Gesellschaftliche Veränderungsperspektiven

Das interdisziplinäre Forschungsfeld fokussiert sich auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse und die daraus folgenden Herausforderungen für Akteure in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Schwerpunkte liegen auf Bildung, Daseinsvorsorge, Diversität und Kommunikation, auf Einzelwirtschaften, Verflechtungen und internationalen Beziehungen sowie auf deren rechtlichen Rahmenbedingungen.

 

 Aktiv in dem Forschungsfeld sind folgende Professorinnen und Professoren:

Fakultät Gesundheitswesen

Fakultät Handel und Soziale Arbeit

Fakultät Informatik

Fakultät Maschinenbau

Fakultät Recht

Fakultät Soziale Arbeit

Fakultät Verkehr-Sport-Tourismus-Medien

Fakultät Versorgungstechnik

Fakultät Wirtschaft

Zentrum für gesellschaftliche Innovation (ZEGI)

Zentrum für gesellschaftliche Innovation (ZEGI)

 

Was genau geforscht wird:

Im Rahmen des Forschungsfeldes werden Fragestellungen untersucht, die sich im Kontext aktueller gesellschaftlicher (ökonomischer, politischer, rechtlicher, kultureller, sozialer u.a.) Veränderungsprozesse ergeben und die politischen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteure vor neue Herausforderungen stellen, denen sie mit nachhaltigen Entscheidungen und reflektierten Interventionen begegnen müssen, um die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit bzw. die Attraktivität ihres Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsraumes zu erhalten.

Diese Veränderungen zeichnen sich in unterschiedlichen Bereichen dieser Daseinsräume ab, die über Bildung, Gesundheit, Handel, Ordnung bis hin zur Kultur reichen. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf Regionen, welche unter diesem gesellschaftlichen Kontext möglichst in interdisziplinären Forschungszusammenhängen untersucht werden sollen. So zählen Fragestellungen wie die Daseinsvorsorge (Nahverkehr, Gesundheit, Ver- und Entsorgung), internationale Beziehungen, gesellschaftliche Verflechtungen, aber auch die Analyse von Einzelwirtschaften und der Einfluss sich verändernder rechtlicher Rahmenbedingungen primär zu diesem Forschungsfeld.

Das Ziel ist es, Veränderungsprozesse und ihre Bedeutung multiperspektivischen zu erfassen, um letztlich wissenschaftlich fundierte Gestaltungsoptionen erarbeiten zu können. 

 


 

Einblick in die Forschung

Im Interview stellen die Forschenden das Forschungsfeld vor.

 

Gesellschaftliche Veränderungsperspektive - Prof. Jain und Prof. Litschen

"Wir wollen die Angst vor der Zukunft nehmen" – Prof. Jain und Prof. Litschen im Interview über das Forschungfeld

Politik, Wirtschaft und internationale Beziehungen, Arbeit, Bildung und Daseinsvorsorge: Vieles ist in Bewegung und ändert sich. Wie unsere Gesellschaft mit Veränderungen umgehen kann, ist das Forschungsinteresse von Andreas Jain und Kai Litschen. Im Interview sprechen die beiden Professoren der Ostfalia darüber, wie sie den Wandel gestalten wollen und welche Chancen und Risiken die Zukunft bietet. Und sie erklären, warum ihr Forschungsfeld die Zusammenarbeit vieler Disziplinen bedarf.

 


Herr Professor Jain, Herr Professor Litschen, womit beschäftigen Sie sich im Forschungsfeld "Gesellschaftliche Veränderungsperspektiven"?

Andreas Jain: Den gesellschaftlichen Wandel charakterisiert seine Beständigkeit, unsere Gesellschaft verändert sich permanent. Das kommt daher, dass jede Generation ihre eigenen Ziele, Vorstellungen, Werte und auch Technologien hat. Deswegen sind wir laufend gezwungen, uns diesen Veränderungen anzupassen. Für uns Menschen ist das nicht so einfach: Am liebsten würden wir immer so weitermachen, wie wir es gewohnt sind. Wie wir diesen Veränderungen dennoch gerecht werden können: Das ist, was wir in unserem Forschungsfeld untersuchen.

Kai Litschen: Bisher ist es so gewesen, dass die Veränderungsperspektiven von der Forschung allenfalls begleitet und beschrieben wurden. In unserem Forschungsfeld reicht der Ansatz weiter: Wir wollen die Entwicklung steuern und der Gesellschaft Lösungen anbieten für das, was auf sie zukommt. Vieles, was in Zukunft zu unserem Alltag gehören wird und worauf wir die Menschen vorbereiten möchten, steht bereits vor der Tür.

 


Was zum Beispiel?

Kai Litschen: Ich beschäftige mich mit der Digitalisierung der Arbeit. Sie wird nicht nur die Arbeitswelt verändern, sondern auch unsere Gesellschaft. Die Bedienung der Automaten wird eine hochqualifizierte Arbeit sein, die von den Arbeitnehmern ein hohes Ausbildungsniveau verlangt. Auf der anderen Seite werden Menschen einfache Tätigkeiten ausüben müssen, weil sich in ihrem Aufgabenbereich die Digitalisierung nicht lohnt. Diese Entwicklung birgt eine Gefahr. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass der Qualifikationsunterschied zwischen diesen beiden Gruppen nicht auch zu einer gesellschaftlichen Spaltung führt.

 


Was können Sie tun, um die Veränderung der Arbeitswelt zu steuern?

Kai Litschen: Das möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen: Früher war es so, dass die Menschen um 8 Uhr zur Arbeit und um 17 Uhr nach Hause gegangen sind. Das ist heute weder erforderlich, noch wird es den Bedürfnissen der Gesellschaft und dem Wunsch nach Work-Life-Balance gerecht. An dieser Stelle bietet die Flexibilisierung der Arbeit eine Chance – zum Beispiel die Freiheit, nach eigenen Gesichtspunkten den Arbeitsort auszuwählen. Anstatt lange Wege ins Büro auf uns nehmen zu müssen, können wir von zu Hause aus arbeiten und zwei Stunden Zeit für mehr Lebensqualität gewinnen. Als Jurist muss ich mir überlegen, wie man diese Arbeitsleistung messen und woran der Arbeitgeber festmachen kann, dass der Mitarbeiter sein Geld verdient.

Andreas Jain: Eine solche Änderung des Arbeitsrechts hat mehrere Auswirkungen. Wenn die Menschen nicht mehr zwei Stunden zur Arbeit fahren, müssen die Verkehrswege anders organisiert werden. Außerdem brauchen sie einen Wohnort, wo sie die Möglichkeit haben, ihrer Arbeit nachgehen zu können. Möglich auch, dass die Menschen mehr Kinder bekommen, weil sie Beruf und Familie besser vereinbaren können. Wir in unserem Forschungsfeld sind aufgefordert, diese Veränderungen mitzugestalten.

 


Was benötigen Sie, um gestalten zu können?

Andreas Jain: In jedem Fall die Expertise vieler verschiedener Disziplinen. Wir brauchen den Juristen, der das Arbeitsrecht an die neuen Bedürfnisse anpasst. Wir brauchen mich als Planer, um die räumlichen Strukturen herzustellen. Und auch diejenigen, die die politischen Rahmenbedingungen schaffen, damit sinnvolle Entwicklungen gefördert werden – etwa mit Förderinstrumenten, die das Kinderkriegen belohnen. Was alles passieren kann, wenn man an dieser oder jener Stellschraube dreht – auch das ist unsere Aufgabe. Wir binden die Disziplinen ein und sind sozusagen das transdisziplinäre Zentrum, in dem sich alle zusammensetzen. Auch der Soziologe, der fragt: Will die Gesellschaft das alles überhaupt?

 


Was sind dringende Fragen, auf die wir als Gesellschaft Antworten finden müssen?

Andreas Jain: Wie gelingt es uns, das Zusammenleben der Menschen global zu organisieren? Alles liegt so dicht beisammen, mittlerweile hat jede Veränderung in einem anderen Land auch Auswirkungen auf uns. In Deutschland haben wir verstanden, dass die Starken den Schwachen helfen müssen, zum Beispiel mit dem Länderfinanzausgleich. Wir müssen beginnen, auch weltweit so zu denken.

Kai Litschen: Wie wollen wir in Zukunft als Gesellschaft zusammenleben? Immer mehr Menschen fragen sich, was das Sozialwesen für sie tun kann. Dabei müsste es umgekehrt sein: Was kann ich für das Sozialwesen tun? Diese Entwicklung erkennt man daran, dass Vereinen, Gewerkschaften und Kirchen die Mitglieder abhandenkommen. Die Bereitschaft mitzuwirken sinkt. Wir müssen die Gesellschaft zu mehr Engagement bewegen.

 


Können Sie dazu beitragen, dass die Zukunft besser wird?

Andreas Jain: Ja, indem wir für Veränderungen die richtigen Strukturen schaffen und den Menschen Sicherheit geben. Wir wollen die Angst vor der Zukunft nehmen. Sie ist nicht gut für unser Zusammenleben und lähmt die Entwicklung der Gesellschaft. Wenn durch unsere Forschungsarbeit die Menschen glücklicher würden, würde auch mich das sehr glücklich machen.

 

Im Podcast erzählen Forschende der Ostfalia von ihrer Forschung.

Prof. Dr. Timo Schreiner, der von neuen Perspektiven für „Systemsprenger*innen“ in der Jugendhilfe erzählt.

Hören Sie hier die neue Folge: https://einfachforschung.podigee.io/episodes


„In diesem Projekt muss man ein bisschen crazy sein“, lacht Prof. Dr. Timo Schreiner, als
er Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack, Vizepräsident für Forschung, Entwicklung und
Technologietransfer, von seiner Forschung erzählt. Denn man müsse offen sein für viele
verschiedene wissenschaftliche Methoden. In seinem Projekt „Dynamite“ begleitet Timo
Schreiner ein Wohnangebot für junge Menschen in herausfordernden Lebenssituationen.
Es geht darum, neue Perspektiven zu entwickeln.

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