Im Herbst begann Berit Andronis am Campus Salzgitter ihre Tätigkeit als neue Profssorin für Kommunikationsdesign. Fragen über ihr jetziges Aufgabengebiet, sich selbst und ihre fachlichen Ziele beantwortet sie in einem Interview mit der Ostfalia-Redaktion.
Laurids Raue machte dieses Foto von Prof. Dr. Berit Andronis für die studentische Ausstellung Vision(en).
Ostfalia-Redaktion:
Zum 1. Oktober 2021 haben Sie Ihre Professur „Kommunikationsdesign“ an der Fakultät
Verkehr-Sport-Tourismus-Medien der Ostfalia angetreten. Was genau dürfen wir uns unter Ihrem
Aufgabengebiet vorstellen?
Prof. Dr. Berit Andronis:
Es ist tatsächlich nicht ganz einfach, die Frage nach meiner Tätigkeit kurz und
präzise zu beantworten. Obwohl jeder permanent auf Kommunikationsdesign in seinem täglichen Leben
trifft und davon umgeben ist, wissen die wenigsten um die tatsächliche Bedeutung und um den
Einfluss.
Es geht bei Kommunikationsdesign um Informationen, die geschickt visuell verpackt sind in On- und Offlinemedien und unterschiedliche Ausprägungen haben. Ich spreche von Logos, Werbung, Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und Beschilderungen.
In die Kreation all dieser und vieler weiterer Medien sind Designer*innen eingebunden. Kommunikationsdesign hat Einfluss auf die Gestaltung der (Alltags-) Kultur und Konsumgesellschaft. Dabei geht es um das Ziel, Inhalte oder Botschaften mit dem Einsatz von geeigneten Medien an eine Personengruppe heranzutragen, für die diese Informationen eine Relevanz haben. Zu konstatieren ist natürlich auch, dass es bei Kommunikation um das Ziel geht Interesse zu wecken und eine Korrespondenz in der Gesellschaft zu erzeugen für Produkte, Dienstleistungen oder z. B. Wissenstransfer.
Dazu gehört es die Inhalte zu kennen, sie zu erarbeiten und zu strukturieren sowie über die medialen Kommunikationskanäle Bescheid zu wissen. Es ist auch wichtig für das jeweilige Publikum eine angemessene Ansprache zu finden, quasi den richtigen Ton. Es spielen viele Aspekte eine Rolle, wenn man sich die Menge an Informationen und die Vielfalt der Medien vor Augen führt, die einen täglich umgeben. Aus diesen Ausführungen lässt sich sicherlich mein Aufgabengebiet der Professur im Kommunikationsdesign ableiten, es ist ein sehr dynamisches und multidimensionales Gefüge.
Ostfalia-Redaktion:
An der Ostfalia waren Sie bereits im Vorfeld schon lange aktiv. Bitte erzählen Sie uns mehr
darüber.
Prof. Dr. Berit Andronis:
Eigentlich hat sich das Engagement zufällig ergeben, denn mein Fokus lag auf der
praktischen Arbeit und Ausrichtung als Designerin, primär dem Schaffen von Dingen und nicht auf der
Lehre und Weitergabe meiner Erfahrung. Es hat sich ergeben und ich war neugierig, es war eine neue
Perspektive, die sich mir eröffnete. Ich sah wie schön es ist Wissen zu teilen und den Lernprozess
im kreativen Bereich zu beobachten, was mich letztlich zum Thema meiner Dissertation und
letztendlich zur Professur geführt hat.
Als ich vor etwa 20 Jahren zur Ostfalia kam, befand sich der Studiengang Mediendesign in der Gründungphase, damals ein innovativer Diplomstudiengang. Das Motivierende war, dass ich fast von Anfang an beteiligt war und mich bei der Entwicklung und Ausrichtung engagieren konnte. Es war eine spannende Zeit, in der ich viele Erfahrungen sammeln konnte: Wie bereits erwähnt: die Arbeit mit den Studierenden, mit Kolleginnen und Kollegen aus neuen Bereichen, das Realisieren von Visionen und das Teilen gesammelter Erfahrung, die Perspektive einer Mutter, die persönliche Weiterentwicklung, die Perspektive von unterschiedlichen nebenberuflichen Tätigkeiten. Bei Bedarf teile ich gerne diese Erfahrungen, bitte melden sich bei mir, wenn Sie Fragen haben.
Ostfalia-Redaktion:
Wenn Sie Ihre jetzige Position mit Ihrer vorherigen Tätigkeit an der Ostfalia vergleichen –
was ist für Sie die größte Veränderung?
Prof. Dr. Berit Andronis:
Die größte und wichtigste Veränderung ist, dass ich jetzt in der Lage bin die
Studenten noch besser zu unterstützen. Natürlich führt ein eigenes Büro auch nicht zu einer
Minderung der Motivation. Im Grunde sind es wohl die neuen Möglichkeiten, Studenten zu unterstützen
und das Teilen von Verantwortung mit der heranwachsenden Generation von Designer*innen. Der beste
stets begleitende Aspekt ist aber noch immer die Möglichkeit Informationen und Erfahrungen an die
nächsten Studierendengenerationen weiterzugeben und mich an der Neugierde und an der kreativen
Arbeit zu erfreuen.
Ostfalia-Redaktion:
Was macht Ihnen bei Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Prof. Dr. Berit Andronis:
Das ist ganz einfach. Das ist die tägliche Arbeit mit Studierenden, mit jungen
Erwachsenen, die alle unterschiedliche Interessen und Begeisterungen haben, der lebendige
Austausch, die Diskussion. Das ermöglicht mir, mich selbst permanent weiterzuentwickeln, denn den
Kreativen durstet es immer nach neuem Wissen, Ideen und Anreizen. Wenn ich es schaffe diese
Botschaft an meine Studierenden weiterzugeben, ist das mein größter Lohn.
Ostfalia-Redaktion:
Was ist Ihnen im Umgang mit Studierenden und Kolleg*innen besonders wichtig?
Kommunikation, das Wichtigste ist für mich eine gute Kommunikation. Zum einem fördert es das Arbeitsklima, sowohl im Kollegium als auch bei den Studierenden, intern und extern.
Ich werde immer ein offenes Ohr für meine Studenten haben, zum anderen ist es auch essentiell um Studenten besser helfen zu können und zu motivieren. Jemanden, den man kennt, erreicht man besser und kann auch ein Vertrauensverhältnis schaffen.
Ostfalia-Redaktion:
Welche Ziele haben Sie sich für die kommenden zwei Jahre innerhalb Ihres neuen
Aufgabenbereichs gesetzt und was sind dabei die größten Herausforderungen?
Prof. Dr. Berit Andronis:
Natürlich muss man sich auch als Lehrende/r mit dem Zeitgeist mitentwickeln. Schon
Corona hat uns gezeigt wie schnell man von heute auf morgen sein ganzes Gelerntes und Erfahrungen
umkonzipieren muss. Das Umstrukturieren des Lernmediums bzw. die Art des Unterrichtes hatte gerade
zu Beginn viele Schwächen gezeigt. Natürlich hat man in den letzten zwei Jahren gelernt sich
anzupassen, ebenso die Studierenden. Ich möchte zuerst die Veränderungen erfahren, besonders bei
den Studierenden, um angemessen handeln zu können. Daher kann ich keine Prognose oder Ziele
festlegen, natürlich habe ich Hoffnungen und Wünsche. Schön wäre es, den Online-Unterricht hinter
sich zu lassen und wieder in den normalen Studienalltag zurückzukehren, da vor allem der
persönliche Kontakt mit Studierenden wichtig ist um ein optimales Lernklima zu erschaffen, die
Unterrichtsweise von vor dem Start der Pandemie mit den neuen Erfahrungen zu vernetzen, um das
Positive von beidem hervorzubringen und zu nutzen. Vor allem ist nach wie vor das Zeigen und
Präsentieren von studentischen Ideen ein essentieller Teil meiner Ausbildung für Designer*innen, da
diese so in der Lage sind zu sehen wie andere auf ihre Ideen und gesetzten Reize reagieren.
Dankenswerter Weise werde ich von einem hochmotivierten Team von Studierenden unterstützt und
ebenso auch von meinen Kollegen, die sicherlich die gleichen Bestrebungen teilen, um die
Medienstudiengänge weiter zu formen, dass junge Kreative voll Freude in ihr Studium eintauchen
können.
Natürlich gibt es noch weitere Ideen und Perspektiven, die ich für den Standort sehe. Das wäre z. B. die gewünschte Aufnahme von Gremienarbeit, die ich durch den Statuswechsel nicht weiterverfolgen konnte, die Pflege von nationalen und internationalen Hochschul- als auch privatwirtschaftlichen Kontakten, um den Studierenden eine weite Diversität an Optionen während und nach Abschluss des Studiums offerieren zu können. Zu meinem Bedauern konnte gerade mir ein sehr am Herzen liegender Kontakt bzw. eine Kooperation in die USA nicht stattfinden, dennoch hoffe ich weiterhin auf eine Kooperation, da ich gerade für Studierende, die gerne international arbeiten würden, dort große Chancen sehe. Natürlich geht es auch um die Pflege und Vernetzung von Kontakten in die Designbranche (und ja, mein Herz schlägt stark für die Region) und andere Hochschulen. Selbstverständlich gibt es auch Forschungsideen und natürlich bin auch selbst gespannt wie sich mein Weg entwickelt. Zumindest kann ich eines mit Sicherheit sagen: Langweilig wird es nicht werden und von einem Mangel an Kreativität ist auch nicht auszugehen.
Ostfalia-Redaktion:
Vielen Dank für dieses Gespäch.