Prof. Dr. Jörg Plöger im Vorstellungsinterview

  • 24.04.23 08:15
  • Marie Ruhm

Prof. Dr. Jörg Plöger hält am 10. Mai 2023 um 14:00 Uhr seine Antrittsvorlesung am Campus in Suderburg. Wir möchten ihn zuvor etwas näher vorstellen.

 

Können Sie Ihre Stationen vor Ihrer Zeit an der Ostfalia Hochschule kurz zusammenfassen und dabei die Themengebiete benennen? Spannend an Ihrem Lebenslauf ist v.a. Ihre Zeit an der LSE in London. Vielleicht können Sie dabei noch genauer auf Ihre Aufgabenbereiche eingehen.

Ich habe an der Universität Hamburg Geographie mit den Nebenfächern Soziologie und Stadtplanung auf Diplom studiert. Im Anschluss daran habe ich an der Universität Kiel im Rahmen eines DFG-Projektes über die Entwicklung lateinamerikanischer Metropolen promoviert. In meiner Doktorarbeit habe ich informelle Praktiken der Raumaneignung vor dem Hintergrund neoliberaler Transformationsprozesse untersucht. Danach habe ich mich zwischen 2006 und 2009 an der London School of Economics (LSE) mit  Weak Market Cities auseinandergesetzt. Ziel war es, zu verstehen, wie 7 europäische Städte versuchen, die mit dem Niedergang der Industrie einher gehenden Probleme zu bewältigen. Nach der Zeit in London und bis zu meiner Berufung auf die Professur an der Ostfalia habe ich als Senior Researcher am ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund verschiedene Forschungsprojekte durchgeführt. Ein besonderer thematischer Schwerpunkt lag dabei auf dem Zusammenhang zwischen Migration und Stadt- und Regionalentwicklung.

 

Wo liegt der Fokus Ihrer Professur?

Im Rahmen der Professur möchte ich meine bisherigen Schwerpunkte in Forschung und Lehre weiterentwickeln und auf den regionalen Kontext eher ländlich geprägter Räume außerhalb der Metropolen erweitern. Fragen rund um das Thema Migration werden dabei sicherlich weiter von Bedeutung sein. Einerseits werden qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland angesichts der demographischen Entwicklungen sowie sich zuspitzender Fachkräfteengpässe eine wichtige Rolle spielen. Andererseits gilt es dabei, die entsprechenden Debatten nicht auf den ökonomischen Nutzen von Migration zu verkürzen. So müssen auch weniger privilegierten Gruppen von Migrant*innen Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe gewährt werden.

 

Warum haben Sie sich für dieses Forschungs- und Lehrgebiet entschieden?

Als Humangeograph mit sozialwissenschaftlicher Ausrichtung gab es im Verlauf meiner bisherigen Tätigkeiten immer wieder Anknüpfungspunkte zum Feld der Sozialen Arbeit. Beispiele umfassen ein Lehrforschungsprojekt zu den Lebenswelten Jugendlicher im Ruhrgebiet, Forschung zu jungen vulnerablen Migrant*innen oder zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf benachteiligte Quartiere. Letztlich gilt es, den Blick auf soziale Schieflagen  vor Ort zu richten und im Austausch mit Akteur*innen, sozialen Trägern und den betroffenen Zielgruppen Ansätze zur Aufwertung ihrer Lebenswelten zu entwickeln.

 

Was fasziniert Sie am meisten an Ihrer Professur?

Zunächst einmal interessiert mich die Möglichkeit, meine Kompetenzen im Bereich der Raumwissenschaften im Feld der Sozialen Arbeit einzubringen. Ich möchte gemeinsam mit den Studierenden an realen Herausforderungen der Gegenwart Ansätze zur Verbesserung der Lebensbedingungen aller gesellschaftlichen Gruppen entwickeln. Hier setze ich auch auf den Austausch mit regionalen und überregionalen Akteur*innen, um letztlich einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit von Regionen leisten zu können.

 

Wenn Sie Ihre jetzige Position mit Ihren vorherigen Tätigkeiten vergleichen – was ist für Sie die größte Veränderung?

Ganz klar die Verlagerung des Schwerpunktes meiner Arbeit von der Forschung hin zur Lehre. Mit meiner Rolle in der Ausbildung der Studierenden übernehme ich konkret Verantwortung für eine raumsensible Schulung der Studierenden, um die jeweiligen Herausforderungen auch vor dem sozialräumlichen Kontext betrachten zu können.

 

Was ist Ihnen im Umgang mit Studierenden und Kolleg*innen besonders wichtig?

Für beide Gruppen gilt, dass mir an Begegnungen auf Augenhöhe gelegen ist. Wissensproduktion verstehe ich als kooperativen Prozess, der über den Dialog gefördert wird. So wie die Studierenden hoffentlich von meiner Lehre in Zukunft profitieren, möchte ich von den Erfahrungen und Ideen der Studierenden lernen.

 

Welche Ziele haben Sie sich für die zukünftige Arbeit an der Ostfalia Hochschule gesetzt und was sind dabei die größten Herausforderungen?

Zunächst einmal, das erste Semester zu „überleben“. Spaß beiseite, Zeit ist sicherlich eine große Herausforderung. Gerade am Anfang fließen noch erhebliche Ressourcen in die Vorbereitung und Durchführung der Lehre. Hier gilt es, sich nach und nach Freiräume für Forschung und Transfer zu schaffen. Ein Ziel ist es, am Standort Suderburg ein Skills Cluster zu etablieren. Das Format soll regionale und überregionale Akteur*innen und Expert*innen zusammenbringen, um die rund um die Themen demographischer Wandel, Fachkräftebedarfe und Migration Herausforderungen zu diskutieren, Synergien zu fördern und Strategien zu entwickeln.

 

 Vielen Dank für das Interview! 

 

Die Anmeldung zu Prof. Dr. Plögers Antrittsvorlesung ist bis zum 28. April unter diesem Link möglich:

https://webform.ostfalia.de/ostfalia.de.xhtml?position=formular&formular=201

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