Rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung des „
Königswinterer Kreis“ zum Fachforum „Wie nachhaltig ist Wandern wirklich?“ im Rahmen der
Tourismusmesse CMT in Stuttgart am 13. Januar 2024. Der Königswinterer Kreis ist ein ideeller
Zusammenschluss ausgewiesener Wanderexpertinnen und -experten aus ganz Deutschland und fördert den
Erfahrungsaustausch im Tourismus. Moderator der Veranstaltung war Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack,
Professor am Institut für Tourismus- und Regionalforschung sowie Vizepräsident der Ostfalia
Hochschule für angewandte Wissenschaften.
In den Vorträgen und Diskussionen wurde klar, dass noch kein allgemeingültiger Standard zur
Messung von Nachhaltigkeit besteht. Wandernde Urlauber*innen verhalten sich im sozialen und
ökonomischen Kontext verantwortlicher als der Durchschnitt aller Reisenden. Aus ökologischer
Perspektive sind jedoch Wanderreisen und andere Reiseformen insbesondere hinsichtlich des
Klimaschutzes problematisch, da durch den hohen Mobilitätsanteil von und zum Zielort sowie im
Urlaubsgebiet stets hohe CO2 Emissionen entstehen. Daher ist eine noch engere Zusammenarbeit aller
Beteiligten im Wandertourismus mit den Verantwortlichen des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs
erforderlich, um attraktive und umweltfreundliche Mobilitätsangebote zu entwickeln. Außerdem ist
eine hochwertige, flächendeckende Wanderwegeinfrastruktur zur Förderung nachhaltiger
Bewegungsformen zu Fuß unabdingbar. Doch der Unterhalt von Wanderwegen ist keine Pflichtaufgabe und
in Zeiten defizitärer Haushalte nicht sichergestellt. Der Königswinterer Kreis leitet daraus die
Forderung ab, den Erhalt der Wanderinfrastruktur zum Staatsziel zu machen und die erforderlichen
Ressourcen bereit zu stellen.
Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack gab anlässlich der Veranstaltung einen umfassenden Überblick,
wie Nachhaltigkeit in der Branche des Wandertourismus aktuell ihren Niederschlag findet. Quack
attestiert dem Tourismus nicht nur quantitativ, sondern auch in der Ausgestaltung eine Rückkehr zum
Vor-Corona-Status. Eine fundierte Hinwendung zu einem nachhaltigeren Tourismus sei bei
Urlauberinnen und Urlaubern nicht zu erkennen, jedoch ein zunehmendes Bewusstsein für soziale und
ökologische Aspekte. Dies führe aber nicht zu grundsätzlichen Änderungen des Reiseverhaltens, z.B.
durch verstärkte Nutzung emissionsarmer Mobilität. Immerhin sei festzustellen, dass Menschen mit
einer nachhaltigen Lebenseinstellung und einem nachhaltigen Konsumverhalten überdurchschnittlich
häufig wandern. Das Kardinalproblem ist laut Quack auch beim Wandern in der Mobilität zu finden, so
dass jegliche Nachhaltigkeitsentwicklung einen starken Fokus auf die Verbesserung des
ÖPNV-Angebotes in der An- und Abreise sowie im Urlaubsgebiet legen müsse. In den sozialen und
ökonomischen Dimensionen sieht er das Wandern allen anderen Urlaubsformen als überlegen, womit er
die Förderung des Wanderns als notwendigen Beitrag zur nachhaltigen Regionalentwicklung
begründet.
Die Mitglieder des Königswinterer Kreises mit den Referenten der Fachveranstaltung auf der CMT
in Stuttgart. V.r.n.l. Stefan Fredlmeier (Füssen Tourismus und Marketing), Christa Fredlmeier (C.F.
Tourismus), Janina Seiler (Wandermagazin/Outdoor Welten), Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack (Ostfalia
Hochschule), Christine Kutscher (reCET create.empower.transform Eberswalde), Martin Soutschek
(outdooractive), Friedel Heuwinkel (Verband Deutscher Naturparke), Wastl Roth-Seefrid (Naturpark
Bergisches Land), Walter Knittel (Donaubergland Marketing und Tourismus), Erik Neumeyer (Deutscher
Wanderverband), Karin Hünerfauth (Rheinland-Pfalz Tourismus), Axel Dürr (bwegt Baden-Württemberg),
Jasmin Hadorn (ASI Reisen), Jan Schubert (Gemeinde Pfronten).
Quelle: Pressemitteilung der Königswinterer Kreises, c/o Lippe Tourismus & Marketing GmbH
Foto ©: Königswinterer Kreis/Günter Weigel