Wer geht in Führung?

Work-Life-Balance und Diversity sind Themen bei Fachtagung an der Ostfalia Hochschule


„Wer geht in Führung?“ war die zentrale Frage bei der Fachtagung zum Thema Diversity am Campus Wolfenbüttel der Ostfalia Hochschule. Rund 40 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, darunter auch Dr. Carola Reimann, Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, tauschten sich am Mittwoch zum Beispiel über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Work-Life-Balance aus.

Präsentiert wurde unter anderem eine Studie zur Führungsforschung, die Leon-Daniel Fischer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fakultät Maschinenbau, im Rahmen seiner Bachelorarbeit durchgeführt hat. Seine Ergebnisse zeigen: Zwei Drittel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Region Braunschweig legen großen Wert auf eine gute Work-Life-Balance. Allerdings bietet nur knapp ein Drittel der befragten Unternehmen überhaupt Maßnahmen zum Arbeitsausgleich an. Befragt wurden neben 137 Arbeitgebern und 136 ArbeitnehmerInnen im Großraum Braunschweig auch knapp 1000 Nachwuchskräfte, wie etwa Studierende oder Auszubildende. Auch bei der Akzeptanz von Frauenförderungsmaßnahmen und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gebe es Defizite, so Fischer.

Fachtagung "Wer geht in Führung"?

Bei der Fachtagung an der Ostfalia diskutierten die TeilnehmerInnen über das Thema Diversity. Von links nach rechts: Leon-Daniel Fischer (Fakultät Maschinenbau, Ostfalia), Prof. Susanne Stobbe (Vizepräsidentin für Lehre, Studium und Weiterbildung, Ostfalia), Dr. Carola Reimann (Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung), Dunja Kreiser (Landtagsabgeordnete, Wolfenbüttel), Uwe Schäfer (CDU Kreisverband Wolfenbüttel), Prof. Sven Lippardt (Dekan der Fakultät Maschinenbau, Ostfalia)

Ministerin Dr. Carola Reimann beschrieb in ihrem Grußwort die Ergebnisse der Studie als ernüchternd. „Künftig werden Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen als weitere Herausforderung nicht nur Beruf und Familie vereinbaren, sondern in gleichem Maße auch Beruf und Pflege von Angehörigen zeitlich miteinander abstimmen müssen“, so Reimann. Im Hinblick auf die Gleichstellung von Frauen in Unternehmen forderte die Ministerin: „Unternehmen müssen Gleichstellung vorleben, damit diese funktioniert.“

Thema bei der Tagung war auch Diversity in technischen Branchen. Prof. Sven Lippardt, Dekan der Fakultät Maschinenbau der Ostfalia, betonte: „Maschinenbau ist heute nicht mehr nur Zahnrad und klassische Konstruktion. Auch Diversity spielt eine bedeutende Rolle – sei es zum Beispiel durch steigende Frauenanteile im Maschinenbaustudium oder generell der Nachwuchsmangel im MINT-Bereich“. Dabei seien die Zukunftschancen in den Ingenieurwissenschaften so hoch wie lange nicht mehr, so Lippardt.

Elke Heitmüller, Leiterin Diversity und Frauenförderung im Volkswagen Konzern, zeigte wie bei Volkswagen Diversity gelebt und unterstützt wird. Hierbei werde ebenfalls stark auf die Anpassung der Unternehmenskultur Wert gelegt, um damit sowohl Beschäftigten als auch dem Unternehmen Vorteile zu verschaffen. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen zwischen allen Berufs- und Lebensphasen Ausgewogenheit“, so Heitmüller. Dies umfasse nicht nur Möglichkeiten zur Kinderbetreuung, sondern auch individuelle Ziele und Wünsche eines Beschäftigten. Von Selbstverwirklichung bis zu Weiterbildungsangeboten, von Zeit für Pflege bis hin zur Reiselust oder einer gewünschten Familienpause.

In einem Punkt waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung am Ende einig: Die Individualität von Arbeitnehmern könne nur durch weitere flexible Arbeitszeitmodelle unterstützt werden, die sowohl für den einfachen Beschäftigten als auch für die Top-Führungskraft gelten sollen.  

Theresa Springer/15.06.2018