Was machen unsere Absolvent*innen?

Julia DeuerleinJulia Deuerlein, geb. Menze

Studiengang: Bachelor Recht, Finanzmanagement und Steuern

Abschlussjahr: 2014

 

Warum haben Sie sich dafür entschieden den oben genannten Studiengang zu studieren und warum an der BELS?

Ursprünglich wollte ich mich in Richtung Personalmanagement weiterentwickeln. Ich hatte bereits eine Ausbildung zur Industriekauffrau abgeschlossen und war mir sicher, dass Finanzen „nicht so meins sind“. Der Studiengang RFS war noch frei und ich habe mir gedacht, ich schau es mir einfach mal an, denn wechseln könne ich ja schließlich jederzeit. Zum Wechsel kam es dann nicht und ich durfte feststellen, dass das, was ich in meiner Ausbildung gelernt habe nicht zwingend das sein muss, was ich am Ende wirklich im Beruf mache.

 

Was steht auf Ihrer Visitenkarte?

Siemens Energy AG, Corporate Controller

 

Warum haben Sie diese Tätigkeit/ dieses Unternehmen/ diese Branche gewählt?

Das Arbeitsumfeld des Controllings hat mich bereits während des Studiums sehr interessiert und durch verschiedene Werkstudententätigkeiten konnte ich früh in unterschiedliche Bereiche des Controllings (Einkaufs-, Performance- und Claim Controlling) innerhalb der Siemens AG reinschnuppern. Ich hatte das Glück, ein Jahrespraktikum in den USA im Bereich Performance Controlling absolvieren zu dürfen und durch den Direkteinstieg bei Valeo Siemens, einem Joint Venture der Siemens AG in Erlangen, konnte ich 2016 Fuß im Süden Deutschlands fassen.

Nach dem erfolgreichen Aufbau eines neuen Einkaufscontrollings wurde mir im Frühjahr 2020 bei der heutigen Siemens Energy AG eine Stelle im Corporate Controlling angeboten. Ein sehr spannendes Arbeitsumfeld, sowohl auf die Branche als auch Tätigkeiten bezogen.

Mein Einstieg fand noch rechtzeitig zum größten Spin-off der deutschen Firmengeschichte statt, bei dem ich einen sehr wertvollen Einblick in ein so seltenes Ereignis erhaschen konnte. Nach nur wenigen Monaten haben wir den DAX-30 erreicht und müssen uns nun an zwar noch strengere Regularien halten, sehen aber gleichzeitig den Erfolg aus der harten Arbeit der ersten Monate als eigenständiges Unternehmen.

Die Energiebranche hatte ich selbst gar nicht auf dem Schirm und ich habe mich erst durch das Jobangebot näher damit befasst. Ein sehr wichtiges und nun mit vielen Möglichkeiten einer erneuerbaren Energieerzeugung auch zunehmend nachhaltiges Gebiet.

 

Was sind Ihre Aufgaben und wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?

Mein typischer Arbeitstag beginnt meist zwischen 8 Uhr und 9 Uhr im Home Office (pandemiebedingt habe ich seit Beginn keinen einzigen herkömmlichen Büroarbeitstag im Unternehmen erlebt). Einen festen Ablauf gibt es zwar nicht, ich prüfe allerdings immer erst einmal meine E-Mails und verschaffe mir einen Überblick über anstehende Termine. Wir haben ein tägliches virtuelles Teammeeting, in dem wir uns 30 Minuten gegenseitig über anstehende Themen informieren oder auch Themen diskutieren, die uns gerade beschäftigen. Alles was danach folgt ist von Tag zu Tag unterschiedlich. 

Unser Team ist verantwortlich für die Governance und Konsolidierung der wichtigsten Controlling-Prozesse innerhalb der gesamten Siemens Energy AG wie Budget, Forecast und Reporting. Meine Rolle innerhalb des Teams umfasst derzeit das Reporting der Discretionary Expenses und der Special Items. Jedes Thema wird geprüft, plausibilisiert und prüfungssicher dokumentiert. Als börsennotiertes DAX-Unternehmen haben wir strengstens einzuhaltende Berichterstattungsprozesse und müssen eine prüfungssichere Dokumentation sicherstellen.

Daher ist das wichtigste an meinem Beruf auch eine gute Kommunikation: das, was wir konsolidieren nimmt aktiv Einfluss auf das Reporting anderer, insbesondere auf das, was am Ende auch publiziert wird. Jede Verzögerung, jede Änderung (egal wie banal sie zu sein scheint) kann zu großen Abweichungen führen und involviert zudem unzählige Einzelpersonen.

Nebenbei bin ich Mitglied im so genannten „Talent Network Germany“, einem zweijährigen Entwicklungsprogramm bei dem wir unterschiedliche Fach- und soziale Projekte bearbeiten, Mitglieder:innen des Managements persönlich kennenlernen und zur Führungskraft/Fachexpert:in „ ausgebildet“ werden.

 

Welche Kenntnisse und Fähigkeiten, die Sie heute im Job brauchen, haben Sie im Studium an der BELS erworben und kennengelernt?

Bei uns galt damals ein großes Miteinander: wir haben uns gegenseitig gepusht, unterstützt, geholfen. Dies hat zum großen Teil meine Sozialkompetenz weiter ausgebaut, sprich ich habe gelernt neue Kontakte zu knüpfen, Netzwerke zu pflegen aber auch generell besser zu kommunizieren, mich selbst aber auch andere zu motivieren. Auch persönlich konnte ich mit Hilfe des Studiums sehr gut herausfinden, was meine Stärken und auch Schwächen sind. Wie belastbar und selbstdiszipliniert kann ich oder möchte ich sein? Wieviel Engagement bin ich bereit einzubringen, wie lernbereit bin ich für gewisse Themen und lohnt es sich überhaupt so viel Energie reinzustecken? Dies alles hat mir eine Möglichkeit der Selbstreflexion gegeben.

Darüber hinaus hat das Studium mein analytisches, kritisches Denken gefördert und zu guter Letzt natürlich nicht nur Fachwissen sondern darüber hinaus auch ein gutes Grundlagenwissen vermittelt. Noch heute bin ich ab und an verwundert, was ich alles weiß, obwohl es nicht zu meinem Fachgebiet gehört.

 

Welche Entwicklungschancen gibt es bei Ihrer Organisation / in Ihrer Branche / in Ihrem Beruf?

Viele. Das Controlling, insbesondere Corporate Controlling, ist breit gefächert. Neben diversen Spezialisierungen kann die Entwicklung von einfacher Teamführung bis hin zu strategischer Beratung/Sparringpartner der Geschäftsleitung auch die Türen als CFO öffnen. Ein Mitwirken im Unternehmensvorstand ist natürlich auch möglich.

 

Können Sie sich noch zurück erinnern, was die wichtigsten Schritte damals kurz nach Abschluss des Studiums auf Ihrem Weg zum Berufseinstieg waren?

Ich stand kurz vor dem Masterabschluss und bin für ein Praktikum in die USA gegangen. Dort hatte ich erfahren, dass ich eine Modulprüfung leider nicht bestanden hatte und diese erst ein Jahr später hätte wiederholen können. Ich musste mich entscheiden, ob ich dies mache oder mich auf gut Glück mit meinem Bachelorabschluss auf eine Stelle bewerbe. Es gab nicht viele interessante Stellen weshalb ich mich damals nur auf eine einzige Stelle im Einkaufscontrolling beworben – und sie auch bekommen hatte.

Rückblickend kann ich sagen, dass das wichtigste ist sich rechtzeitig Gedanken zu machen was man gerne machen möchte – und ob eine Bereitschaft besteht auch weiter weg zu ziehen. Spätestens im letzten Semester sollte man in sich gehen können und für sich überlegen, was man selbst gerne machen würde. Das Studium ist die beste Zeit, um eben dies herauszufinden. Nutzt diese! Ich war offen für einen Ortswechsel und habe diesen Schritt auch nie bereut.

 

Wie stellen Sie Ihre Work-Life-Balance her (Vereinbarkeit und Einklang von Beruf und Privatleben)?

Ich habe völlig flexible Arbeitszeiten, die ich unter der Woche (montags bis freitags) frei gestalten kann. Wochenendarbeit wird nicht gerne gesehen! In meinem Bereich leben wir eine Unternehmenskultur mit viel Wertschätzung, offener Kommunikation und hin und wieder kleineren Challenges zwischen den Teams, um Gesundheit, Sport und Fitness immer wieder in den Mittelpunkt zu heben. Hin und wieder gibt es selbstverständlich Phasen, in denen Überstunden unvermeidbar sind, wie z.B. Quartalsabschlüsse mit externen Veröffentlichungen, allerdings sind selbst diese mit Spaß verbunden, da das Betriebsklima stimmt.

Prinzipiell muss jede:r für sich selbst entscheiden, wieviel Zeit der Beruf in Anspruch nehmen darf – ich habe eine 35 Stundenwoche, die flexibel nach oben aber auch nach unten verlaufen kann und finde unter der Woche, aber natürlich auch an den Wochenenden, immer Zeit für Familie, Unternehmungen, Ausflüge und Treffen mit Freunden.

Meine Arbeit macht mir wirklich Spaß, was natürlich auch zu einem positiveren Work-Life-Balancegefühl (oder Work-Life-Blend) führt, da ich ziemlich viel Flexibilität genießen kann.

 

Welchen Rat können Sie den BELS-Studierenden mit auf den Weg zum Beruf geben?

Macht euch frühzeitig Gedanken, wo ihr euch nach Abschluss sehen möchtet. Welche Themengebiete interessieren euch? Wie stellt ihr euch euren Tagesablauf vor und passt das zu der Branche/dem Unternehmen? Es geht um euch, eure Karriere. Schaut euch auch gerne um, was eure Kommiliton:innen interessiert, sucht euch Sparringpartner zum Austausch und knüpft Kontakte in den euch interessierenden Unetrnehmen.

Mir persönlich hat meine Werkstudentenanstellung am meisten geholfen die verschiedenen Bereiche eines Unternehmens kennenzulernen, um so für mich entscheiden zu können, wo ich mich sehen kann und was mir gar nicht liegt. Insbesondere als Werkstudent:in habt ihr die Möglichkeit, dies für euch selbst herauszufinden. Ihr könnt euch in Ruhe Unternehmensbereiche mit ihren Themengebieten und Tagesabläufen ansehen und habt immer die Möglichkeit auch Abteilungen zu wechseln. Greift möglichst viel Praxiswissen ab um so für euch selbst zu entscheiden, was ihr beruflich machen wollt. Der erste Job muss nicht zwangsläufig der bleiben, den ihr euere Leben lang ausübt, es weist euch jedoch schon einen Weg. Wählt ihr diesen unbedacht, kann es euch den Wechsel in euren Traumjob erschweren.

 

Denke ich an meine Studienzeit an der BELS zurück, denke ich...

…, dass ich alles wieder genauso machen würde.

Ich erinnere mich sehr gerne an mein Auslandssemester an der Murdoch University in Perth, aufregende Exkursionen (u.a. nach Berlin und Hong Kong), anstrengende Prüfungsphasen mit langen Lernmarathonen in der Unibibliothek Braunschweig und natürlich auch an das wichtigste: Freundschaften fürs Leben.

 

Stand: Juli 2021

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