„WIR SCHAUEN NUR AUF DEN FALL. WIR SCHAUEN NICHT AUFS KIND“

Erfolgreiche Fachtagung an der Ostfalia: Forschung zu Jugendlichen in herausfordernden Lebenslagen diskutiert

Am 29. April fand an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel eine spannende Arbeitstagung statt. Unter dem Titel „WIR SCHAUEN NUR AUF DEN FALL. WIR SCHAUEN NICHT AUFS KIND“ kamen rund 90 Teilnehmende aus Praxis, Wissenschaft und öffentlichen Trägern zusammen, um über Forschungsergebnisse zu Jugendlichen in herausfordernden Lebenslagen zu diskutieren. Organisiert wurde die Tagung von Prof. Dr. Timo Schreiner und Dr. des. Sandrine Bakoben von der Fakultät Soziale Arbeit.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts „Dynamite“, welches sich mit interkommunaler Organisation eines Wohnangebots und partizipativer Begleitforschung für und mit jungen Menschen in herausfordernden Lebenssituationen befasst. Dieses Projekt begleitet wissenschaftlich ein innovatives stationäres Wohnangebot der Arbeiterwohlfahrt Braunschweig (AWO BS).

Zentrale Themen der Tagung waren die Chancen und Herausforderungen der interkommunalen Kooperation (gemäß §78 SGB VIII) als neue Struktur sozialräumlicher Zusammenarbeit. Kritisch beleuchtet wurden institutionelle Falllogiken, die dazu führen, dass Jugendliche oft primär als „ Fälle“ und weniger als Subjekte mit individuellen Biografien wahrgenommen werden. In diesem Zusammenhang wurde auch der Begriff „Systemsprenger“ diskutiert, dessen stigmatisierende Wirkung kritisiert und für Biografie-orientierte Zugänge plädiert wurde. Die vorgestellte Forschung basiert auf Methoden wie der Grounded Theory, partizipativen Ansätzen und Mixed Methods.

Ein wichtiger Bestandteil der Tagung waren vier parallele Workshops, die den Teilnehmenden Raum für vertiefte Diskussionen und praxisnahen Austausch boten. Die Themen reichten von einem „ Innovativen Umgang mit Jugendlichen“, über „Interkommunale Vernetzung“ und die kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff „Systemsprenger*innen“ bis hin zur Reflexion über „Fall oder Kind? - Perspektiven auf Jugendliche in herausfordernden Situationen“.

„Die Tagung war ein voller Erfolg. Die vielfältigen Diskussionen waren nicht nur bereichernd für unsere Forschung, sondern haben auch wichtige Impulse für die Praxis gegeben. Besonders gefreut hat uns, im Sinne unseres partizipativen Forschungsansatzes, vorläufige Erkenntnisse offen mit Partner*innen aus Praxis, Wissenschaft und Verwaltung zu diskutieren und gemeinsam weiterzudenken“, resümierten die Projektverantwortlichen Prof. Dr. Timo Schreiner und Dr. des. Sandrine Bakoben.

Ziel der Forschung und der Diskussionen ist es, eine stärkere Individualisierung in der Hilfe zu erreichen, Bedarfserhebungen partizipativ zu gestalten und Hilfeplanungen diagnostisch fundierter zu machen. Die Ergebnisse der Tagung und des Forschungsprojekts sollen in zukünftige Publikationen und die Lehre einfließen sowie zur Weiterentwicklung der Praxis beitragen.

 

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(v.l.n.r.) Annett Ebert (Landkreis Hildesheim), Hendrik Ruppert (AWO BS), Prof. Dr. Timo Schreiner (Ostfalia), Dr. des. Sandrine Bakoben (Ostfalia), Sarah Kilian (Ostfalia), Nils Borkowski (AWO BS), Simone Prager (Ostfalia), Dr. Camelia Müller (Ostfalia)

 

Ihre Ansprechpartner*innen zu diesem Thema:

 

Prof. Dr. Timo Schreiner

Professur für Kinder- und Jugendhilfe
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
E-Mail: ti.schreiner@ostfalia.de

 

Dr. des. G. Sandrine Bakoben
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

E-Mail: g.bakoben@ostfalia.de

 

Text und Foto: Stefan Thiede-Mysliwietz/Ostfalia