In Wolfsburg bildet sich ein Netzwerk, um jungen Menschen mit Sucht- oder psychischen Erkrankungen bei der Rehabilitation zu helfen, damit sie schneller wieder arbeiten können (Symbolbild).
Wie lässt sich die Erwerbsfähigkeit von jungen Erwachsenen mit psychischen und/oder Suchterkrankungen erhalten oder wiederherstellen? In Wolfsburg entsteht das engmaschige Hilfenetzwerk „agil in Wolfsburg“, in dem Jobcenter, medizinische und psychosoziale Beratungseinrichtungen eng zusammenarbeiten. Sie erproben dabei innovative Maßnahmen im Bereich Organisation, Schulung, Coaching und Motivation. Die Charité Berlin und die Ostfalia Hochschule begleiten das Projekt wissenschaftlich.
Verschiedene Maßnahmen helfen jungen Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen dabei, gesund zu werden und schneller wieder am Erwerbsleben teilnehmen zu können. Ziel des Bundesprogramms „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ ist es, innova- tive Leistungen sowie organisatorische Maßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit von gesundheitlich beeinträchtigten Personen zu erproben. Diese sollen die Zusammenarbeit der Akteure verbessern und den Zugang zur Erwerbsminderungsrente und Eingliederungshilfe beziehungsweise Sozialhilfe nachhaltig senken. In diesem Rahmen hat das Jobcenter Wolfsburg das Modellprojekt „agil in Wolfsburg“ (arbeitsfähig, gesund, integriert und leistungsfähig) initiiert. Kern des Vorhabens ist es, bestehende Angebote und Einrichtungen vor Ort sowie weitere neue Angebote in einem koordinierten Netzwerk zu verknüpfen. Das Projekt wird von der Charité Berlin und von der Ostfalia Hochschule wissenschaftlich begleitet.
Die Kooperationspartner schaffen zwischen dem Jobcenter Wolfsburg und den medizinisch-therapeutischen sowie psychosozialen Beratungsstellen ein engmaschiges Hilfenetzwerk für die betroffene Zielgruppe. Die zielgerichtete, aufeinander abgestimmte Zusammenarbeit soll Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren mit Sucht- und/oder psychischen Erkrankungen, die Arbeitslosengeld II beziehen, frühzeitig in ihrer Lebensumwelt abholen. Sie sollen bedarfsgerecht dabei unterstützt werden, ihre Arbeits- und Erwerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten beziehungsweise wiederherzustellen. Die Projektteilnahme ist für die Zielgruppe freiwillig.
Zu den spezifischen Maßnahmen des Projektes gehört es, die Integrationsfachkräfte zu schulen, damit sie die betreffende Zielgruppe entsprechend identifizieren, ansprechen und beraten können. Die sogenannten „agil“-Coaches betreuen die Teilnehmenden zwei Jahre lang intensiv. Zum Angebot zählen außerdem Motivations- und psychoedukative Gruppen, diagnostische Untersuchungen und Arbeitserprobungen sowie Information und Beratung der Teilnehmenden. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und zudem wissenschaftlich begleitet. Hierbei verfolgt die Charité Berlin das Ziel, den Nutzen aus Sicht der Teilnehmenden zu identifizieren und zu bewerten. Sie führt aber auch eine Prozessevaluation durch, wobei die Prozesse innerhalb des Projektes untersucht, analysiert und bewertet werden. Die Ostfalia Hochschule analysiert und beurteilt hingegen vor allem die Kosten und Nutzen des innovativen Projektes für die Gesellschaft und für die Kostenträger aus gesundheitsökonomischer Sicht.
Fachliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Hilko Holzkämper & Sandra Deraneck, M.A.
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
Standort Wolfsburg Fakultät Gesundheitswesen
sa.deraneck@ostfalia.de
Erschienen in Technologie-Informationen 2+3/2022