Wenn im November vermehrt Männer mit Schnurrbart zu sehen sind, steckt dahinter mehr als Modebewusstsein: Der „Movember“ ist eine internationale Kampagne, die auf Themen der Männergesundheit aufmerksam macht – insbesondere auf die Vorsorge bei Prostata- und Hodenkrebs sowie auf psychische Gesundheit.
Seit der Gründung der Initiative in Australien vor rund 20 Jahren haben sich weltweit Millionen Menschen engagiert, um Spenden zu sammeln und Bewusstsein zu schaffen. In Braunschweig gehört Andreas Rodemann zu den Aktiven. Er hat an der Ostfalia in Salzgitter Medienmanagement studiert und sich anschließend 2020 als Foto- und Videograf selbstständig gemacht.
Ursprünglich war die Teilnahme am „Movember“ eine spontane Idee seiner damaligen Band „Gr:mm“, doch dann bekam das Thema für ihn eine persönliche Bedeutung: 2013 verstarb sein Vater an Krebs, 2019 erhielt er selbst die Diagnose Hodenkrebs. Seine eigene Erkrankung konnte früh erkannt und erfolgreich behandelt werden – ein Glücksfall, der ihm zeigte, wie entscheidend rechtzeitiges Handeln sein kann.
Über seine Social-Media-Kanäle informiert Andreas heute über körperliche und seelische Gesundheit und steht im Austausch mit Betroffenen. Besonders wichtig ist ihm, dass Männer lernen, offener über Beschwerden, Ängste und Gefühle zu sprechen. Noch immer würden viele Vorsorgetermine meiden, auch Themen wie Depression oder Suizid seien häufig tabuisiert. Dabei sind Männer überproportional häufig von psychischen Krisen betroffen. „Stärke bedeutet für mich Schwäche zuzulassen, also offen über seine Gefühle zu reden, zu weinen, zum Arzt zu gehen. Auch mal zu zeigen, dass man nicht der Fels in der Brandung ist, sondern zuzugeben, wenn etwas nicht in Ordnung ist“ verrät der 39-Jährige uns im Interview.
Obwohl der Movember nur einen Monat dauert, möchte Andreas, dass die Botschaft nachhaltig wirkt: Männergesundheit betrifft Körper und Geist gleichermaßen, und Vorsorge kann Leben retten. „Ich glaube tatsächlich das größte Problem ist, dass wir immer noch viel in traditionellen Rollenbildern denken. Man könnte meinen, dass das nur ältere Generationen betrifft, aber das ist leider gar nicht so. Die Ergebnisse von Umfragen bei Männern zwischen 18 und 35 Jahren sind erschreckend und machen klar, dass toxische Maskulinität absolut noch vorhanden ist. Davon müssen wir uns lösen“, so Andreas weiter. Sein Appell lautet: Symptome ernst nehmen, regelmäßig zur Vorsorge gehen und das Gespräch suchen – mit Ärztinnen und Ärzten, Freunden oder Familie.