Was Ende 2020 in der Corona-Pandemie mit einem Forschungsprojekt zwischen der Ostfalia und Leibniz-Universität Hannover (LUH) zum Abwasser-Monitoring als Frühwarnsystem für Infektionswellen begann, wächst zu einem innovativen Zentrum heran: Im „Center for Hydrosystems and Health (CHH) am Campus Suderburg der Ostfalia Hochschule werden die Fachbereiche Wasserwirtschaft, Informatik, Maschinenbau und Gesundheitswesen vereint. Hier vernetzen sich Forschende aus mehreren Fachbereichen der Ostfalia Hochschule, der Leibniz Universität Hannover (LUH) und verschiedenen Praxispartnern, um zu bedeutenden gesellschaftlichen Herausforderungen rund um das Kernthema Wasser zusammenzuarbeiten.
Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs, der das CHH am Campus Suderburg am Montag, 29. September, besuchte, machte deutlich, wie bereichernd Kooperationen dieser Art zwischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Universitäten für die Wissenschaftslandschaft sind: „Das Center for Hydrosystems and Health ist ein hervorragendes Beispiel für die Stärke interdisziplinärer und institutionenübergreifender Zusammenarbeit in der Wissenschaft: Es verbindet exzellente Grundlagenforschung und praxisnahe Expertise und entwickelt damit innovative, umsetzbare Lösungen für drängende Fragen unserer Zeit – zum Wohle von Mensch, Tier und Umwelt.“
Ostfalia-Präsidentin Prof. Dr. Julia Siegmüller lobt das Konzept des CHH am Campus Suderburg, das mit den dort angesiedelten Projekten beispielhaft zeigt, wie Forschung unmittelbar für und in die Gesellschaft wirkt: „Hier kommen Forschende verschiedener Fachdisziplinen zusammen, um das zu tun, was es braucht: das Angehen von Themen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz auf dem Gebiet der Wasser- und Umweltforschung und zwar im wechselseitigen Wissenstransfer mit Akteuren aus der Praxis.“
Bei seinem Besuch erhielt Wissenschaftsminister Mohrs praktischen Einblick in die laufenden und geplanten Projekte des Forschungszentrums, das 2023 auf Initiative von Ostfalia-Forschenden verschiedener Disziplinen entstand. Derzeit gehören sieben Forschende der Ostfalia und eine Wissenschaftlerin der LUH fest zum CHH-Team. Sie beschäftigen sich mit ihren Teams dabei unter anderem mit dem Monitoring und der Analytik von Wasserproben und weiteren Umweltproben, schaffen digitalisierte Datengrundlagen und versuchen darüber in Verbindung mit verschiedenen Fachexpertisen Aussagen zu modellieren, die Herausforderungen in den Feldern Gesundheit, Klima und Umwelt sichtbar machen und helfen können, diese anzugehen.
Hier forscht ein interdisziplinäres Team auf dem Gebiet der Klimafolgen- und Umweltforschung
Wie können einfache und kostengünstige Probenahmeverfahren dabei helfen, die Wasserqualität schnell und effizient zu erfassen? Wie lassen sich beispielsweise Krankheitserreger mithilfe molekularbiologischer und digitaler sowie KI-basierter Methoden präzise im Kanalnetz nachweisen und ihre Eintrittsquellen aufspüren? Das sind übergeordnete Fragen, die im CHH gemeinsam mit den dazu notwendigen Expertinnen und Experten bearbeitet werden.
Im Projekt „Die Kanaldetektive“ beispielweise werden Wasser- und Abwasserproben hinsichtlich antibiotikaresistenter Erreger untersucht. Ähnlich wie beim Screening-Projekt während der Pandemie macht man sich hier die Tatsache zunutze, dass das Abwasser urbaner Räume voller Informationen zu den Lebensgewohnheiten und der Gesundheitslage seiner Bevölkerung steckt. Gefördert wird das Projekt im Programm zukunft.niedersachsen.
Im Projekt KI-Kanal, gefördert vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt, hingegen geht um die Folgen von vermehrten Starkregenfällen. Forschende beschäftigen sich hier mit der Entwicklung eines Tools mit dem Ziel die Überflutungsgefahr zu minimieren, die durch überlastete Kanäle entsteht.
„Wir sehen uns auf einem guten Weg, zu einem wichtigen Ansprechpartner für Entscheidungsträger in Niedersachsen zu werden“, freut sich der Vorsitzende des CHH, Prof. Dr. Markus Wallner. Als Professor für Siedlungswasserwirtschaft zählen zu seinen Schwerpunkten die (urbane) Hydrologie und Siedlungsentwässerung. Für sein breites Engagement wurde Wallner erst 2024 mit dem Wissenschaftspreis Niedersachsen ausgezeichnet.
Nächster wichtiger Schritt im Sinne eines One-Health-Ansatzes
Wallner weiß, wie wichtig und ertragreich der interdisziplinäre Austausch für die Forschung ist und er wünscht sich für die Zukunft auch noch mehr hochschulübergreifende Expertise am Forschungszentrum. Mit der LUH-Wissenschaftlerin Prof. Dr. Regina Nogueira arbeitet er seit dem Corona-Screening-Projekt auch in diversen weiteren Projekten zusammen. Sie bringt die notwendige Umweltmonitoring-Perspektive ein und ist bisher einziges festes Mitglied einer anderen Hochschule am CHH. „Unsere Umwelt spiegelt unser Wirken wider. Wenn wir die Umwelt aufmerksam studieren, finden wir die Antworten auf verschiedenste Fragen unserer heutigen Zeit.“
Den nächsten Schritt im Sinne eines One-Health-Ansatzes, der die Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt als untrennbar betrachtet, sehen die CHH-Forschenden darin, auch den Faktor Tier in die Forschungsperspektiven mit einzubeziehen. Wichtiger Meilenstein auf diesem Weg ist ein Projektantrag, den die Ostfalia Hochschule gemeinsam mit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) und der Leibniz Universität Hannover gestellt hat. Prof. Dr. Paul Becher von der TiHo erklärt: „In dem Projekt streben wir an, den Nachweis von viralen Infektionserregern in Proben von Tieren mit dem Nachweis dieser Viren in verschiedenen Wasser- und Umweltproben zu kombinieren, um darüber Aussagen zur Verbreitung von Influenzaviren wie beispielsweise dem H5N1, bekannt als Vogelgrippe-Virus, sowie von weiteren Viren treffen zu können.“
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:
Prof. Dr. Markus Wallner
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
Campus Suderburg, Fakultät Bau-Wasser-Boden
Herbert-Meyer-Str. 7
29556 Suderburg
Telefon: +49 (0) 5826 988 61150
E-Mail: m.wallner@ostfalia.de