell dazu lernen. Etwas schwerer fiel es mir in den ersten Monaten mich in den Abläufen und Zuständigkeiten der Projektarbeit bei einer Produktrealisierung zurecht zu finden. Hier muss man einfach ein paar Projekte durchlaufen haben, um das ganze grundlegend kennen zu lernen.

Das Testfeld gehört bei Möhlenhoff zur Qualitätssicherung und unsere Abteilung hat verschiedene Aufgaben. Wir führen Validierungen für sämtliche unserer Produkte durch, d.h. wir testen unsere Produkte auf „Herz und Nieren“ und stellen damit sicher, dass die Neuentwicklungen den Anforderungen entsprechen und gegen verschiedenste äußere Einflüsse robust sind. Außerdem unterstützen wir unsere Entwickler schon während der Entwicklungsphase, in dem wir verschiedene Funktionen von Produkten testen oder diese auch optimieren. Neben der Projektarbeit gibt es bei uns auch immer wieder Sonderaufgaben, wie z.B. die Nachstellung von Kundenproblemen oder die Durchführung von Benchmarks.

Ich bin außerdem nun seit 6 Monaten Teamleiter im Testfeld und für zwei Kollegen verantwortlich. Meine Hauptaufgabe ist hier vor allem die Auslastungsplanung, um sicherzustellen, dass alle Projekte termingerecht abgearbeitet werden. Da die Validierung eines Produkts immer am Ende der Produktrealisierung steht, also kurz bevor zum Kunden ausgeliefert wird, ist dies oft eine Herausforderung, da häufig verloren gegangene Zeit wieder aufgeholt werden muss. Neben der Arbeit mit den Produkten macht mir dieser Teil meines Jobs besonders viel Spaß!

Pe: Das klingt nach einem sehr zufriedenen Ingenieur. Ist das noch zu toppen? Was hast du zukünftig vor?

Ki: Für die Zukunft stelle ich mir vor, weiter in einem entwicklungsnahmen Umfeld oder in der Qualitätssicherung zu arbeiten und dabei noch mehr Verantwortung für Mitarbeiter und Projekte zu übernehmen.

Pe: Hast du abschließend noch einen „goldenen Tipp“ für unsere Studierenden?

Ki: Ich kann dazu sagen, was sich für mich als richtig und gut herausgestellt hat. Ich habe die Vorlesungen, wenn möglich, noch am gleichen Tag nachbereitet, indem ich mir meine eigene Formelsammlung angelegt und wichtige Dinge noch einmal extra herausgeschrieben habe. So präpariert, bin ich dann in die Klausurvorbereitung gegangen und konnte mich ausschließlich aufs Lernen konzentrieren. Man sollte also die Nachbereitung der Vorlesungen während des Semesters nicht vernachlässigen und mit strukturierten Unterlagen in die Prüfungsvorbereitung gehen.

Pe:  Christian, wir danken dir sehr für dieses informative Gespräch!

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