Wie kann Intuition die Wirtschaft stärken?

Forschungsprojekt der Ostfalia Hochschule untersucht Intuition als Wirtschaftsfaktor

Müssen in einem Unternehmen Entscheidungen getroffen werden, geschieht das bisher hauptsächlich auf Basis von Fakten und Wissen. Intuition spielt beim Entscheiden in der betrieblichen Praxis hingegen kaum eine Rolle. Dabei könnte die Intuition ein wichtiger Faktor in der Wirtschaftsförderung sein. Etwa wenn es darum geht, die Entwicklung neuer Produkte und das Wachstum anzukurbeln. Diese Annahme verfolgt das neue Forschungsprojekt „Rationalität, Heuristik, Intuition & Antizipation in Entscheidungssituationen Uelzener Unternehmen (RHIA)“, das an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Suderburg gestartet ist. Ziel des Teams um Projektleiter Professor Markus Launer, Fakultät Handel & Soziale Arbeit, ist es, ein Messverfahren für Intuition zu entwickeln und zu erforschen. Gefördert wird das Projekt durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und das Land Niedersachsen mit rund 470.000 Euro.

Sollte den Forscherinnen und Forschern der Nachweis gelingen, dass Intuition differenziert messbar und anwendbar ist, so könnte dies für viele Berufszweige neue Anwendungsmöglichkeiten bieten. Denkbar wäre der Einsatz beispielsweise bei der Auswahl von Führungskräften im Personalwesen oder in Form von intuitionsbasiertem Verkaufstraining in Einzelhandel und Vertrieb. Auch Rettungsdienste und Polizei, die täglich schnelle und komplexe Entscheidungen fällen müssen, kommen als Anwender in Frage. Ein Prototyp zur Intuitionsmessung könnte auch hier als Basis für die Entwicklung neuartiger Konzepte dienen.

Das Forschungsteam der Ostfalia Hochschule konzentriert sich bei seiner Arbeit zunächst auf kleine und mittelständische Unternehmen im niedersächsischen Landkreis Uelzen. Dort soll der Prototyp langfristig zur Entwicklung neuer Produkte, der Stärkung der digitalen und kreativen Wirtschaft sowie der Existenzgründung führen.

Im Projekt RHIA werden erstmals vier unterschiedliche Entscheidungsgrundlagen gemeinsam untersucht: Die rationale, kognitive Entscheidungsfindung, heuristische Entscheidungen „Faustregeln“ , intuitive Entscheidungen – das sogenannte Bauchgefühl – sowie die unbegründete Entscheidung. Dafür arbeitet das Forschungsteam im Projekt auch mit weiteren Expertinnen und Experten zusammen. Dr. Anne-Kathrin Hauer, Werkhaus Design + Produktion GmbH, ist auf Heuristik spezialisiert, Professor Wendelin Küpers, Karlshochschule Karlsruhe, konzentriert sich auf das Teilgebiet der Intuition. Den Bereich „Antizipation oder die unbegründete Entscheidung“ wird Diplom-Physiker Dirk Schneider von der Ostfalia Hochschule übernehmen. Projektleiter Markus Launer erforscht das Teilgebiet der Rationalität.

Das Projekt „Rationalität, Heuristik, Intuition & Antizipation in Entscheidungssituationen Uelzener Unternehmen (RHIA)“ ist für drei Jahre angesetzt und läuft noch bis Oktober 2021. Neben dem Uelzener Bürgermeister Jürgen Markwardt sind auch Landrat Dr. Heiko Blume sowie zahlreiche Unternehmen aus der Region Uelzen als Kooperationspartner in das Projekt eingebunden.

Theresa Springer/12.11.2018