Prof. Dr. Jan Timo Herold im Interview

  • 24.02.22 09:23
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  •   Wolfsburg

Prof. Dr. Jan Timo Herold im Interview

Jan Timo Herold Jan Timo HeroldFoto: Sebastian Priebe

Zum Sommersemester 2022 begrüßt die Fakultät Wirtschaft ein neues Gesicht. Herr Prof. Dr. Jan Timo Herold übernimmt die Professur im Lehrgebiet Controlling. Im Interview verrät er, warum er als Professor lehren möchte, was ihn an Controlling fasziniert und was er den Studierenden mit auf den Weg geben möchte.

Was machten Sie vor ihrer Professur?

Nach meinem Studium Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität Braunschweig promovierte ich 2003 dort am Lehrstuhl für Controlling. Anschließend war ich nahezu 15 Jahre für die Salzgitter AG in unterschiedlichen Positionen tätig. Zunächst arbeitete ich als Beteiligungscontroller, später dann in einer Tochtergesellschaft als Bereichsleiter für Finanzen und Controlling. Parallel dazu war ich als kaufmännischer Geschäftsführer für eine Hafengesellschaft in Hamburg, die ebenfalls eine Tochtergesellschaft der Salzgitter AG war, verantwortlich. Nach dieser Zeit wechselte ich für fast 4 Jahre zu einem braunschweigischen mittelständischen Familienkonzern und war dort in der Geschäftsleitung für Finanzen, Controlling, IT und Personal zuständig. Zuletzt war ich im Volkswagen Konzern in der CARIAD SE als Projektmanager für M&A-Vorhaben tätig. Hier arbeitete ich hauptsächlich an strategischen Kooperationsprojekten im Bereich autonomes Fahren mit.

Wie kamen Sie auf die Idee Professor zu werden?

Ich blicke auf eine knapp 20-jährige Erfahrung in der Wirtschaft zurück und erlebte in den verschiedenen Rollen fast alle Situationen, die ein Controller überhaupt erfahren kann. Zum Einen machte ich 2005 den Mega-Boom in der Stahlindustrie, der mich als Controller vor ganz spezifische Aufgaben stellte, mit. Zum Anderen erlebte ich auch das Gegenteil mit der Weltwirtschaftskrise 2008/2009. Hier hatte ich ganz andere Aufgaben zu bewältigen, die ich alleine lösen musste und die nicht im Lehrbuch beschrieben waren. Im Laufe der Zeit erlebte ich alles mal mit, Themen wiederholten sich, mein Handwerkzeug hatte ich zusammen und ich wusste, wie ich in gewissen Situationen reagieren sollte. Mir erschien die Möglichkeit attraktiver, mein gesammeltes Praxiswissen mit der Theorie aus den Lehrbüchern zu verbinden und das Wissen an die Studierenden weiterzugeben. Die Studierenden sind später besser auf die Praxis vorbereitet und können mit Spaß einen guten Job machen.

Was begeistert Sie an Controlling?

Controlling ist für mich eine Leidenschaft. Ein Großteil des Aufgabengebietes hat mit Zahlen zu tun. Mir gefällt, dass es ein objektives Richtig oder Falsch gibt. Es werden schwierige Berechnungen durchgeführt und Probleme gelöst. Die Controllerin und der Controller schaffen Klarheit im Unternehmen und unterstützen das Management. Sie sind aufgefordert, die Einzelinteressen der Führungskräfte gegeneinander abzuwägen und zu koordinieren. Im Unternehmen sind sie die einzige Instanz, die den Fokus auf das Gesamtunternehmen legt und dementsprechend Empfehlungen ausspricht. Als Controllerin und der Controller sind sie für den Unternehmenserfolg mitverantwortlich. Spannend an dem Aufgabenfeld ist, dass sie trotzdem nicht automatisch Recht bekommen und die anderen auf sie hören. Selbst wenn sie Recht haben, das richtige Modell bemühten und die kompliziertesten Berechnungen durchgeführt haben. Sie müssen Überzeugungsarbeit bei ihren Kollegen leisten und sich im Managementkreis durchsetzen. Wichtig dabei ist, dass sie die Kollegen nicht gegen sich aufbringen, sondern akzeptiert werden. Alles in allem sind die Aufgaben einer Controllerin und eines Controllers sehr anspruchsvoll, vielfältig und abwechslungsreich.

Bereits im Wintersemester 2021/2022 waren Sie als Lehrbeauftragter an der Fakultät Wirtschaft tätig. Wie waren ihre ersten Lehrerfahrungen?

Zuvor sammelte ich bereits Lehrerfahrungen durch Lehraufträge an der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Braunschweig und an der Technischen Universität Braunschweig. Meinen ersten Lehrauftrag hatte ich sogar 2001 an der Ostfalia im Fachbereich Recht. Für die Fakultät Wirtschaft war ich im Wintersemester das erste Mal tätig. Unsere Studierenden nahm ich als ehrgeizig und selbstbewusst wahr. Obwohl ich sie ins kalte Wasser warf, zumindest dachten die Studierenden das, bissen sie sich durch. Sie kommunizierten gut, arbeiteten sich schnell in ein neues Thema ein und machten einen guten Job. Ich beobachtete auch, dass die Studierenden gut im Team arbeiteten und jeder im Team für die anderen eintrat. Für das Berufsleben ist das eine wichtige Kompetenz. Das machten die Studierenden bereits klasse. Ich bin gespannt, wie es im Sommersemester weitergeht.

Was möchten Sie den Studierenden mit auf den Weg geben?

Controlling ist eine tolle Disziplin, die sich lohnt zu studieren. Sie wurde in der Praxis entwickelt. Daher ist sie sehr praxisorientiert und unglaublich vielfältig. Wer sich für Controlling als Vertiefung entscheidet, auf den warten viele spannende Aufgaben. Zum Beherrschen von Controlling sind die Freude am Umgang mit Zahlen und Rechenmodellen sowie das Verständnis für Kostenrechnung wichtig. Die Basics sollten sie gut kennen. Gleichzeitig dürfen sie vor lauter Rechnerei die großen Zusammenhänge nicht aus dem Blick verlieren. Wem das gelingt, hat die besten Voraussetzungen für ein tolles berufliches Betätigungsfeld. Abschließend bleibt mir zu sagen, kommen Sie zum Controlling!

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