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Digitalisierung zur Zusammenarbeit in verteilten Entwicklungsteams

Viele Unternehmen haben begonnen ein Lean Development System z.B. unter dem Namen Shopfloormanagement in ihren operativen Bereichen zu etablieren. Durch den konsequenten Einsatz zeigen sich sehr schnell erste Erfolge und es lassen sich häufig bereits im ersten Jahr Effekte im Geschäftsjahresergebnis erkennen. Das liegt meist an der Verbesserung der internen Kommunikation, besseren Planung, engeren Verfolgung und Visualisierung von Planabweichungen. Durch gezielte Prozessverbesserungen, der Elimination von Verschwendung und der Etablierung von kontinuierlichen Verbesserungsprozessen werden mittelfristig weitere Erfolge erzielt.
Die Produktentwicklung zeichnet sich im Allgemeinen durch einen hohen, immer weiter steigenden Anteil der verteilten Zusammenarbeit aus. Produkte werden nicht mehr lokal an einem Standort eines Unternehmens entwickelt, sondern entstehen durch Zusammenarbeit verschiedener, spezialisierter Standorte eines Unternehmens und der Unterstützung durch wechselnde Lieferanten und Dienstleister. Während die Umsetzung von Lean Strategien an einem Standort mit relativ einfachen technischen Hilfsmitteln möglich ist, stoßen viele Ansätze bei der Produktentwicklung in verteilten Teams sehr schnell an ihre Grenzen. Beispielsweise kann eine Regelkommunikation nicht am physikalisch selben Ort durchgeführt werden. Selbst bei Teilnahme durch Telekooperationsmedien (vgl. Abbildung 1) ist eine effiziente Moderation im besten Falle „herausfordernd“, denn durch fehlende Mimik und Gestik ist die Aufmerksamkeit der Teilnehmer kaum zu beurteilen, sprachliche Hürden sind kaum zu überwinden und Missverständnisse sind vorprogrammiert. Weitere Defizite bei der Umsetzung von lokal erfolgreich eingeführten Lean Development Strategien sind:

  • die fehlende Vereinheitlichung der Prozessdaten,
  • die fehlende Digitalisierung der Erhebung von Prozessdaten und daraus resultierend
  • die träge Reaktionszeit auf Schwierigkeiten im Projektablauf.
Design Review eines Getriebes im virtuellen Besprechungsraum
Design Review eines Getriebes im virtuellen Besprechungsraum

Das langfristige Ziel des Vorhabens ist es die erkannten Defizite durch eine durchgängige Digitalisierung zu beheben. Dazu sollen generische Methoden entwickelt werden eine standortübergreifende Vereinheitlichung von Prozessdaten herbeizuführen und deren klare Zuordnung zu relevanten Prozessschritten zu ermöglichen. Außerdem soll eine rechnerunterstützte Möglichkeit geschaffen werden die erhobenen Daten in Echtzeit in einer gemeinsamen Datenbasis zusammenzuführen und fallweise automatisiert in verschiedenen Sichten (z.B. abteilungsorientiert, projektspezifisch) zu visualisieren. Planabweichungen sollen automatisiert erkannt und sofort und zielgerichtet eskaliert werden können. Dabei werden die Besonderheiten der internationalen Zusammenarbeit in virtuellen Teams in den Fokus der Betrachtung gerückt. Die sowieso während der Entwicklung lokal anfallenden Daten und Zwischenergebnisse werden herangezogen, um eine feinere Planung bzw. eine frühere Planabweichung im Sinne eines Frühwarnsystems identifizieren zu können. Durch die Standardisierung der Vorgehensweisen und Datengrundlage ist eine klare und eindeutige Zuweisung der Arbeitsumfänge an die verteilten Teams bzw. darüberhinaus innerhalb der Teams möglich. Jedes Teammitglied, egal an welchem Standort, bekommt dadurch eine klare Verantwortlichkeit mit Termin- und Kostenzielen. Dies trägt entscheidend zur Erhöhung der Verbindlichkeit bei. Durch das frühzeitige, transparente Erkennen von Planabweichungen und die eindeutige Zuweisung von Aktionen wird die Reaktionszeit der Problemlösung messbar. Auswirkungen von späten Entscheidungen oder schlechter Priorisierung werden sofort ersichtlich und die Ursachen können zielgerichtet bekämpft werden.

Projektlaufzeit: 01.10.2018 - 30.09.2019

Ansprechpartner: 

Prof. Dr.-Ing. Carsten Stechert

Hans-Patrick Rohde, M. Sc.

Die Förderung für dieses Projekt erfolgt aus Mitteln des Ostfalia Forschungspools.