Im Interview: Die neue Professorin für Kommunikationstechnik

  • 18.03.22 08:12
  • Vera Huber
  •   Wolfenbüttel

Das Sommersemester 2022 startete an der Fakultät Elektrotechnik mit neuer Verstärkung. Maria Dolores Pérez Guirao ist neue Professorin im Bereich Kommunikationstechnik.

Professur Perez

Prof. Dr. Maria Dolores Pérez Guirao.

Um Frau Pérez Guirao kurz vorzustellen, hat die Fakultät Elektrotechnik ein paar Fragen an sie vorbereitet:

Herzlich willkommen an unserer Fakultät. Wir freuen uns, dass Sie uns unterstützen. Was haben Sie gemacht, bevor Sie bei uns angefangen haben?

Direkt vor meinem Ruf an die Ostfalia habe ich fast vier Jahre als Managerin für Spektrum Policy und Standards für das mittelständische Familienunternehmen Sennheiser gearbeitet. Meine Aufgabe dort war die Vertretung des Unternehmens weltweit in Standardisierungsgremien, Ausschüssen von Regulierungsbehörden, Industrieverbänden, Stakeholder-Veranstaltungen und in Forschungsprojekten. Konkret habe ich mich mit der Standardisierung von Systemarchitekturen, Funkschnittstellen und Protokollen für Audio-Applikationen sowie mit der Entwicklung von Spektrum-Sharing-Konzepten und deren Vertretung in europäischen und internationalen Standardisierungs- und Regulierungsgremien beschäftigt.

Insgesamt verfüge ich über mehr als 20 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Kommunikationstechnik. Als Funkingenieurin habe ich diverse Stationen mit Schwerpunkten in der Forschung sowie die Normung und Regulierung von Funksystemen durchlaufen. Meinen Abschluss als Telekommunikationsingenieurin erhielt ich 2002 an der Polytechnischen Universität Valencia in Spanien. Mein letztes Studienjahr verbrachte ich dann in Hannover in Rahmen eines Erasmus Stipendiums am Institut für Nachrichtentechnik (IKT) der Gottfried Wilhelm-Leibniz-Universität Hannover, wo ich 2008 meinen Doktortitel erhielt.

Nach meiner Promotion arbeitete ich als Co-Leiterin einer Forschungsgruppe im Bereich „Software Defined Radio & Networks“ am IKT im Hannover. Aus dieser Arbeit heraus entwickelte sich die Möglichkeit, im Jahr 2011 ein technologieorientiertes Start-up-Unternehmen zu gründen. Den finanziellen Zuschuss erhielten wir aus dem EXIST-Forschungstransferprogramm des damaligen Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi), heute Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Das Unternehmen, bei dem ich die Rolle der technischen Leitung innehatte und das 7 Jahre am Markt überlebte, hieß wiseSense GmbH und beschäftigte sich mit der Entwicklung von kognitiven Funksystemen, Koexistenzmanagement-Strategien und Algorithmen für professionelle drahtlose Anwendungen.

Was hat Sie angetrieben, zur Ostfalia zu kommen?

Schon während meiner Zeit als Doktorandin und Postdoktorandin an der Leibniz Universität Hannover habe ich mich gerne an der Lehre beteiligt. Es war mir immer eine Freude, Studentinnen und Studenten auf ihren Bildungsweg zu begleiten, sie zu motivieren und ihre Lernprozesse zu unterstützen.

Mit der Professur an der Ostfalia ist für mich ein großer Gestaltungsspielraum verbunden, den ich als großes Privileg wahrnehme, Studentinnen und Studenten in ihrer fachlichen und auch persönlichen Entwicklung zu begleiten. Außerdem hoffe ich, die Studienrichtung Informationstechnik und Kommunikationssysteme weiterzuentwickeln und in dem Themenfeld „Netzwerktechnologien für Internet der Dinge“ zu forschen können. 

Womit möchten Sie sich in nächster Zukunft bei uns beschäftigen?

Mein Fachgebiet ist die Kommunikationstechnik. Sie bildet das Fundament für die fortschreitende Vernetzung der Gesellschaft und die Basis für aktuelle Megatrends wie Digitalisierung und Mobilität. Vernetzte Kommunikationstechnologien sind das Rückgrat der gesellschaftlichen Konnektivität und verändern unser Leben, Arbeiten und Wirtschaften grundlegend.

Während die Verbrauchernachfrage heute noch der Haupttreiber von der Netzkonnektivität ist, zielt die Weiterentwicklung auf die Nachfrage aus den Anwenderindustrien.  Zum Beispiel werden Sektoren wie die industrielle Fertigung (I4.0), Energie- und Wasserversorgung, Landwirtschaft, Gesundheitswesen aber auch viele andere voraussichtlich durch das Internet der Dinge (IoT) maßgeblich beeinflusst.

Eine Vielzahl von Funkzugangstechnologien wird für IoT-Geräte entwickelt, um deren IP-Vernetzung zu erleichtern. Allerdings sind diese Funktechnologien nur selten in der Lage, die strengen Anforderungen komplexer industrieller Anwendungsfälle zu erfüllen, da sie in der Regel nicht die erforderliche Dienstgüte (Quality of Service, QoS) einhalten können.

An der Ostfalia möchte ich mich mit der technologischen Entwicklung zukünftiger Generationen mobiler Netzwerktechnologien (5G, 5G advanced, 6G) beschäftigen – mit besonderem Fokus auf QoS-Garantien für IIoT-Anwendungen, z.B.  durch Trafic-Priorisierung, Bandbreite-Reservierung und Zeitsynchronisation. Anderseits interessiere ich mich für relevante menschliche Grundbedürfnisse in Bezug auf den digitalen Wandel wie Vertrauen und Sicherheit der Kommunikationstechnik, gerade weil die digitalen Anwendungen sämtliche Lebensbereiche immer mehr durchdringen. 

Da ich zu der Generation überzeugter Europäer gehöre, die das Bildungsprogramm Erasmus hervorgebracht hat, habe ich auch vor, mich für die Internationalisierung der Ostfalia Hochschule und die grenzüberschreitende Mobilität von jungen Studentinnen und Studenten zu engagieren. Darüber hinaus ist für mich die Förderung der Gleichstellung junger Frauen und Männer ein Herzensanliegen.

Was machen Sie gern in Ihrer Freizeit?

Neben der Kommunikationstechnik interessiere ich mich für kognitive Neurowissenschaften, Verhaltenspsychologie und Philosophie, da sie scheinbar den Schlüssel zum Verständnis des menschlichen Denkens und Lernens darstellen. Ich treibe gerne Sport, wie Schwimmen und Yoga und vor allem verbringe ich gerne Zeit mit meiner Familie.

Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen und alles Gute für Ihren Start an der Ostfalia!

 

Das Interview führte Bärbel Banko M. Sc. von der Fakultät Elektrotechnik.
Foto: Ostfalia

 

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