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International Week Caen 2025

Annett Volmer (Sprachenzentrum, Lehrbeauftragte für Italienisch & Französisch) nahm vom 16. bis 20. Juni 2025 an einer Weiterbildung über spielebasiertes Lernen an der Universität Caen in Frankreich teil.

Wieso in die Normandie nach Caen?

Als ich im letzten Winter auf den Seiten des International Relation Office die Ankündigung einer Staff Week über „Gamebased learning and ludopedagogy“ in Caen gesehen hatte, war mir sofort klar, dass ich an dieser Weiterbildung teilnehmen will. Seit 20 Jahren unterrichte ich Studierende und erwachsene Lerner in den Fremdsprachen Italienisch und Französisch, hin und wieder Deutsch als Fremdsprache. Ich liebe es, grammatische Themen so zu didaktisieren, dass die Lerner auch Spaß haben und das geht meistens mit Spielen. Ob Bingo, Memory, Laufdiktate, Grammatik-Tennis, diese spielerischen Aktivitäten sind feste Bestandteile in meinen Fremdsprachenkursen. Ein Sprachkurs als Spielesession? Diese Weiterbildung in Caen am Gaming Lab der Universität versprach die wissenschaftliche Fundierung dessen, was ich seit Jahren praktiziere.

Vorbereitung

Bei meiner ersten Staff Mobility wurde ich bei der Vorbereitung, der Planung, Abwicklung und letztlich auch der Abrechnung bestens vom IRO unterstützt. Danke dafür! Insofern verlief dieser Prozess reibungslos und im Februar stand fest, dass ich einen Platz in Caen bekommen werde. Für mich war es wichtig, mit dem Zug nach Caen zu fahren. Von Braunschweig über Mannheim und Paris bis Caen kann man es an einem Tag schaffen, selbst mit Verspätung. In Caen hatte ich mir ein kleines Appartement in der Nähe der Universität gesucht und war sehr zufrieden, dass ich keinen weiten Weg hatte. Der Zeitplan kündigte eine hohe Intensität an: täglich von 9.30 Uhr bis 22.30 Uhr Programm. Eine Voraussetzung für die Teilnahme waren Englisch-Kenntnisse auf B2-Niveau. Da meine
Englisch-Kenntnisse etwas eingerostet waren, habe ich einen Englisch-Kurs für Mitarbeiter an der Hochschule im Sommersemester besucht.
Alle Teilnehmer sollten zudem vor dem Beginn einen relativ umfangreichen Fragebogen zu ihren Spielerfahrungen, Vorkenntnissen und Eigenschaften ausfüllen. Es wurden Spielgewohnheiten abgefragt. Die Veranstalter konnten somit die zu erwartende Teilnehmergruppe besser einschätzen. Ebenfalls wurde der Spielertyp ermittelt, also gehört man eher zu den kämpferischen Typen oder stehen gruppendynamische Prozesse im Mittelpunkt des eigenen Spiels. Ist man eher der Gewinnertyp oder doch eher der gesellige Spielertyp. Diese Fragebögen dienten vor allem dazu, um ausgewogene Spielergruppen während der Weiterbildung zusammenzustellen.

Aufenthalt

Fest steht, dass diese Woche ein absolutes Jahreshighlight für mich war. Selten habe ich so eine intensive, inspirierende und gut organisierte Weiterbildung erlebt. Die Gruppe war sehr international und die Teilnehmer kamen aus ganz Europa, aus Norwegen, Kroatien, Ungarn, Spanien, Litauen, Polen, der Türkei usw. Tatsächlich ging es am Vormittag um 9.30 Uhr los und um 22.30 Uhr haben wir zwar müde, aber freudestrahlend die Universität verlassen. Wir haben so ziemlich alles über Spiele erfahren und natürlich haben wir auch viel gespielt. Es ging um Definitionen von Spielen, um die Analyse von Spielen, um Spieldesign, um Gamification, um Anforderungen an Spiele für den Lernprozess. Wir haben Brettspiele gespielt, Videospiele oder Rollenspiele. Jedes Spiel wurde auf seine Funktionsweise, seinen pädagogischen Mehrwert hinterfragt und natürlich auf die Kompetenzen abgeklopft, die mit einem konkreten Spiel gefördert werden sollen. Es ging schließlich um den Lerneffekt des Spiels. 

Der Höhepunkt war am Donnerstag der ganztätige Game Jam. Wir haben in kleinen Gruppen selbst ein Spiel zu einer konkreten Problemstellung entwickelt und dieses dann vorgestellt. Aber nicht so einfach vorgestellt vor der Gruppe, sondern die Vorstellung war live auf Youtoube zu verfolgen. Das war für mich ein besonders herausfordernder Moment.
Daran haben wir konkret gearbeitet: Meine Gruppe hat ein Spiel entwickelt, das es ausländischen Studierenden erleichtern soll, sich an der neuen Universität zurecht zu finden. Eine andere Gruppe hat ein Spiel entwickelt, das einem neuen Kollegen den Einstieg in den neuen Job und den neuen Arbeitsplatz nahebringen soll. Es ging also um alltägliche Probleme, für die spielerische Lösungen entwickelt wurden.
Der theoretische Ansatzpunkt der Gamingwoche war der erfahrungsbasierte Ansatz, eine Herangehensweise, mit der ich durch meine Weiterbildung zur interkulturellen Trainerin bereits sehr vertraut bin. Das Spiel als eigene Erfahrung muss hinterfragt werden (die so wichtige Debriefing-Phase), um die Fähigkeiten und Kompetenzen herauszukristallisieren, die im Fokus des Spiels (= Trainings) stehen. Das kann Wissensvermittlung sein, Zeitmanagement, Ressourcenmanagement, Teamfähigkeit, Profitmaximierung oder strategisches und logisches Denken, um nur einige wenige dieser Kompetenzen zu benennen.

Fazit

Besonders beeindruckt hat mich das Engagement des französischen Gaming Lab Teams der Universität Caen. Der Direktor des CEMU Jérôme Legrix-Pagès hat gemeinsam mit seinem Team tolle Arbeit geleistet. Sie haben jeden Tag ein Mittag- und Abendessen organisiert. Nach dem Mittag – sozusagen als Verdauungsspaziergang – sind wir durch Caen gelaufen und Jérôme hat uns die Geschichte der Stadt, wichtige Sehenswürdigkeiten und Kirchen gezeigt und erklärt. Während der Mahlzeiten hatten wir Gelegenheit uns mit den Kollegen und Kolleginnen anderer europäischer Hochschulen und Universitäten auszutauschen.
Fantastique ! Formidable ! Magnifique !
Annett Volmer