Prof. Dr. Tanja Salem im Interview

  • 29.11.21 07:04
  • Doris Zweck

Unsere neu berufene Professorin für „Kindheitspädagogik mit dem Schwerpunkt frühkindliche Entwicklungs- und Bildungsprozesse“ im Studiengang „Kindheitspädagogik und Gesundheit“ stellt sich vor:

Was haben Sie vor Ihrem Ruf gemacht?

Direkt vor dem Ruf an die Ostfalia habe ich als Postdoktorandin an der Universität Hamburg in dem BMBF-Verbundforschungsprojekt „Sprachbildungsprofis in mehrsprachigen Kitas – SprabiPiKs“ gearbeitet. Das Projekt hatte ich seinerzeit mit eingeworben. Während des Projekts hatte ich die Möglichkeit, eine Gastprofessur an der Universität Kassel wahrzunehmen.

Davor war ich drei Jahre für eine Stiftung tätig. Hier habe ich insbesondere ein sozialraumbezogenes Bildungsprojekt begleitet, das in verschiedenen Städten in Deutschland umgesetzt wird und das auf die Vernetzung und Kooperation von (Bildungs-)Einrichtungen setzt, um Kinder in ihrer Bildungsbiographie bestmöglich zu begleiten und zu unterstützen. Davor war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin am FörMig-Kompetenzzentrum der Universität Hamburg. Der Schwerpunkt meiner Arbeit lag im Bereich des Wissenschafts-Praxis-Transfers. Dabei ging es unter anderem um die wissenschaftliche Beratung und Begleitung von Kita-Schule-Partnerschaften, die sich auf den Weg gemacht hatten, eine durchgängige Sprachbildung an der Schnittstelle Elementar-/Primarbereich zu entwickeln. Begleitend zu diesen Tätigkeiten war ich in der Weiterbildung frühpädagogischer Fachkräfte und Lehrkräfte tätig.

Bevor ich den Weg in die Wissenschaft eingeschlagen habe, war ich direkt im Anschluss an mein Studium der Erziehungswissenschaft auf Diplom in der Jugendverbandsarbeit tätig. Bereits während des Studiums habe ich in der pädagogischen Praxis gearbeitet, unter anderem in der Hilfe für Familien mit Kindern mit Behinderung.

Wenn ich auf meine Berufsbiographie zurückblicke, dann ziehen sich zwei Themen durch: Die Verzahnung von Wissenschaft und Praxis und das Thema der Bildungsgerechtigkeit. Letzteres ist für mich eng mit der sprachlichen Bildung verbunden. Besonders am Herzen liegt mir dabei die Frage, wie es gelingen kann, dass kindheitspädagogische Einrichtungen, aber auch Schule die (migrationsbedingte) Mehrsprachigkeit von Kindern als Teil ihrer Bildungsvoraussetzungen anerkennen und Entwicklungs- und Bildungsmöglichkeiten vor diesem Hintergrund gestalten.

Wo liegt der Fokus Ihrer Professur?

Als ich die Ausschreibung auf die Professur „Kindheitspädagogik mit dem Schwerpunkt frühkindliche Entwicklungs- und Bildungsprozesse“ im Studiengang „Kindheitspädagogik und Gesundheit“ der Fakultät Gesundheit erhalten habe, konnte ich gar nicht anders als mich zu bewerben. Denn: Die Beschreibung der Schwerpunkte und auch die gewünschten Vorerfahrungen passten hundertprozentig zu meinen beruflichen Erfahrungen, die ich bis dahin gesammelt hatte. Nun habe ich die große Freude, in dem neu aufgelegten Studiengang „Kindheitspädagogik und Gesundheit“ mitzuwirken. Meine Schwerpunkte finden sich dabei zum Beispiel in den Modulen „Sprache und Sprechen“ und „Übergänge und kooperative Netzwerkarbeit“.

Was fasziniert Sie am meisten an Ihrer Professur?

Mein Herzensanliegen ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, dass Kinder in kindheitspädagogischen Einrichtungen bestmöglich in ihren Entwicklungs- und Bildungsprozessen angeregt und unterstützt werden. Diesem Anliegen kann ich im Studiengang „Kindheitspädagogik und Gesundheit“ hervorragend nachgehen.

Zum einen kann ich einen innovativen Studiengang mit aufbauen und weiterentwickeln. Damit ist ein großer Gestaltungsspielraum verbunden. Zum anderen habe ich die Möglichkeit und auch das Privileg, Studierende in ihrer fachlichen und auch persönlichen Entwicklung zu begleiten. Ich erhoffe mir, dass die Studierenden aus den Lehrveranstaltungen Impulse dafür mitnehmen, die kindheitspädagogische Praxis Kind orientiert zu gestalten und sich für die Belange von Kindern – und ihren Bezugspersonen – einzusetzen. Die Theorie-Praxis-Verschränkung ist mir dabei ein besonderes Anliegen. Das heißt für mich, die vielfältigen Erfahrungen von Studierenden zu berücksichtigen und in die Lehre einzubeziehen, um von hieraus die Entwicklung des wissenschaftlich fundierten und kritisch-analytischen Denkens und Handelns zu unterstützen. 

Prof-Tanja-Salem

Prof. Dr. Tanja Salem

 

Bild: studioline.de

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