... Kerstin Wähning (M.Eng.)

 

Kerstin Wähning M.Eng. ist Absolventin des Bachelorstudiengangs „Energie- und Gebäudetechnik“ und des Masterstudiengangs „Energiesystemtechnik“. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitete sie an unserer Fakultät im Labor für Heizungstechnik. Seit Sommer 2014 nimmt sie an einem zweijährigen Traineeprogramm der Netze Duisburg GmbH teil, um auch die fachfremden Bereiche des Unternehmens kennen zu lernen und belegt zusätzliche Seminare zur persönlichen Weiterentwicklung.

Das Interview führte Dekanatsreferentin Katrin Peukert im April 2015.

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Katrin Peukert (Pe): Hallo Kerstin. Vielen Dank, dass du dir heute die Zeit für ein kurzes Interview nimmst. Wie bist du eigentlich dazu gekommen einen Studiengang der Versorgungstechnik zu wählen?

Wähning (Wä): Ich bin in Wolfenbüttel auf ein Gymnasium gegangen und habe dort die Leistungsfächer Mathe und Physik belegt. Zudem hatten wir ein Seminarfach, in dem wir uns mit dem Thema „Erneuerbare Energien“ beschäftigt haben. Das Seminarfach hat mir viel Spaß gemacht. Da mir schon lange klar war, dass ich unbedingt etwas mit Mathe und Physik machen will, stand nun auch fest, dass ich in ein Berufsfeld mit Schwerpunkt Energie gehen möchte. Außerdem hatte das Gymnasium eine Kooperation mit der Fakultät Versorgungstechnik, so dass mein Kurs die Vorlesung „ Thermodynamik“ im zweiten Semester besuchen durfte. Mit der Aussicht, dort auch im Anschluss den Masterabschluss machen zu können, habe ich mit dem Bachelorstudium angefangen.

Pe: Das klingt nach einer soliden naturwissenschaftlichen Grundlage. Hat dir das im Studium geholfen?

 

Leistungsfächer am Gymnasium: Mathe und Physik

Wä: Ja, absolut. Durch das naturwissenschaftlich geprägte Abitur ist mir mein Studienbeginn sehr leicht gefallen. Insbesondere in den ersten Semestern gab es viele Wiederholungen für mich und so konnte ich mir für die neuen Themen mehr Zeit nehmen. Im Grundstudium habe ich zunächst viel von meinem Wissen weitergeben können und dann in den späteren Semestern von dem Wissen der anderen Studierenden, die über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügten, profitiert. Es war somit ein Geben und Nehmen. Natürlich spiegelten sich in den für mich interessanten Fächern auch die guten Noten wieder.

 

Vertiefungsfächer im Studium: Gastechnik und Heizungstechnik

Pe: Welche Fächer waren das?

Wä: Ich habe mich für die Vertiefungsfächer Gastechnik und Heizungstechnik entschieden, um die Bereiche der „Technischen Gebäudeausrüstung (TGA)“ und der „Öffentlichen Versorgung“ besser kennen zu lernen. Gerade die Heizungstechnik war in meinem Semester super interessant und hat mir besonders viel Spaß gemacht. Das lag bestimmt auch an der intensiven Interaktivität zwischen Studierenden und Herrn Prof. Wolff. Hier konnte man miteinander diskutieren, voneinander lernen und zusammen knifflige Aufgaben lösen. Im Master habe ich mich für die Vertiefung „Öffentliche industrielle Versorgung“ entschieden, da die zum einen im Bachelor zu kurz gekommen war und zum anderen für mich feststand, dass mein Berufseinstieg genau dort beginnen sollte.

Pe: Was gehörte neben dem Lernen noch zum studentischen Alltag? Viele Studierende müssen ja auch die Finanzierung im Auge behalten und jobben.

Wä: Ja, das stimmt. Einige meiner Kommilitonen mussten sehr genau planen, wann und wo sie Aushilfsjobs annehmen konnten. Im Bachelorstudium habe ich bereits als studentische Hilfskraft, also als HiWi, im Labor für Heizungstechnik für Herrn Prof. Wolff gearbeitet. Allerdings vorrangig, um meine fachlichen Kenntnisse zu erweitern. Während des berufsbegleitenden Masterstudiums konnte ich dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Teilzeit weiterarbeiten. Das war schon sehr genial. Ich konnte an den Laborversuchen, Vorlesungen und Tutorien für Bachelorstudenten mitwirken. Sogar bei wissenschaftlichen Ausarbeitungen durfte ich unterstützen. Im Nachhinein haben mir diese Erfahrungen sehr beim Berufseinstieg geholfen. Ich konnte das Berufsfeld Forschung kennenlernen und durch das Arbeiten im Team habe ich mich persönlich weiterentwickelt. Es gab aber auch die Möglichkeit, sich auf leistungsbezogene Stipendien zu bewerben. Das finde ich wichtig, um leistungsstarke Studierende zu fördern.

 

Themen in der Bachelor- und Masterarbeit

Pe: Womit hast du dich in deiner Bachelor- bzw. Masterarbeit beschäftigt?

Wä: Meine Bachelorarbeit habe ich bei einem Industrieunternehmen im Kraftwerk geschrieben. Eine für mich wegweisende Zeit. Denn von hieran wusste ich, wo die berufliche Laufbahn in etwa hingehen sollte. Konkret habe ich mich mit der Optimierung des Regelkonzepts von Fernwärmepumpen befasst. Dadurch habe ich Einblicke in verfahrenstechnische Abläufe unter realen Dimensionen gewonnen, die in Hochschullaboren natürlich nicht vermittelt werden können. Positiv stimmt mich, dass diese Regelung immer noch existiert. Ich habe also gewissermaßen meine ersten Spuren bei der Energieeinsparung hinterlassen. Im Gegensatz dazu bin ich bei der Masterarbeit eher theoretisch vorgegangen und habe einen Leitfaden verfasst, um Energiekonzepte mit Erfolgsnachweis zu erstellen. Ziel war es, eine Energieeinsparung mit einhergehender CO 2-Einsparung nachhaltig zu sichern.


Kerstin Wähning auf einer Baustelle, in der ein neuer Fernwärmeanschluss installiert wurde.

Einstieg ins Traineeprogramm

Pe: Wie ging es dann nach deinem Abschluss als M.Eng. weiter?

Wä: Nach dem Masterabschluss war ich noch für eine kurze, aber absehbare Zeit bei Prof. Wolff im Labor für Heizungstechnik beschäftigt und habe dann begonnen, mich zu bewerben. Ich muss ehrlich gestehen, ich hätte es mir deutlich leichter vorgestellt. Ich dachte damals, dass durch den Mastertitel mit doch recht guten Noten einem alle Türen und Tore offen stehen würden. Doch anfangs musste ich erkennen, dass es gar nicht so viele Jobangebote gab, die meinen Vorstellungen entsprachen. Denn vorrangig wollte ich ein Traineeprogramm besuchen, um mal einen gesamten Einblick in ein Unternehmen mit all seinen Facetten zu erhalten. Ich wollte so feststellen, ob auch fachfremde Bereiche für meine berufliche Laufbahn später in Frage kommen könnten. Und das sollte nach Möglichkeit auch noch in der Energiebranche bzw. in der Industrie sein. Ich freue mich also umso mehr, dass ich so ein Unternehmen mit Traineeprogramm gefunden habe – und dass in dieser Zeit des Umbruchs in der Energieversorgung. Ich bin jetzt seit Juli 2014 in der Netze Duisburg GmbH als Trainee angestellt. Das ist der Netzbetreiber der Stadtwerke Duisburg AG. Mit mir haben noch vier weitere Trainees angefangen, so dass ich sofort neue Menschen gleichen Alters kennenlernen und direkt Kontakte in einer neuen Stadt knüpfen konnte.

 

Pe: Wie läuft so ein Traineeprogramm konkret ab?

Wä: Also mein Traineeprogramm sieht für das erste Jahr einen Durchlauf durch alle Bereiche des Unternehmens vor. Hierbei bin ich beispielsweise in die Bereiche der Regulierung, Vertrieb, Controlling, Planung und Betrieb der Strom- und Rohrnetze sowie im Qualitätsmanagement eingesetzt. Anschließend vertiefe ich mich in einem Bereich für ein weiteres Jahr. Dieser steht jetzt schon fest. Ich werde in die Planung des Fernwärmenetzes gehen. Dort kann ich an dem ganzen Ablauf einer Baustelle von der Planung, über den Bau bis hin zur Inbetriebnahme und Abschluss der Maßnahme teilnehmen. Hierauf freue ich mich schon riesig. Der Rohrleitungsbau von Fernwärme ist durch die Eigenschaften der Fernwärme und die vielen verschiedenen Gewerke, die daran beteiligt sind, vielseitig und anspruchsvoll. Auch die Randbedingungen, die eine Stadt wie Duisburg durch die angespannte finanzielle Lage mit sich bringt, bieten mir bestimmt die Möglichkeit, viele neue Erfahrungen sammeln zu können.

Pe: Also würdest du so ein Traineeprogramm weiter empfehlen?

Wä: Ja, auf jeden Fall. Der Berufseinstieg ist mir dadurch sehr leicht gefallen. Ich habe einen Mentor zugewiesen bekommen, mit dem ich mich regelmäßig treffe und der immer ein offenes Ohr für mich hat. Ich lerne jeden Tag etwas Neues kennen und treffe auf die unterschiedlichsten Menschen. Dadurch ist jeder Tag spannend. Auch an einzelnen Projekten kann ich schon mitwirken und mich so immer weiter vorarbeiten. Zudem gehören Seminare zur persönlichen Weiterentwicklung zum Programm dazu, die für jeden auch ganz individuell gestaltet werden.

Pe: Das klingt nach einer runden Sache. Was wünscht du dir für die Zukunft?

Wä: Ich glaube, das was jeder sich wünscht. Ich möchte weiter gerne zur Arbeit gehen! Wie sich das im Detail entwickeln wird, bleibt spannend. Aber eines werde ich für mich im Hinterkopf behalten: Meine Arbeit soll Spaß machen!

 

Zwei Tipps für Studierende: Arbeitsgruppen bilden und den Career Service nutzen

Pe: Wie sieht dein persönlicher „goldener Tipp“ für unsere Studierenden aus?

Wä: Ich werde wohl das sagen, was alle anderen Interviewpartner im Kern schon vor mir gesagt haben. Also: „Suche DIR eine Gruppe, mit der DU lernen kannst!“ Hier geht es nicht um den Wissensstand von Einzelnen, sondern um die Vielfalt der Gruppenmitglieder. Man muss sich innerhalb der Lerngruppe einfach gut ergänzen. Mir hat es immer gutgetan, auch mal Erlerntes zu erklären, weiterzugeben und damit zu festigen und so wirklich verinnerlicht zu haben. Ich finde, man sollte diese Möglichkeit auch dazu nutzen, neue Freunde zu finden. Denn diese können einen motivieren und gewissermaßen mitnehmen, wenn man einen Durchhänger hat. Und es trifft jeden irgendwann im Studium. Auch im Masterstudium war eine enge und intensive Zusammenarbeit gefragt. Durch die Berufstätigkeit waren hier alle Studierenden eng eingespannt. Wir mussten uns aufeinander verlassen können und uns untereinander vertreten, wenn der Job es mal wieder nicht zuließ, unsere Aufgaben zu bearbeiten. Mich persönlich haben diese Kleingruppenarbeiten besonders in Bezug auf ein gutes Zeitmanagement vorangebracht. Denn wer wenig Zeit hat, muss zusammenhalten und effektiv arbeiten. Darf ich noch einen weiteren goldenen Tipp loswerden?

Pe: Natürlich!

Wä: Ein weiterer wichtiger Tipp ist, die Angebote des Career Service der Ostfalia zu nutzen. Leider habe ich diese tollen Möglichkeiten erst sehr spät für mich entdeckt und konnte während des Masterstudiums nicht mehr alle Seminare besuchen. Die Seminare fanden samstags statt und lagen damit zeitgleich zu meinen Vorlesungen. Im Bachelorstudium hätte ich also problemlos daran teilnehmen können. Ach, insgesamt blicke ich - über die gesamte Studienzeit hinweg - auf eine sehr schöne Zeit zurück! Ich komme auch immer wieder gerne mal vorbei, um alle wiederzusehen.

Pe: Das war ein sehr schönes Schlusswort, Kerstin. Wir wünschen dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg auf deinem Berufsweg!

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