Im Interview: Prof. Dr. Jens Tepper

  • 27.05.20 15:38
  • Sabrina Dora Seal

Prof. Dr. Jens Tepper erhielt seinen Ruf an die Ostfalia im März 2019. Seitdem lehrt und forscht der Professor für Smart Energy an der Fakultät Elektrotechnik am Campus Wolfenbüttel. Mehr dazu berichtet er im Interview mit der Ostfalia-Redaktion.

Prof. Dr. Jens Tepper
Prof. Dr. Jens Tepper (Foto: Privat)

 

Was haben Sie vor Ihrem Ruf gemacht?

Nach meiner Promotion an der TU Braunschweig im Bereich der Hochspannungstechnik habe ich zunächst bei der Firma ABB im Forschungszentrum in Baden, in der Schweiz, gearbeitet. Dort war ich etwas über 6 Jahre als Wissenschaftler in der Gruppe „Hochspannungssysteme“ tätig. Schwerpunkte meiner Arbeit waren Hochspannungsleistungsschalter und neue Methoden zur Kurzschlussstrombegrenzung in Mittelspannungsnetzen. Im Anschluss daran wechselte ich innerhalb der Firma ABB nach Brilon in das Sauerland und habe dort für circa 10 Jahre die Entwicklungsabteilung für Trockentransformatoren geleitet. Der Schwerpunkt der Tätigkeiten lag hier im Bereich der Produktentwicklung und der Weiterentwicklung der Technologie von Trockentransformatoren. Insbesondere möchte ich die Entwicklung von Trockentransformen für hohe Nennspannungen und hohe Energieeffizienz hervorheben. Darüber hinaus haben wir Transformatoren für Anwendungen zur Spannungsstabilisierung in Verteilnetzen entwickelt. Die Spannungsstabilität von Stromübertragungs- und Verteilnetzen ist ein wichtiger Aspekt bei der Umsetzung der Energiewende.

Parallel dazu bin ich seit ca. 9 Jahren in der nationalen und internationalen Normung von Leistungstransformatoren aktiv. Schwerpunkte bilden hier die Trockentransformatoren und die europäische Normung bezüglich der Energieeffizienz von Leistungstransformatoren.

 

Wo liegt der Fokus Ihrer Professur?

Der Fokus liegt im Bereich der intelligenten, „smarten“ Energieversorgungsnetze.

Je mehr elektrische Energie aus erneuerbaren Energiequellen eingespeist wird, konventionelle Kraftwerke abgeschaltet werden, und je mehr sich das Verhalten der Netzteilnehmer im Stromnetz ändert (zum Beispiel durch verteilte Einspeisung in die Netze oder durch das Aufkommen der Elektromobilität), desto größer sind die Herausforderung an unsere klassischen Stromnetze. Diese Herausforderungen sind zum Beispiel die Fluktuationen in der Einspeisung elektrischer Energie aus erneuerbaren Energieformen wie Wind und Sonnenenergie, die Integration dieser Stromerzeuger in unsere Stromnetze und eine damit einhergehende hohe Auslastung der Stromnetze.

Diesen Herausforderungen wird zum einen durch den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnik begegnet. Das Netz soll „intelligent“ beziehungsweise „smart“ werden, so dass sich zum Beispiel Stromverbraucher besser an der Stromerzeugung orientieren, Lastflüsse optimaler verteilt werden und gegebenenfalls neue Energiespeichersysteme eingebunden werden. Diese „ Digitalisierung“ der Stromnetze ist eines der sehr wichtigen Themengebiete.

Das andere sehr wichtige Thema bei der „Smart Energy“ ist die Energietechnik. Auch in Zukunft wird elektrische Energie übertragen werden und dies wird auch in Zukunft bei hohen Spannungen und hohen Strömen geschehen. Komponenten der Stromnetze wie zum Beispiel Leitungen, Kabel oder Transformatoren werden voraussichtlich höher und auch anders als bisher üblich ausgelastet werden. Zudem ergibt sich ein Bedarf am Ausbau der Netze.

Ich sehe meinen Fokus im Bereich der Hochspannungstechnik und den Komponenten in der Energieübertragung- und Verteilung. Mich interessiert wie man durch angepasste energietechnische Komponenten die Stromnetze besser steuern und ausnutzen kann und wie Komponenten wie zum Beispiel Transformatoren energieeffizient, regelbar, überwachbar, langlebig und betriebssicher in einem Smart Grid betrieben werden.

In der Lehre habe ich einen entsprechenden Fokus im Bereich Energietechnik, wie die Vorlesung Smart Grids. Perspektivisch werde ich die Vorlesungen Hochspannungstechnik, Komponenten der Energieversorgung und zum Teil Moderne Energiegewinnung vertreten. Ein weiterer Fokus der Lehre liegt im Bereich der Grundlagen der Elektrotechnik. Zudem leite ich die Labore Hochspannungstechnik und Elektrotechnik.

 

Was sind Smart Grids?

Der Begriff intelligentes Stromnetz (engl. Smart Grid) beschreibt ein Energienetzwerk, welches die kommunikative Vernetzung und Steuerung von Stromerzeugern, Speichern, elektrischen Verbrauchen und Netzbetriebsmitteln der Elektrizitätsversorgung umfasst.

Das Smart Grid soll eine nachhaltige Energieversorgung sichern, welche ökonomisch und energetisch effizient ist und eine hohe Verfügbarkeit bzw. Zuverlässigkeit aufweist.

 

Warum interessieren Sie sich so stark für diesen Schwerpunkt?

Die Bereiche Hochspannungstechnik und Energietechnik sind uns allen täglich näher als man es üblicher Weise wahrnimmt. Wenn man aufmerksam durch seine Wohnsiedlung geht und darauf achtet, wird man viele Komponenten der Energietechnik wie Leitungen, Transformatorenhäuschen oder sogar Umspannanlagen sehen, die Jahrzehnte zuverlässig ihren Dienst verrichten und uns mit elektrischem Strom versorgen. Die Versorgung mit elektrischem Strom ist eines der wichtigsten Bedürfnisse unserer Zeit und etwas, das wir als selbstverständlich ansehen.

Schon seit Studienzeiten haben mich die Bereiche Hochspannungstechnik und Energietechnik interessiert. Dies sind grundlegende Gebiete in der Elektrotechnik in denen man mit hohen Spannungen und hohen Strömen umgeht und faszinierende Untersuchungen und Experimente durchführen kann.

Wie ich bereits oben ausgeführt habe, gibt es hier viele spannende und herausfordernde Themen, gerade im Zusammenhang mit „Smart Grids“ und der Energiewende.

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