Digitale Bildungsangebote für die Qualifizierung von Menschen mit Behinderungen

Modellprojekt „diBa“ der Fakultät Soziale Arbeit zieht
auf Inklusions-Fachtagung Bilanz

Wie kann es Menschen mit Behinderungen durch digitale Bildungsangebote ermöglicht werden, grundlegende berufliche Kompetenzen zu erlernen, die wichtig sind, um in der Arbeits- und Berufswelt zu bestehen? Mit dieser Frage hat sich das Modellprojekt „diBa“ an der Fakultät Soziale Arbeit der Ostfalia Hochschule beschäftigt. Erfahrungen und Perspektiven wurden zum Abschluss des seit drei Jahren laufenden „Modellprojekts zur Entwicklung und Implementierung digitaler Bildungsangebote“ für Menschen mit Behinderungen auf einer Hybrid-Konferenz mit mehr als 200 Teilnehmenden aus Wissenschaft und Praxis – vor Ort und digital zugeschaltet – erörtert.

„Menschen mit Behinderungen haben ein Recht auch auf digitale Teilhabe“, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Ludger Kolhoff die Motivation hinter dem Modellprojekt. Gemeinsam mit dem Kooperationspartner, der Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen in Norddeutschland eG (gdw nord), entstanden in dem Projekt „diBa“ verschiedene digitale Lern- und Übungseinheiten zu den Themenfeldern „Berufliche Kompetenzen“ und „Arbeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“. Die Lerneinheiten wurden in enger Zusammenarbeit mit schwerbeeinträchtigen Menschen entwickelt, produziert und evaluiert. Dörte U. Engelkes, Filmemacherin und Mediendesignerin im Projekt, berichtet: „Beschäftigte der Behinderteneinrichtungen bringen vorhandene Digitalkompetenzen gut in digitale Bildungsprozesse mit ein, sind interessiert an digitalen Bildungsangeboten und darüber hinaus motiviert, ihre Kompetenzen in partizipativen Workshops weiter auszubauen.“ In Gruppendiskussionen, die in sechs Einrichtungen mit etwa 30 Teilnehmenden durchgeführt wurden, wurde immer wieder genannt, dass Bilder, Videos, Animationen, Aktivitäten und Quizze zur Lernerfolgsüberprüfung für die Zielgruppe wichtig seien. Auch die Möglichkeit, das Lerntempo und Wiederholungen individuell zu bestimmen und die Verwendung der Leichten Sprache sind Lernenden besonders wichtig.

„Digitale Bildungsangebote sind überwiegend noch nicht wesentlicher Teil der Qualifizierung im Werkstattalltag“, erklärt „diBa“-Projektmitarbeiterin Dr. Karen Frankenstein. Die technische Infrastruktur und Erfahrungen im praktischen Einsatz digitaler Lernmedien wurden in den von uns geführten Experteninterviews von den Fachkräften vielfach als erweiterbar beschrieben.“ Ihr Projektkollege Benjamin Rink hält fest: „Die Implementierungsphase des Projektes zeigte: Für die Teilhabe der Werkstattbeschäftigten an digitaler Bildung spielen die Fachkräfte der Einrichtungen eine zentrale Rolle.“

Das „diBa“-Projekt, gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, läuft bis August 2022. Die im Projekt entstandenen Lerneinheiten werden unter anderem auf einer digitalen Bildungsplattform der gdw nord zur Verfügung gestellt: www.didab.net
Vorgesehen ist die Publikation der Forschungsergebnisse in Buchform. Ein Folgeprojekt – „ Chancen der Digitalisierung für die selbstbestimmte Arbeitsmarktqualifizierung von Menschen mit schwerer Beeinträchtigung (DisAm)“ – sei bereits in Planung, so Prof. Dr. Ludger Kolhoff.

39_Pressefoto_01_DiBa-Tagung Kamen zum Abschluss des „Modellprojekts zur Entwicklung und Implementierung digitaler Bildungsangebote für Menschen mit Behinderungen zusammen (v.l.n.r.): Bastian Thiedau von der gdw nord, Benjamin Rink, Dr. Karen Frankenstein, Dörte U. Engelkes und Prof. Dr. Ludger Kolhoff von der Ostfalia Hochschule sowie Uwe Hiltner, Vorstand der Lebenshilfe Niedersachsen.

39_Pressefoto_02_DiBa_WEB Im „diBa“-Modellprojekt entstanden digitale Lerneinheiten gemeinsam mit und für Menschen mit Behinderungen.

 

Ihre Ansprechpartnerin zu diesem Thema: 

Dr. Karen Frankenstein
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
k.frankenstein@ostfalia.de
Telefon: 05331 939 37430 

 

Text: Dr. Karen Frankenstein/ZIM, 11.07.2022
Fotos: Timo Klingebiel und Dörte U. Engelkes/Ostfalia