Direkt zum Inhalt


Nachhaltigkeit aus systemischer Sicht

Aktuelles , , Wissens- und Technologietransfer (WTT) , Von: MD/Matthias Dickel

Ein Vorschlag für eine systemisch-evolutionäre Definition der Nachhaltigkeit.  

Schon im 18. Jahrhundert entwickelte sich eine Vorstellung über nachhaltiges Wirtschaften. Hans Carl von Carlowitz nutzte diesen Begriff für die quantitative und regenerative Erneuerung der Forstwälder.

Erst 1987 wurde der Nachhaltigkeitsbegriff mit dem Brundtland-Bericht um eine qualitative Dimension erweitert: 

“Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, welche die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Fähigkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre Bedürfnisse zu befriedigen.”

“Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.”[1]

Entwicklung meint nicht nur den Erhalt des Bestehenden, sondern zielt vielmehr auf die Weiterentwicklung eines Systems im Sinne des Aufbaus von Überlebensvorteilen bzw. dauerhafter Wertsteigerungen (Thrivabilty) ab. Damit rückt die systemische Betrachtungsweise in den Vordergrund, die auch die Austauschprozesse in und zwischen Systemen betrachtet:

Nachhaltigkeit (Sustainabilty) ist eine Einstellung, „… die Entscheidungen und Verhaltensweisen mit möglichst geringen negativen Neben- und Folgewirkungen erzeugt. “[2] Langfristig sind nur solche Verhaltensweisen erfolgreich, „… die sich als Win/win-Lösungen für alle Betroffenen (Stakeholder) und die natürlichen Systeme herausstellen.“[3]

Die nachhaltige Entwicklung betrachtet somit „… eine durchhaltbare, nachhaltige und qualitative Entwicklung zur Selbsterhaltung im Einklang mit der Mitwelt.“[4] Der Begriff Mitwelt soll darauf hinweisen, dass wir uns nicht von der Umwelt abgrenzen können, sondern dass wir ein Teil dieser Umwelt sind.[5] Eine mitweltgerechte Entwicklung gelingt nur dann, wenn diese fair, kooperativ, partizipativ, naturgerecht und ganzheitlich angelegt ist. 

Die nachhaltige Entwicklung der Hochschule als soziales System ist in einem turbulenten Umfeld nur dann langfristig erfolgreich und zukunftsfähig, wenn ein solches über eine Vielfalt an Talenten und unterschiedliche Methoden, Strukturen und Wege verfügt, um in unterschiedlichen Situationen flexibel auf neue Anforderungen reagieren zu können. Nur in einer plural und systemisch ausgerichteten Hochschule wird Vielfalt als strategischer Vorteil erkannt und bewusst erzeugt.[6] Die Hochschulentwicklung besteht in permanenten Prozessen des Suchens, des Lernens und des Gestaltens, um langfristig überlebensfähig zu sein.

Die Nachhaltigkeit basiert auf den drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales. Die Säulen „ökologische Tragfähigkeit“, „sozialer Gerechtigkeit“ und „wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“ stehen gleichrangig nebeneinander (Triple-Bottom-Line-Ansatz): 

„Der ökonomische Erfolg ist .. Voraussetzung für die Finanzierbarkeit ökologischer und sozialer Maßnahmen. Ökonomischer Erfolg ist aber nur in einem stabilen sozialen Umfeld möglich und ohne eine gesunde Umwelt gibt es keine stabilen sozialen Systeme … .“[7]

Für die Hochschulpolitik lassen sich mit den drei Säulen folgende Handlungsprinzipien herleiten:[8]

  • Ökologische Tragfähigkeit: Entscheidungen sollen einen Beitrag zum Bestand der globalen Ökosysteme leisten und dürfen diese nicht gefährden.

  • Soziale Gerechtigkeit: Das Wohlergehen und die Rechte von Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten und Gemeinschaften, mit denen die Hochschule interagiert, sollen gewährleistet werden.

  • Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit: Die Gewinnerzielung trägt zur langfristigen finanziellen Stabilität des Unternehmens bei und ermöglicht Investitionen in soziale und ökologische Initiativen, um einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt zu leisten.

 

 

 


[1] United Nations. Report of the World Commission on Environment and Development. Our Common Future. New York 1987, S. 37.

[2] Bergmann. Gustav/Daub, Jürgen: Systemisches Innovations- und Kompetenzmanagement. 2. Aufl. Wiesbaden 2008, S. 42.

[3] ebd.

[4] Bergmann, Gustav: Zukunftsfähige Unternehmensentwicklung. München 1996. S. 3.

[5] Vgl. Bergmann, Gustav: Zukunftsfähige Unternehmensentwicklung. München 1996. S. 4.

[6] Vgl. Bergmann, Gustav: Zukunftsfähige Unternehmensentwicklung. München 1996. S. 3.

[7] Sailer, Ulrich: Nachhaltigkeitscontrolling. 5. Aufl. München 2024. S. 21.

[8] Vgl. https://www.uni-bamberg.de/nachhaltigkeit/leitbild-nachhaltigkeit/ (externer Link, öffnet neues Fenster), abgerufen am 16.06.205; https://www.haufe.de/id/beitrag/das-sustainability-toolbook-intro-52-der-begriff-triple-bottom-line-ppp-people-planet-profit-HI16742981.html (externer Link, öffnet neues Fenster), abgerufen am 03.07.2025.

Ansprechperson

Matthias Dickel, M.A.

Dipl.-Kfm.
Projektmitarbeiter Hochschultransformation - Nachhaltige Ostfalia
Hochschulentwicklung - QM

Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

– Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel

Salzdahlumer Straße 46/48

38302 Wolfenbüttel

Tel.: +49 5331 939 10190

E-Mail: m.dickel@ostfalia.de

Internet: www.ostfalia.de