Verbundprojekt ‚KeGL‘ geht in die zweite Förderphase

980.000 Euro Fördermittel für Ostfalia Hochschule

Seit dem 1. August 2014 engagieren sich fünf niedersächsische Hochschulen im Verbundprojekt „ Kompetenzentwicklung von Gesundheitsfachpersonal im Kontext des Lebenslangen Lernens“, kurz KeGL. Dabei sind die Verbundleitung, die Projektkoordination sowie die Bearbeitung des Teilprojektes „ Regionale Weiterbildung und -beratung (regioWB)“ an der Fakultät Gesundheitswesen der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften angesiedelt. Während die Projektlaufzeit der ersten Förderphase zunächst bis zum 31. Januar 2018 befristet war, liegt nun der Bescheid des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) vor, der eine zweite Förderphase bis zum 31.07.2020 genehmigt. Damit wurde der Ostfalia für den gesamten Projektzeitraum eine Fördersumme i. H. v. rund 980.000 Euro bewilligt.

„Wir freuen uns sehr über diesen positiven Bescheid, können wir doch unsere bisherige erfolgreiche Arbeit in einem starken niedersächsischen Verbund fortsetzen“, so der Verbundprojektleiter Prof. Dr. Ludger Batzdorfer.

KeGL steht im Kontext der von Bund und Ländern im Jahr 2008 gestarteten Qualifizierungsinitiative „Aufstieg durch Bildung“, durch die Bildungschancen für alle Bürgerinnen und Bürger verbessert werden sollen. Hierbei spielt insbesondere die Öffnung der Hochschulen für Berufstätige, Personen mit Familienpflichten, Berufsrückkehrerinnen, -rückkehrer und beruflich Qualifizierte auch ohne formale Hochschulzugangsberechtigung eine zentrale Rolle –  dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. „Im Verbundprojekt KeGL geht es den Beteiligten an den Hochschulen Hannover und Osnabrück, der Universität Osnabrück, der Jade Hochschule und der Ostfalia Hochschule darum, hochschulische Weiterbildungen als Zertifikatsangebote auf wissenschaftlichem Niveau anzubieten“, erläutert Diplom-Sozialgerontologe Gerold Niemeyer, der auch in der zweiten Förderphase die Koordination des Forschungsverbundes an der Ostfalia übernimmt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich das Ziel gesetzt, Zertifikatsweiterbildungen speziell für Gesundheitsfachpersonal zu konzipieren, zu entwickeln und pilothaft zu erproben, um damit das vorhandene Studienangebot künftig zu ergänzen. Die geplanten Angebote erfordern keine klassische Hochschulzugangsberechtigung wie das Abitur, und sie werden sowohl zeitlich als auch inhaltlich deutlich kompakter gestaltet sein, als ein kompletter Bachelor- oder Masterstudiengang.

Ausgehend vom Fachkräftemangel in der Pflege sowie dem Trend zur Höherqualifizierung der Pflegeberufe folgend, erforschte die Ostfalia im Rahmen ihres Teilprojekts regioWB zunächst die regionalspezifischen Weiterbildungsbedarfe für Pflegefachpersonal in den Einzugsgebieten der beteiligten Hochschulen mit dem Ziel, die regionalen Ausgangssituationen für den Auf- und Ausbau von Weiterbildungsangeboten im Gesundheitswesen zu analysieren. Die zusammengeführten Erkenntnisse aus den Erhebungen relevanter sozio-demografischer Daten sowie der bestehenden Qualifizierungsangebote und -bedarfe dienen dazu, passgenaue Weiterbildungskonzepte für die Zukunft zu entwickeln. Mit Beginn des Jahres 2018 wird die Erprobungsphase konkretisiert.

„Wir werden an unserer Fakultät während der Projektlaufzeit insgesamt sechs Zertifikats-Module erproben, die jeweils innerhalb eines Semesters absolviert werden können“, berichtet der Leiter des Ostfalia-Teilprojektes Tobias Immenroth. Dazu gehören neben Hygiene-, Notfall- und Diversity-Management auch der Umgang mit Demenz, Beratungskompetenz sowie die Praxisanleitung. Immenroth, der eine Professur für angewandte Pflegewissenschaften an der Fakultät Gesundheitswesen der Ostfalia verwaltet, betont, das Blended Learning-Format des Weiterbildungsangebots. Bei der Durchführung wird besonderer Wert auf eine ausgewogene Mischung von Präsenzveranstaltungen und durch moderne Medien unterstützte, zeitlich und räumlich flexibel gestaltbare Lernformen gelegt. Die Seminare sollen hierbei in Kooperation von Hochschullehrenden und akademisch qualifizierten Praktikerinnen und Praktikern gestaltet werden. Während die Weiterbildungsangebote in einem ersten Durchlauf auf Personen in Pflegeberufen ausgerichtet sind, erfolgt im Anschluss eine Adaption für eine Anwendung im multiprofessionellen Setting. Hier soll die Zielgruppe der Weiterbildungsangebote auf alle an der Patientenversorgung beteiligten Berufsgruppen erweitert werden. Darüber hinaus werden unterschiedliche Organisationsformen für Zertifikatsangebote an Hochschulen erprobt. Die Teilnehmenden können demnach z. B. als Gasthörerinnen oder Gasthörer reguläre Lehrveranstaltungen an der Fakultät Gesundheitswesen besuchen, Inhouse-Seminare nutzen oder Seminare in Kooperation mit externen Bildungseinrichtungen belegen. Die ersten Module werden im Sommersemester 2018 an der Fakultät Gesundheitswesen der Ostfalia in Wolfsburg stattfinden.

Das Anliegen der Beteiligten ist es im Weiteren, bewährte Angebote zu verstetigen und in Kooperation mit den anderen Verbundhochschulen ein flexibles Qualifizierungssystem anzubieten. Im Idealfall können Leistungen, die von den Teilnehmenden der Zertifikatsveranstaltungen an einer Hochschule erworben wurden, bei weiterführenden Seminaren oder Studiengängen an einer anderen am Verbundprojekt beteiligten Hochschule anerkannt werden. Neben der Erprobung und Verstetigung der Zertifikatsangebote wird an der Ostfalia darüber hinaus ein Beratungskonzept entwickelt und erprobt, welches die Personalentscheider in Einrichtungen des Gesundheitswesens adressiert. „Damit die erworbenen Kompetenzen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Einrichtungen und Unternehmen auch nachhaltig implementiert werden, müssen hochschulische Weiterbildungsangebote immer im Kontext der Organisations- und Personalentwicklung der jeweiligen Unternehmen gesehen werden. Mit einer entsprechenden Beratung wollen wir das sicherstellen“, erläutert die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projektes, Dipl.-Sozialwissenschaftlerin Sandra Schaffrin.

Niemeyer/Me/24.01.2018