Entwicklung eines modularen fakultätsübergreifenden digitalen Kurssystems für das selbstgesteuerte aktivierende Lernen im Rahmen der hybriden Lehre

Der Hochschultyp der Fachhochschule bzw. der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) befindet sich in Deutschland in einem andauernden Entwicklungs- und Selbstfindungsprozess. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich eine weithin akzeptierte Abgrenzung in einer funktionalen Differenzierung zwischen Fachhochschulen und Universitäten unter dem Motto „gleichwertig aber andersartig“ durchgesetzt. So steht HAW im Allgemeinen für Praxis-/Berufsorientierung und angewandte Forschung, Universität hingegen für Theorie und Grundlagenforschung. [1]

Hieraus bedingen sich das kleinteiligere Modulspektrum der Studiengänge an den HAW und die stärkere anwendungsorientierte Ausrichtung der Lehre an bestimmbare Berufsfelder. Die Absolventen sollen aufgrund ihrer interdisziplinären Qualifikation den Bedürfnissen des Mittelstandes und großer Industrieunternehmen gerecht werden, indem sie ihr Wissen und ihre Fertigkeiten praxisgerecht auf betriebliche Probleme anwenden.

Mit dem beantragten Projekt möchten die beteiligten Fakultäten als Antwort auf die prognostizierten abnehmenden Studierenzahlen in den kommenden Jahren zur Schärfung der eigenständigen Identität und des Auftrags der HAW beitragen und den Studierenden bereits in der Studieneingangsphase aufzeigen, inwieweit der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Technologien aus der Hochschule in Wirtschaft und Gesellschaft gelingen und für eigene berufliche Karrieren genutzt werden kann. Gleichzeitig dient das vorgestellte Projekt als zeit- und praxisgerechte Antwort auf das veränderte Lernverhalten der aktuellen Studierendengeneration, indem die starre Formatierung der Lehre in Bezug auf Ort und Zeit aufgebrochen wird. Die zunehmende Digitalisierung in allen Lebensbereichen führt zu einem steigenden Interesse digitaler Lernangebote an Hochschulen und unter Studierenden. Die sog. „Generation Z“ ist mit mehr Zugang zu mehr Informationen aufgewachsen als jede Generation vor ihr. Infolgedessen erwarten sie, jederzeit und von jedem Ort auf ein effizient aufbereitetes, digitales Angebot an Lernmaterialien zugreifen können. Wir geben mit unserem Projekt hierfür die passende Antwort.

1.1 Kernziele des Projekts:

  • Entwicklung eines digitalen fakultätsübergreifenden modularen E-Learning Baukastensystems im Lernmanagementprogramm Moodle. Das didaktische Ziel der jeweiligen disziplinspezifischen Module ist es, den Studierenden Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Problemlösekompetenz für das Berufsleben in der digitalen Gegenwart und Zukunft zu vermitteln.
  • Studierende vom passiven zum aktivierten Lernen durch Fallsimulationen/ Übungen und Gamification motivieren.
  • Gruppenprozesse anstoßen, Zusammenarbeit und Kommunikation mit anderen Studierenden/Lerngruppen fördern, Metakompetenzen wie Teamfähigkeit, Selbstreflexion, Lerntransfer, Selbstlernkompetenz, allgemeiner Problemlösefertigkeit und digitale Grundkompetenz von Anfang an stärken
  • In räumlicher und zeitlicher Hinsicht wird die klassische Präsenzvorlesung zu einem optionalen Kriterium. Die eigentliche Vorlesung wird innerhalb des E- Kurses vorab aufgenommen und an verschiedenen Orten innerhalb und außerhalb der Hochschule rezipiert.
  • Grundsätzlich werden digitale Elemente dort eingesetzt, wo sie einen Mehrwert bieten, und Präsenz wird genauso bewusst genutzt. Dieser Mehrwert lässt sich für jedes Fach oder jeden Studiengang, in einer anderen Kombination von Digitalem und Präsenz darstellen. Die eigentliche Präsenzveranstaltung fokussiert dann die Kommentare, Anmerkungen etc. der Studierenden zu dem bereits bekannten Vorlesungsinhalt und den im Kurs zur Verfügung gestellten Übungen im Sinne eines „ Flipped Classroom“.
  • Die Zusammenkünfte in Präsenz werden zu anwenderorientierten "akademischen Workouts", die gegebenenfalls durch externe Experten aus der Praxis flankiert werden. In sachlicher Hinsicht entsteht damit ein neuer Blick auf das Wissen der Gesellschaft. Der Mikrokosmos „Vorlesung“ verknüpft so Elemente des Monologs mit Elementen des Austauschs und zeigt den Studieren die Relevanz Ihres Studienganges. Die Lehrenden nehmen kontextbezogen unterschiedliche Rollen als Lernbegleiter, Moderator oder Experte ein. [2]

 

[1] Ziegele, F., Roessler, I., Mordhorst, L. (2019). Hochschultyp im Wandel? In: Cai, J., Lackner, H. (eds) Jahrbuch Angewandte Hochschulbildung 2016. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22422-6_11.

[2] KMK, Beschl. v. 14.03.2019, Empfehlungen zur Digitalisierung in der Hochschullehre, S.12