Praxiseinblick: Traumjob Bürgermeister

  • 17.12.20 14:18
  • Katja Lüdemann

„Es gibt so viele soziale Projekte, die einfach wichtig sind. Tierschutz, Umweltschutz, Kirchenarbeit, Vereine unterstützen, Kinder – ich würde mich gerne noch mehr und intensiver beteiligen“, erzählt Dirk Oelmann, Bürgermeister der Gemeinde Winsen (Aller), den Studierenden im Kurs „Sozialmanagement und Sozialpolitik“ von Prof. Dr. Andrea Tabatt-Hirschfeldt. Im Rahmen des Seminars an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Suderburg stellte sich Oelmann vor. Mit 42 Jahren hatte sich Dirk Oelmann 2011 zum Bürgermeister aufstellen lassen und gewonnen. „ Den Wahlkampf habe ich heimlich geführt, weil mein damaliger Arbeitgeber von meinen Plänen nicht sonderlich begeistert gewesen wäre“, so der Sozialdemokrat. 2018 wird er wiedergewählt. „Und dass trotz meiner aufbrausenden Art. Aber ich glaube, die Leute mögen mich, weil ich ehrlich bin. Und welcher Politiker kann das schon von sich behaupten“, erzählt er lachend.

  Dirk Oelmann, Bügermeister Winsen (Aller)
Dirk Oelmann, Bürgermeister der Gemeinde Winsen (Aller), berichtete im Seminar „ Sozialmanagement und Sozialpolitik“ von Prof. Dr. Andrea Tabatt-Hirschfeldt über Aufgaben und Pflichten seines Amtes.
Foto: Gemeinde Winsen (Aller)

 

Einen Einblick in die alltäglichen Abläufe, Entscheidungen und politischen Möglichkeiten will Oelmann den Studierenden aufzeigen. Sitzungen, Beschlussvorlagen prüfen, öffentliche Termine wahrnehmen. Ein offenes Ohr für die Nöte und Sorgen der Mitmenschen haben. In seiner sehr offenen und direkten Art erzählt er auch davon, wie sein Job als Hauptverwaltungsbeamter sein Privatleben beeinflusst. „Es gab und gibt unschöne Sachen, die durchaus politisch motiviert sind. Da wurden Reifen zerstochen oder Drohungen am Telefon ausgesprochen. Aber dennoch liebe ich diese Arbeit, weil ich vor Ort etwas bewegen will.“ Ein Privatleben gibt es nicht, wenn er in seiner Gemeinde unterwegs ist. Ein Punkt, den seine Frau und seine drei Töchter nach und nach zu akzeptieren lernten. „Mal eben am Sonntagmorgen in Jogginghosen Brötchen holen gehen? Das geht nicht“, so Oelmann. Aber man findet Kompromisse. „Zum Einkaufen fährt meine Frau zum Beispiel in die Nachbargemeinden.“

 

„Wenn Sie etwas bewegen oder gut sein wollen in Ihrem Job, dann müssen Sie auf Ihre Mitarbeiter vertrauen“, ist Oelmanns Rat an die Studierenden des dritten Semesters der Sozialen Arbeit. Und ein dickes Fell ist auch nicht schlecht, setzt er halb scherzhaft hinterher. Ob er Lobby-Kontakte unterhält? kommt eine Frage aus dem Plenum. „Es sind gute Kontakte zu Menschen aus der Wirtschaft. Diese bringen das Geld in die Gemeinden durch die Gewerbesteuer, das darf nicht vergessen werden. Man kennt sich, man spricht auch über Pläne, aber alles was ich mache, muss rechtssicher sein“, bekräftigt der Bürgermeister.

 

Dass auch die Studierenden politisch aktiv werden, legt Oelmann im Seminar nahe. „Wenn Sie wählen gehen, sind Sie politisch aktiv. Engagieren Sie sich in den Parteien. Sie können aber auch durch Einwohneranträge oder Bürgerbegehren die Geschehnisse vor Ort mitgestalten.“ Die Überlegung, auf Landes- oder Bundesebene zu kandidieren, das will Oelmann nicht. „Ich bin ein Macher, der vor Ort am meisten hilft. Wenn ich zu weit weg bin von den Bürgerinnen und Bürgern, dann würde ich den Bezug verlieren.“

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