3D - Druck an der Ostfalia - Zentrum für additive Fertigung (ZaF) gegründet

  • 16.03.17 12:00
  • Marianne Homeister

3D - Druck an der Ostfalia - Zentrum für additive Fertigung (ZaF) gegründet

Additive Fertigungsverfahren – vielfach stark vereinfacht auch als „3D-Druck“ bezeichnet – verändern die Welt, so scheint es nach den vielen Pressemeldungen und Veröffentlichungen in der jüngsten Vergangenheit. Wie Unternehmen, Konsumenten und die allgemeine Öffentlichkeit davon betroffen sein werden bzw. davon profitieren können und wie diese Fertigungsverfahren weiterentwickelt werden können, wollen nun vier Fakultäten (Maschinenbau, Elektrotechnik, Fahrzeugtechnik und Recht) der Ostfalia gemeinsam erforschen. Um die bisherigen Aktivitäten der Akteure an der Hochschule zu koordinieren, zu bündeln und aus den verschiedenen Blickwickeln unter Einbeziehung gesellschaftlich relevanter Fragestellungen zu betrachten, wurde das Zentrum für additive Fertigung (ZaF) gegründet.

Unter additiver Fertigung versteht man die Herstellung von Objekten durch den schicht­weisen Auftrag von Material, z.B. Kunststoffe, Metalle oder auch Keramik. Im Vergleich zu verbreiteten konventionellen Fertigungsverfahren wie Drehen, Fräsen, Druck-/Spritz-Gießen benötigt man keine klassischen Werkzeuge oder Formen für die Herstellung, sondern kann direkt aus Computer-Modellen (3D-CAD) Produkte erzeugen. Insbesondere bei Einzel­stücken oder Kleinstserien ist das sehr viel kostengünstiger und schneller. Zudem sind durch den schichtweisen Aufbau der Produkte Geometrien möglich, die mit konven­tionellen Verfahren nicht oder nur sehr aufwendig realisierbar sind. Neben dem intensiv dis­kutierten Einfluss auf die industrielle Produktion ergeben sich eine Reihe von Einflüssen und Anwendungsmöglichkeiten in den Lebenswelten der Gesellschaft.

Anwendungsbeispiele aus der Gegenwart

Ob es darum geht, Ersatzteile für die eigenen vier Wände auf Bestellung zu drucken, perso­nalisierte Süßigkeiten für einen Geburtstag in der heimischen Küche zu produzieren oder Alltagsgegenstände, wie z.B. Handyschalen oder Modeschmuckartikel aus der „Cloud“ auf den Drucker zu schicken: all diese Dinge sind oder werden in naher Zukunft möglich und üblich sein und ebenso Einzug in die Haushalte finden, wie einst in den 80er Jahren der „Heimcomputer“.

In der Medizintechnik werden „gedruckte“ Gipsschienen die Heilungsprozesse an Armen und Beinen unterstützen, spezielle, additiv gefertigte Prothesen der plastischen Chirurgie ganz neue Möglichkeiten eröffnen und den Zahnärzten die Fertigung von Inlays oder Kronen bin­nen weniger Minuten in der Praxis ermöglichen.

Schulen und auch andere Bildungseinrichtungen werden die additive Fertigung unmittelbar in der Lehre einsetzen können, um im Kunstunterricht neuartige Skulpturen oder Objekte zu fertigen oder um kurz vor der nächsten Unterrichtsstunde in Chemie noch schnell das Demonstrationsobjekt eines Moleküls zu drucken.

Selbst auf der internationalen Raumstation ISS hat der 3D-Druck schon Einzug gefun­den und umkreist die Erde.

Klingt in der Theorie zunächst sehr gut, ist aber praktisch vielfach noch nicht ausgereift. Es sind noch sehr viele Fragen zu klären.

Additive Fertigung wirft Fragen auf

Was wird die additive Fertigung also noch mit uns anstellen? Kommt die Herstellung von Produkten wieder zurück in die Region, oder gar zurück ins eigene Haus? Wie wird insbe­sondere unsere ältere Gesellschaft auf diese neue Technologie reagieren können, wohin­gegen die jungen Menschen fast selbstverständlich mit der 3D-Druck-Technologie agieren? Wie verhält es sich mit Urheberrechten und Garantiefällen, wenn ein Ersatzteil oder ein Pro­dukt unbekannter Herkunft aus dem Internet zum Einsatz kommt, oder noch viel schlimmer, gar versagt? Wie müssen die Lehre und der Technologietransfer auf diese neue Technologie abgestimmt werden? Müssen gar die bisherigen Konstruktionsregeln und –richtlinien neu überdacht werden, da die Produktion nun von der Konstruktion bestimmt wird und nicht mehr die Konstruktion von der Fertigungstechnik abhängig ist?

All diese Fragen sollen am neuen Zentrum für additive Fertigung – dem ZaF – der Ostfalia, Hochschule für angewandte Wissenschaften untersucht werden, welches in der letzten Präsidiumssitzung am 20. April 2017 den Startschuss bekommen hat.

13 Professoren aus den Fakultäten Elektrotechnik, Fahrzeugtechnik, Maschinen­bau und Recht haben sich auf die Fahne geschrieben, mit dem fünften transdisziplinären Zentrum der Ostfalia die Bündelung von Forschungsaktivitäten aller, an dem Zentrum beteiligten Fakultä­ten innerhalb der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften zu voranzutreiben.

Das fakultätsübergreifende ZaF steht interessierten Kolleginnen und Kollegen der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften sowie anderer Hochschulen, Universitäten und Unternehmensvertretern offen. Es bietet ein Forum zur Zusammenarbeit, zum transdiszipli­nären Informations- und Erfahrungsaustausch, zur Bildung von Forschungsallianzen und zur gemeinsamen Anwerbung, Vorbereitung, Durchführung, Präsentation auch größerer und fakultätsübergreifender Projekte in Forschung, Entwicklung und Lehre. Daneben begleitet das ZaF Projekte der Wirtschaft, Verwaltung, der Politik und der Zivilgesellschaft als wissen­schaftlicher Ansprechpartner und unterstützt bei der Gestaltung und Umsetzung neuer Ideen.

Ausstattung des neuen ZaF

Schon jetzt ist das Zentrum für diese Fragestellungen und Aufgaben gut ausgerüstet. Mit mehr als 25 3D-Druckern und einem Einzelwert zwischen 2.500 und 250.000 € können nahezu alle derzeitig gängigen Technologien abgedeckt und an den komplexen Anforderun­gen gearbeitet werden.

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