Zeitzeug*innen im Interview

Dipl.-Ing (FH) Tim Hakelberg & Dipl.-Ing (FH) Sina Ciesielski

Sina Ciesielski und Tim Hakelberg

Dipl.-Ing (FH) Sina Ciesielski und Dipl.-Ing. (FH) Tim Hakelberg haben beide an der Fakultät Elektrotechnik der Ostfalia studiert und waren während dieser Zeit in der studentischen Selbstverwaltung der Hochschule aktiv. Nach ihrem Studium gründeten sie gemeinsam eine Familie.

 

Ostfalia-Redaktion:
Sie haben beide an der Ostfalia studiert und gearbeitet. Bitte geben Sie uns eine kurze Beschreibung Ihrer Tätigkeiten an unserer Hochschule.

Tim Hakelberg:
Begonnen habe ich das Studium der Elektrotechnik im Sommersemester 2007, im letzten Diplomstudiengang der Fachrichtung Automatisierungstechnik. So habe ich mein Studium am 7. Februar 2013 noch als Diplom-Ingenieur (FH) abgeschlossen. Meine Diplomarbeit hatte ich damals beim Wolfenbütteler Großküchen-Hersteller MKN angefertigt, bei dem ich heute immer noch als Entwicklungsingenieur tätig bin. Zwecks Studium bin ich damals aus Thüringen nach Niedersachsen gekommen und hier sesshaft geworden.

Sina Ciesielski:
Das Studium der Elektrotechnik habe ich im Wintersemester 2006 in der Fachrichtung Automatisierungstechnik begonnen und am 24.12.2012 als Diplom-Ingenieurin (FH) abgeschlossen. Danach habe ich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Entrepreneurship Center (Anmerkung der Redaktion: Heute Entrepreneurship Hub) der Ostfalia Hochschule und der TU Braunschweig in der Funktion als Gründercoach gearbeitet. Parallel dazu habe ich das Masterstudium Vertriebsmanagement absolviert und dieses im Herbst 2014 erfolgreich beendet. Derzeit arbeite ich als Gruppenleiterin bei der FUNKE Mediengruppe und betreue seitens der IT einige Systeme des Zeitungsvertriebs.

 

Ostfalia-Redaktion:
Was haben Sie außerhalb Ihres Studienfachs für das Leben und den Beruf an der Hochschule gelernt?

Tim Hakelberg:
Da ich nicht einfach „nur“ studiert habe, man beachte meine Anzahl der verbrachten Jahre an der Ostfalia, habe ich so einiges lernen dürfen. Insbesondere mein Engagement in der studentischen Selbstverwaltung hat mich damals wie auch heute geprägt. Hier konnte ich erste gute Erfahrungen im Projektmanagement und die Einarbeitung in Prozesse und Programme sammeln, die nicht Teil des Studiums waren. So habe ich die damaligen Webseiten des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (AStA) und die des Studierenden-Parlaments (StuPa) aufgebaut sowie die BaStA, Zeitung des AStA, mit herausgegeben. Auch das Umgehen mit Misserfolgen gehörte zum täglichen Alltag, vor allem, wenn man zum Beispiel die finanziellen Mittel für ein Projekt vom StuPa nicht genehmigt bekam.

Ich war Mitglied in verschiedenen Hochschulgremien, unter anderem im Fakultätsrat, Senat und der Forschungskommission. So bekam ich Einblicke in die Hochschulpolitik. Von Einladungsfristen über Antragsbegründungen bis hin zu Abstimmverhalten war es eine interessante Arbeit. Aber es gab auch viele fröhlich ausgelassene Tätigkeiten wie bei den Stammtischen, Erstsemester-Infoabenden oder auch bei den Erstsemesterwochen und Weihnachtsfeiern. Es gab immer etwas zu tun!

Sina Ciesielski:
Unfassbar viel! Für den Job, den ich bei der FUNKE Mediengruppe derzeit ausübe, brauche ich meine Kenntnisse aus dem E-Technik-Studium nicht mehr – zumindest kein Fachwissen über Signale oder Kondensatoren. Aber alles andere erworbene Wissen benötigt man sehr wohl, zum Beispiel, wie man an Dinge herangeht, um sie sich zu erarbeiten. Durch mein Studium spreche ich die Sprache der Techniker*innen und kann somit die Anforderung von Kund*innen entsprechend verdeutlichen.

Meine Mitgliedschaft im RoboCup-Team der Hochschule und die dort gemachten Erfahrungen sowie die Arbeit im Wissenschaftstruck der Ostfalia haben mich geprägt, auch interdisziplinär zu denken. Die Arbeit in den Gremien der Hochschule, die Politik in den Sitzungen – all das findet sich in den Unternehmen und Konzernen wieder. Verhaltensregeln und „ungeschriebene Gesetze“ kann man nicht aus einem Lehrbuch lernen, das muss man mal durchlebt haben. Der Kontakt zu so vielen unterschiedlichen Menschen an der Ostfalia war extrem wertvoll für mich und meine persönliche Entwicklung.

 

Ostfalia-Redaktion:
Gibt es Personen oder Ereignisse an der Hochschule, die sie besonders geprägt haben?

Tim Hakelberg: Es gab viele Menschen im Hochschulumfeld, die mir noch gut im Gedächtnis sind. So hatte ich einen Professor in Physik, den ich sehr schätze. Seine besonnene und ruhige Art hat mich beeindruckt. Er hatte Humor und erkannte, wenn jemand nicht mithalten konnte. Dieser Professor hat mir eindrucksvoll gezeigt, dass auch kleine Menschen ganz groß sein können. Ewig in Erinnerung wird mir meine Physik-Prüfung bleiben, bei der ich gleich beim ersten Versuch ein gutes Ergebnis erzielt habe. Ich war darauf so stolz, dass ich mir gleich die Haare gefärbt habe. Dazu muss man wissen, dass die Durchfallquoten damals hoch waren und ich leider nur eine von zwei Vorlesungen besuchen konnte.

Als eingreifendes Ereignis kann ich den Wechsel vom Diplom-Abschluss auf die internationalen Abschlüsse Bachelor und Master nennen. Was die Curricula anging, wurde hier viel gekämpft und versucht, das Beste für die Studierenden zu erreichen. Wenn ich an Spaß denke, dann denke ich auch an meine Erfahrungen mit einem Filmdreh an der Hochschule. Es gibt heute noch das Kampagnen-Video auf Youtube: https://youtu.be/dEusiYnAHAM .

Sina Ciecielski:
Ich durfte so viele unterschiedliche Personen kennenlernen, dass ich niemanden im Besonderen hervorheben möchte. Alle haben mich in der Zusammenarbeit in irgendeiner Weise geprägt. Natürlich sind es vornehmlich die Professor*innen, die mit ihrer Wissensvermittlung im Vordergrund stehen, aber auch von unserem Hausmeister habe ich mir so manches abschauen können. Ich mochte und mag auch heute noch die Vielfalt über die gesamten Fakultäten hinweg, wie zum Beispiel die Reise nach Singapur zur RoboCup-Weltmeisterschaft. Sie ist im Grunde nicht zu toppen, denn auch hier wird das erfolgreiche Zusammenspiel der unterschiedlichsten Disziplinen deutlich. Ebenfalls unvergessen bleibt mir die Woche auf der CeBit am Hochschulgemeinschaftstand Land Niedersachsen. Dort habe ich erfahren, wie anstrengend eine Woche Messe sein kann, und was sich hinter den Kulissen abspielt – eine verrückte Welt.

 

Ostfalia-Redaktion:
Bitte beenden Sie folgenden Satz: Ohne mein Studium an der Hochschule…

Tim Hakelberg:
… hätte ich vielleicht noch lange Haare und wäre Berufspunk.

Sina Ciecielski:
… hätte ich wahrscheinlich nie die Möglichkeit bekommen, einen Weltmeistertitel zu erlangen. Und auch unsere Familie Cie-Berg gäbe es wahrscheinlich nicht!

 

Ostfalia-Redaktion:
Frau Ciesielski, Sie waren auch als Gründercoach aktiv und haben Start-ups beraten. Welches Potential sehen Sie in dem wissenschaftlichen Nachwuchs dieser Region?

Sina Ciesielski:
Potential sehe ich viel, aber ich würde hier nicht von „wissenschaftlichem Nachwuchs“ sprechen, auch wenn mir klar ist, dass HighTech-Entrepreneurship der Leuchtturm ist. Es waren eher die einfachen Ideen, mit einem eher geringen wissenschaftlichen Anteil, die eine Unternehmensgründung hervorgebracht haben. Das Zusammenbringen von talentierten und engagierten Persönlichkeiten ist wichtig, sowie das Verringern der ersten ein bis zwei Hürden auf dem Weg der Unternehmensgründung. Insbesondere die interdisziplinären Teams sind mir in Erinnerung geblieben. Ich würde deshalb eher vom „akademischem Nachwuchs“ sprechen, der aus meiner Sicht extrem viel Potential hat.

 

Ostfalia-Redaktion:
Sie und Tim Hakelberg sind inzwischen eine Familie. Wie haben Sie sich kennengelernt?

Sina Ciesielski:
Kennengelernt haben wir uns zwangsläufig im Verlauf des Studiums. Wir waren zusammen im Fachschaftsrat der Fakultät Elektrotechnik und auch im Studierenden Parlament – oft auch anderer Meinung und nicht immer „best friends“. Wir brachten auch gemeinsam die Fakultätszeitung Blindleistung heraus. Während des Studiums waren wir aber kein Paar, da hatten wir ganz andere Dinge um die Ohren. Erst später, als sich alles nach und nach verabschiedete, sind wir in Kontakt geblieben. Und dann gab es im Jahr 2011 einen Sommertrip nach Dänemark – da kamen wir zusammen. Wir waren neun Studierende der E-Technik – „unsere Clique“. Noch heute treffen wir uns mit den anderen E-Techniker*innen regelmäßig.

Tim Hakelberg: Ja, so war es.

 

Ostfalia-Redaktion:
Auch unsere heutigen Studierenden engagieren sich in studentischen Initiativen und sind über das eigentliche Studium hinweg an der Hochschule aktiv. Was waren für Sie Vorteile eines Engagements an der eigenen Hochschule?

Sina Ciesielski: Ganz klar, man konnte ernsthaft mitgestalten. Während unserer Studienzeit gab es den Wechsel von Diplom auf Bachelor und Master. Hier hatten wir in den Gremien einen kleinen Einfluss. Aber damals gab es auch noch die sogenannten Studiengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester. Hier konnten wir sehr viel mitgestalten und bewirken. In der Gremienarbeit oder als studentische Hilfskraft war man nah am Geschehen, wie bei der Gründung des neuen Standorts in Suderburg, dem Umzug der Fakultät Soziale Arbeit von Braunschweig nach Wolfenbüttel, der Findung eines neuen Namens für die Hochschule und und und und. Als dies erlebt man nur außerhalb des Hörsaals. Für uns war das immer spannend. Ich kann nur betonen, dass sich das Engagement in der Studentischen Selbstverwaltung beziehungsweise in den Gremien der Hochschule immer lohnt!

Tim Hakelberg: Ich kann diese Aussagen nur bestätigen. Bei mir waren es die Ideen, die ich hatte und das große Interesse, etwas zu tun. Gleichgesinnte konnte ich in der studentischen Selbstverwaltung finden.

 

Ostfalia-Redaktion:
Was möchten Sie der Ostfalia Hochschule zum 50-jährigen Bestehen gerne sagen?

Sina Ciesielski und Tim Hakelberg:
Ostfalia – das war mehr als nur eine Umbenennung, es war der Beginn einer Marke und aus unserer heutigen Sicht der Beginn einer weiteren Erfolgsgeschichte!

Happy Birthday, liebe Ostfalia! Wir hatten wunderschöne Jahre mit und bei dir!
Wir werden dich immer in bester Erinnerung behalten und auch unserem Sohn stolz von dir berichten. Bitte weiter so!